Frauensporthalle: Die Meinung der Bevölkerung
Die in Berlin Marzahn-Hellersdorf geplante Frauensporthalle stößt bei der dortigen Bevölkerung auf heftigen Widerstand – nicht zuletzt bei den Frauen selbst, was ausgesprochen erfreulich ist. Wie MANNdat berichtete, war für den 16. Juni 2013 eine Informationsveranstaltung angesetzt, die kurzfristig in eine „Einwohnerversammlung“ umbenannt wurde. Und ein Einwohner aus Berlin-Marzahn hat uns jetzt geschildert, wie diese Versammlung ablief.
Die Veranstaltung stieß auf reges Interesse: etwa 150 Einwohner aller Altersgruppen hatten sich eingefunden, etwa die Hälfte davon Frauen. Darunter schätzungsweise 10 Befürworter(innen) des Projekts. Auf dem Podium nahmen fünf Verursacher dieses Sexismus gegen Männer Platz: Drei Vertreter der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), der Bezirksbürgermeister und die Gleichstellungsbeauftragte.
Gleich zu Beginn der Veranstaltung wurde darauf hingewiesen, dass in dieser Veranstaltung die Polizei sowie ein privater Sicherheitsdienst anwesend sein werden. Weshalb man so ängstlich war, wurde nicht mitgeteilt. Eine ausgesprochene Erheiterung der Versammelten war die Folge, da sich die Volksvertreter offensichtlich vor ihrer eigenen Bevölkerung fürchteten. Vielleicht dachten sie aber auch daran, wie sich Feministinnen verhalten, wenn Vorträge stattfinden, deren Inhalt ihnen nicht gefällt.
Dann eröffnete die Vorsitzende der BVV, Frau Bernikas, die Versammlung mit der rhetorische Frage, ob Marzahn eine Frauensporthalle benötigen würde. Sie erhielt die Antwort postwendend aus dem Publikum: ein lautes, mehrheitliches „Nein“. Anschließend verkündete sie die bekannten Fakten:
– laut Zählung (in Berlin müssen sich Mitglieder in Sportvereinen registrieren und dabei u.a. ihr Geschlecht angeben) sind 2/3 der in den Hallen trainierenden Menschen männlich, 1/3 weiblich
– kurze Zusammenfassung der Untersuchung der Alice-Salomon-Hochschule zu individuellen Bedürfnissen von Frauen bei der sportlichen Freizeitaktivität
– Feststellung, dass die Hallen „frauenakzeptabler“ werden sollen
– Betreuung der Kinder während des Trainings (beispielsweise der Mütter) in der hausinternen Bibliothek
Während ihres Vortrages gab es immer wieder lautes Gelächter aus dem Publikum, was vor allem an den Wünschen der Frauen lag, die an der Umfrage teilgenommen hatten. Neben für alle Menschen sinnvollen Dingen, wie gut ausgeleuchtete Wege, forderten sie beispielsweise auch Einrichtungen, die für Sporthallen quasi unverzichtbar sind, beispielsweise Teeküchen, Begegnungsräume zum Schwatzen und eine Bibliothek.
Die Fragerunde an den Bezirksbürgermeister, Herrn Komoß, eröffnete eine Frau. Sie äußerte, dass diese Halle von männlichen und weiblichen Steuergeldern gebaut wurde und eine Nutzung NUR durch Frauen abgelehnt werde, was mit einem lauten, mehrheitlichen Klatschen vom Publikum quittiert wurde. Sie fragte, wann es denn eine Sporthalle für Männer gebe. Das Publikum unterstützte sie durch lautes, langes Klatschen.
Die Antwort von Herrn Komoß war geradezu typisch: Er meinte, dass es ja bereits reine Männersporthallen gebe – weil ja ein Großteil der Nutzer männlich ist. Auf die darauf folgenden Hinweise, dass diese Sichtweise sehr verzerrend ist, reagierte er nicht.
