Die Rolle rückwärts zur Männerwehrpflicht – 4

von Manndat
Die Rolle rückwärts zur Männerwehrpflicht – 4

Frauen sollten aus der Wehrpflicht komplett rausgehalten werden“, meint die Expertin für Militärrecht, Frau Dr. Kathrin Groh, in einem Interview mit Elisabeth Winkler vom MDR AKTUELL. Die Kaltschnäuzigkeit, mit der die beiden Damen erörtern, wie man mit diesem massiven Eingriff in die individuelle Freiheit von jungen Männern durch die Rolle rückwärts zum Männerrollenbild des Kriegers am besten nutzen sollte, wirkt abstoßend. Und Sie dehnen die Wehrpflicht gleich noch auf eine generelle Dienstpflicht für Männer aus.

Die Wehrpflicht ist ein so tiefer Eingriff in die individuelle Freiheit des jungen Bürgers, dass ihn der demokratische Rechtsstaat nur fordern darf, wenn es die äußere Sicherheit des Staates wirklich gebietet. (Bundespräsident Roman Herzog)

Im ersten Teil haben wir dargelegt, welche konkreten Konsequenzen Wehrpflicht für Männer hat. In Teil 2 und 3 haben wir erörtert, wie Elisabeth Winkler von MDR Aktuell und Bundeswehrprofessorin Frau Dr. Kathrin Groh Rosinen aus der Rückkehr zur reinen Männerwehrpflicht picken wollen, und dabei interessante Statistiken zur Care-Arbeit von Männern kennengelernt.

Hier, im letzten Teil, werden wir weitere „Argumente“ zur reinen Männerwehrpflicht erörtern, hören aber auch Kritik zu der Doppelmoral bezüglich der Rolle rückwärts zur reinen Männerwehrpflicht und kommen zur Kernfrage und letztendlich zur wesentlichen Erkenntnis aus der Wiedereinführung zur reinen Männerwehrpflicht.

Alter Wein in neuen Schläuchen

Immerhin verschonen uns Frau Dr. Groh und Frau Winkler mit dem Standardargument der Frauenpolitik der vergangenen Jahrzehnte, Frauen würden ja schon Kinder kriegen und deshalb müssen Männer dafür Kriegsdienst leisten. Stattdessen versetzt uns die „Zeit“ in einem Beitrag von Nele Pollatschek wieder in die Vergangenheit. Auch sie ist gegen eine gleichberechtigte Wehrpflicht auch für Frauen. Denn Frauen würden schwanger und dienten damit Deutschland schon längst.

Auch Frau Pollatschek verschweigt Wesentliches, z. B., dass Männer immer noch die wesentliche Versorgungsarbeit leisten. Zudem leben wir in einer Zeit, in der Frauen Pollatscheks „Schwangerschaftsdienst“ zunehmend vernachlässigen, weshalb unsere feministische Außenministerin Frau Baerbock in der Welt umhertingeln und um Einwanderer werben muss, weil wir eine zu geringe Geburtenrate aufweisen. Und in der derzeitigen Rentdiskussion wird ja ausdrücklich ein Boomer-Soli gefordert, weil zu wenige Kinder geboren worden seien, die die Rentenkassen füllen könnten. War wohl nichts mit der „Geburtspflicht“ der Frau, Frau Pollatschek?

Das zeigt, Frau Pollatscheks Argumentation ist unsinnig. Auch hier wird wieder mit der Unterverantwortlichkeit der Frau argumentiert. Denn es gibt keine Geburtspflicht für Frauen. Die freie Entscheidung, schwanger zu werden, als Rechtfertigung zu sehen, dass durch die Wehrpflicht Männern eine ganze Reihe von Grund- und Menschenrechten entzogen werden und sie sich auf Befehl „von oben“ verheizen lassen sollen, ist schon, gelinde ausgedrückt, sehr schräg. Und was ist mit den Frauen, die nicht schwanger werden und auch gar nicht schwanger werden wollen? So, wie Frauen schwanger werden können, wenn sie das wollen, sollte es auch Männer freistehen, Wehrdienst zu leisten, wenn sie das wollen. Nur so wird ein Schuh draus.

Man macht hier wieder ein Frauenprivileg zu einer Frauendiskriminierung.

