Wie wichtig sind den Parteien Männerleben?

von Manndat

Die Männergesundheitsseite gesund.men hat Parteien zum Thema Männergesundheit und zum Unterschied in der Lebenserwartung der Geschlechter befragt und nun interessante Ergebnisse veröffentlicht. Anlass war der Tag der ungleichen Lebenserwartung am 10. Dezember.

Im Rahmen der Befragung wurden alle Parteien angeschrieben, die im Bundestag und mindestens einer Landesregierung vertreten sind. Das sind CDU, CSU, SPD, FDP, Linkspartei und Bündnis90/Die Grünen. CDU und CSU wurden der Einfachheit halber allerdings gemeinsam angeschrieben.

CSU, SPD und Linkspartei, so legen diese in ihren Antworten dar, unterstützen das Ziel einer niedrigeren Geschlechterdifferenz bei der Lebenserwartung.

Bündnis90/Die Grünen sieht keinen Handlungsbedarf, da nach Ansicht dort die Unterschiede direkt oder indirekt biologisch seien und solche Differenzen kein Thema für die Politik seien.

Die FDP antwortete erst gar nicht. Dann kann man schon mal nichts falsch machen, denkt die FDP wahrscheinlich. Aber eine Partei, die sich überflüssig macht, darf sich nicht wundern, wenn sie eines Tages überflüssig ist.

Scheinheiligkeit bei Rollenbildsprüchen

Alte Männerbilder seien eine der wichtigsten Ursachen für den Gender Life Gap, so die Parteien. Aber ist diese Besorgnis authentisch? Nein, denn es sind die politisch Verantwortlichen, die den Nutzen alter Männerrollenbilder für die Machthabenden nicht missen wollen. Sie sind es, die vehement alte Männerrollenbilder festzementieren.

  1. Gerade vor kurzem hat die Bundesjustizministerin nochmals die politisch gewünschte gesetzliche Zementierung matriarchaler Erziehungsstrukturen und die Zuweisung der Versorgerrolle auf den Mann im Familienrecht angekündigt.
  2. Es sind zudem die politisch Verantwortlichen, die durch die ausdrückliche Legalisierung von Körperverletzung an Jungen durch Beschneidung klargemacht haben, dass sie Gewalterfahrung immer noch als wesentliche Männlichkeitsinitiation sehen.
  3. Und schließlich sind es die politisch Verantwortlichen, die in Art. 12a des GG (Dienstpflicht nur für Männer) staatlich legitimierte Tötungen auf Regierungswunsch immer noch als reine „Männersache“ ansehen. Nach Abschaffung des Verbots des Dienstes an der Waffe für Frauen hat dies keine andere sachliche Begründung mehr außer rückständigen archaischen Rollenbildverständnissen der Politiker.

Sprüche statt Handeln

Drei von fünf Parteien unterstützen Männerpolitik, laut ihren eigenen Angaben. Warum, fragt man sich, tut sich dann nichts?

Tatsächlich machten die meisten Parteien auch praktisch Vorschläge, die Linkspartei sprach sich beispielsweise für eine bessere Hodenkrebs-Vorsorge aus. Konkret wird aber bisher nur wenig getan. Es fehlt also nicht an den Möglichkeiten, sondern am Willen. (…) Wenn alle bis auf die Grünen Männergesundheit vorantreiben möchten, fragt man sich natürlich, warum nichts getan wird.

So ist es. Die Politik muss man an dem messen, was sie tut, nicht, was sie verspricht. Und wer die Sprüche und Versprechen der Politik mit der Realität vergleichen will, dem sei nochmals das Ergebnis unserer Studie „Jungen- und Männergesundheit in den Bundesländern“ dieses Jahres ans Herz gelegt. Fünf Jahre nach dem ersten bundesweiten Männergesundheitsbericht haben wir bei den zuständigen Ministerien, namentlich bei den verantwortlichen Ministerinnen und Ministern, nach Jungen- und Männergesundheitsprojekten und -maßnahmen in ihren Ländern gefragt. Immerhin hat die Bundesregierung mit ihrem Dossier zur partnerschaftlichen Gleichstellungspolitik „Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer in Deutschland“ unter Umsetzungsziel 3.2 vollmundig dargelegt:

Gesundheitsfachkräfte und -organisationen messen der Förderung von Männergesundheit und männlicher Selbstsorge in Forschung, Ausbildung und Praxis eine höhere Bedeutung zu.

Außer ein paar interessanten Ansätzen tut sich faktisch gar nichts. Ein Männergesundheitsbericht, der nur in den Regalen verstaubt, ist überflüssig. So überflüssig wie das hohle Gerede der politisch Verantwortlichen. Im Gegensatz zum Frauengesundheitsbericht, der zu nachhaltigen Verbesserungen in der Frauengesundheit führte – z. B. besonders im Bereich der Krebsfrüherkennungen – fehlt es hier an dem geschlechterpolitischen Engagement, gesundheitliche Nachteile und Benachteiligungen von Jungen und Männern zu beseitigen.

Bild: AdobeStock_256437350 Ljupco Smokovski
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