Anschließend positionierte sich eine Abgeordnete der LINKEN-Fraktion zu diesem Thema. Sie stellte zwar kritische Fragen (Wieviele Frauen haben DIREKT eine Frauensporthalle gefordert? Ist die durchgeführte Untersuchung wissenschaftlich?) und stellte fest, dass Sport männerdominiert ist und es überlegt werden müsse, wo und wie eine Frauensporthalle zu bauen/umzurüsten sei. Trotz der anfänglichen Kritik unterstützte sie also durchaus diesen Sexismus, nur eben nicht an der geplanten Stelle, sondern eher da, wo ein derartiges Projekt nicht so viel Staub aufwirbelt.
Danach übergab eine Bürgersprecherin dem Bezirksbürgermeister eine Unterschriftenliste mit 1900 Unterschriften gegen die Frauensporthalle. Bereits 1000 Unterschriften wären ausreichend, damit sich die BVV erneut mit dieser Thematik beschäftigen muss.
Herr Komoß nahm es mit der Bemerkung entgegen, dass es auch eine Unterschriftenliste für die Frauensporthalle gäbe. Die Angabe der Unterschriftenzahl auf dieser Pro-Frauensporthallenliste verschwieg er.
Als die Sprecherin der Frauenbeirats anschließend mit einer langen Rede über Frauenbenachteiligungen am eigentlichen Thema ausdauernd vorbei sprach, provozierte sie im Publikum „Abtreten!“-Rufe.
Es gab noch eine Vielzahl weiterer Wortmeldungen, in denen sich vor allem über das Demokratieverständnis der BVV-Vertreter beschwert wurde. Bis auf die Bemerkungen der Sprecherin einer kleinen, ebenfalls anwesenden Pro-Frauensporthalle-Fraktion waren die Kommentare durchgehend kritisch-ablehnend.
Bemerkenswert ist noch, dass der Bezirksbürgermeister Komoß auf Nachfrage eines Bürgers zugeben musste, dass die Umfrage, auf die sich die Entscheidung stützt, nicht repräsentativ war.
Für die Vertreter der BVV dürfte nach dieser Veranstaltung klar sein, was die Bevölkerung von so einer sexistischen Idee hält. Welche Schlussfolgerungen sie allerdings daraus ziehen, bleibt abzuwarten. Falls sie bei ihrem Diskriminierungsbeschluss bleiben, haben die Einwohner natürlich bei der nächsten Wahl die Gelegenheit zu zeigen, welche Schlussfolgerungen sie daraus ziehen.
Wir bleiben dran!
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Der Bericht ist zwar schon länger her, bedingt durch den nahenden Eröffnungstermin der Frauensporthalle aber wieder aktuell. Wer hat die Aussage, dass nur 1/3 Frauen in Vereinen sind, im Hinblick des zu erwartenden Sportangebots in der Frauensporthalle überprüft? Insgesamt (einschließlich aller Fußballvereine in Berlin) ist die Aussage sicher richtig. Ich selbst bin langjährige Trainerin in berliner Turnvereinen. Das zu erwartende Angebot in der Frauensporthalle ähnelt jedoch sehr den herkömmlichen Angeboten von TURNVEREINEN und die jammern mangels männlicher Mitglieder! Würde die Frauensporthalle vorrangig vermeindliche „Männersportarten“ für Frauen anbieten, wäre evt. tatsächlich eine Marktlücke gefunden. Auch die Förderung mehr Migranten in den Verein zu holen, finde ich als Trainerin einer Neuköllner Sportgruppe mehr als lustig. Ich möchte Marzahn nicht zu nahe treten, glaube aber nicht, dass Migranten aus den Ballungsbezirken bis in die Frauensporthalle fahren werden. Als letztes möchte ich auf die Vorsitzende der GSJ Claudia Zinke hinweisen. Hat sich da schon mal jemand die Mühe gemacht ihren sportlichen Werdegang, besonders im aktiven Bereich, zu prüfen? Ämter findet man in ihrem Lebenslauf viele, das ist Gewiss. Erfolgreiche Sportprojekte? Kann man nur hoffen, dass die VSJ-Projektleiterin Lea Katharina Seid mehr Interesse an die praktische Umsetzung der sportlichen Idee hat, als die Geltungsbedürftige Vorsitzende.