Sehr aufschlussreich ist, dass die Bundessprecherin der Grünen Jugend, Jette Nietzard, in einem Gastbeitrag „Bitches brauchen Gerechtigkeit“ auf watson.de nicht nur die Vorurteile gegenüber Frauenpolitik und Feminismus derjenigen bestätigt, die meinen, manchen Frauen ginge es in Beziehungen nur um ihren monetären Nutzen:

Warum sollten Frauen bei Männern in Heterobeziehungen bleiben, wenn sie 30 Prozent weniger zum Orgasmus kommen? Und warum sollte man eigentlich Kinder mit Männern bekommen, wenn drei von vier nach einer Trennung nicht mal den Mindestunterhalt zahlen? [Anm.: Hintergründe, weshalb das Unterhaltsrecht derzeit kollabiert, verschweigt Nietzard.]

Studien wie die der Bertelsmann-Stiftung und auch die kulturelle Verschiebung unter jungen Frauen zeigen, dass es eine Veränderung braucht. Und zwar strukturell. Aktuell suchen immer mehr Frauen individuelle Lösungen, indem sie Männer ausnutzen – „weil wir keine Liebe, sondern Scheine brauchen“.

Vielmehr fordert sie von einem „neuen“ Feminismus sogar ausdrücklich, Männer strukturell auszunutzen:

Es reicht nicht, die eigene Aufmerksamkeit individuell dafür zu nutzen, mittelmäßige Männer auszunehmen. Das müssen wir schon strukturell tun, um erfolgreich zu sein. Männern müssen Privilegien genommen werden. Eine neue Generation von Feminist:innen hat keinen Respekt vor Männern, nur weil sie Männer sind, sondern wenn sie beweisen, dass sie einen Mehrwert für Gesellschaft und Beziehungen beitragen.

Sie bestätigt damit Warren Farrell. Der Wert eines Männerlebens wird nach wie vor an dem Mehrwert für die Gesellschaft gemessen. Es scheint, als hätte sie zumindest bei vielen Politikern darin eine große Anhängerschaft, die derzeit eine Rolle rückwärts zur reinen Männerwehrpflicht hinlegen. Mit ihrer Einstellung, dass Männerleben am Mehrwert für Gesellschaft und Beziehungen gemessen wird, könnte Nietzard auch Ehrenmitglied beim Bundesforum Männer werden, das ja auch schon  Männerkostenrechner Boris von Heesen zum Ehrenmitglied gemacht hat.

So neu ist dieser Feminismus allerdings nicht, wie Nietzard meint. Denn es ist schon eine Weile her, seit Katharina Rutschky resignierend resümierte:

Die Frauenbewegung war und ist in ihren Resten als ‚Politik für Frauen‘ (vulgo Staatsfeminismus) eine Angelegenheit der akademisch qualifizierten Mittelklasse. Ihr Problembewusstsein reichte nur zur Etablierung einer Beschwerdekultur, mit den Männern als Adressaten und Papa Staat als Medizinmann. […] Schon die Studentinnen von 1968 waren nicht benachteiligt, sondern von einer Freiheit gefordert, für die es in der Geschichte kein Beispiel gibt. Statt hier anzusetzen, hat man das überholte Modell der ewig nörgelnden Ehefrau auf Politikformat gepustet.

Gleichberechtigung ja, aber „Frauen und Kinder zuerst“ soll bleiben

Es gibt aber durchaus auch Menschen, die diese Doppelmoral vieler Frauenaktivistinnen kritisieren, welche jetzt, nachdem die Kriegsgefahr wieder sehr real geworden ist, plötzlich wieder – zumindest temporär bis zur nächsten Friedensphase – den Charme der alten Rollenbilder wiederentdecken. Z. B. Marie-Luise Goldmann in der Welt“:

Im Zeitalter der „post-heroic warfare“ („post-heroische Kriegsführung“) – ein vom amerikanischen Militärstrategen Edward Luttwak geprägter Begriff –, kann es nicht darum gehen, für den Anspruch der Frau zu argumentieren, ihr Leben auf dem Schlachtfeld zu lassen. Das ist nichts, was man wollen kann, so wie man die Führungsposition im Unternehmen, den Vorstandsposten im Gremium oder die Oscar-Nominierung will. Aber genau aus diesem Grund, nämlich weil es sich bei der einseitigen Verpflichtung der Männer um ein traditionell weibliches Privileg statt um weibliche Diskriminierung handelt, sollte uns die brachial vollzogene Geschlechter-Trennung übel aufstoßen.

Auf TikTok zirkulierten kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs ironische Videos von jungen Frauen, die, nachdem der Text „Russland überfällt Ukraine“ eingeblendet wird, eifrig den Wischmopp schwingen und dazu motiviert die Verse „Yes I Do the Cooking, Yes I do the Cleaning“ („Ja, ich koche, ja, ich putze“) trällern. Will heißen: Geschlechtergerechtigkeit, aber nur, wenn sie uns passt. Erst kommt das Fressen, dann der Genderstern. Man ereifert sich also beim Schauen von James Camerons „Titanic“ über die objektivierende Darstellung von Frauenkörpern und belächelt das jugendversessene Dating-Verhalten seines Hauptdarstellers, findet es aber zulässig, dass es bei der Besetzung der Rettungsbote heißt: Frauen und Kinder zuerst.

Wir bezweifeln, dass die Gesellschaft wieder den Zusammenhalt findet, wenn Männer und Frauen dermaßen gegeneinander ausgespielt werden, wie es nicht nur Frau Dr. Groh und Frau Winkler tun. Aber, machen wir uns nichts vor. Selbst bei einer gleichberechtigten Dienstpflicht für Männer und Frauen wären es wieder Männer, die auf dem Schlachtfeld verheizt werden würden. Die Geschlechterverhältnisse derer, die in einer „gleichberechtigten“ Bundeswehr nach Aussetzen der Wehrpflicht im Zinksarg aus den „Friedensmissionen“ der Bundeswehr zurückgekehrt sind, sind eindeutig.

Die Kernfrage und die Erkenntnis

Es gibt keine Gleichberechtigung beim Wehr- oder Kriegsdienst. Und das wird sich aller Voraussicht nach nicht ändern, denn wir können niemanden auf politischer Ebene erkennen, der sich für die berechtigten Anliegen und Belange von Jungen, Vätern und Männern einsetzen würde.

Wollen wir, dass Frauen im Krieg verheizt werden? Nein. Diese Frage stellt den Sachverhalt auf den Kopf. Die Frage ist, aus welchem Grund Gesellschaft und Politik kein Problem damit haben, Männer im Krieg zu verheizen. Das ist einer der wesentlichen Kernfragen, der man sich stellen muss, wenn man sich ernsthaft mit Gleichberechtigung beschäftigt.

Wir wollen, dass Männer ebenso wie Frauen gleichberechtigt keinen Wehrdienst zu leisten haben. Die Rolle rückwärts zur reinen Männerwehrpflicht zeigt allen deutlich: Es ging nie um Gleichberechtigung. Man hat uns belogen!

Die Gesellschaft liebt ihre Töchter zu sehr, als dass sie sie aus Gründen der Bequemlichkeit und gesellschaftlichen Nutzens zu ihrem Machterhalt in Kriegen oder in gefährlichen Jobs verheizen würde. Aber sie hasst ihre Söhne ausreichend genug, um sie dafür zu verheizen. Das war so, das ist so und das wird so bleiben, weil die Geschlechterpolitik Gleichberechtigung nur vorgibt, aber nie wirklich angestrebt, geschweige denn praktiziert hat.

Frauenpolitik und Feminismus haben in Zeiten der Schönwetterpolitik als Ausdruck der Gleichberechtigung gefordert „Mein Bauch gehört mir“ und „My Body, my Choice“. Und sie wurden dafür gefeiert. Das war verständlich, nachvollziehbar und gerechtfertigt. Aber jetzt, wo es um die Rückkehr zum reinen Männerzwangsdienst geht, zeigt sich, dass man das gleiche Recht „My Body, my Choice“ und „Mein Bauch gehört mir“ Männern nicht zugesteht. Hier zeigt sich die ganze Doppelmoral der Behauptung, Feminismus wäre für Gleichberechtigung. Der Körper des Mannes soll weiterhin nicht ihm, sondern dem Staat und der Gesellschaft gehören. Aber ein Menschenrecht, das nicht für alle Menschen gilt, ist kein Menschenrecht, sondern ein Menschenrechtsvergehen.

Quelle Beitragsbild: AdobeStock_186501116

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Lesermeinungen

  1. By Markus Kreit

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  2. By Markus Kreit

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  3. By Mathematiker

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