Sich den Genderstern nicht gefallen lassen!
Ist schon einmal jemand von Ihnen als Teilnehmer*in, Bürger*in, Netzwerker*in oder in einer anderen Weise mittels Genderstern angeschrieben worden? Etwa so: „Sehr geehrte Netzwerker*innen, …“ oder „… bitte ich alle Teilnehmer*innen, …“? Unser Mitglied Willo führt aus, warum Männer sich das nicht gefallen lassen sollten.
Ich bin schon häufiger als Teilnehmer*in, Bürger*in oder auf analoge Weise mittels Genderstern angeschrieben worden. Von Vereinen, Veranstaltern oder der Leitung von Arbeitskreisen und Seminaren, Interessengruppen usw. Und ich habe mich darüber beschwert, jedes Mal. Meistens mit Erfolg.
Ich möchte nämlich nicht als Frau angesprochen werden. Genau das geschieht in der Praxis, da man das betreffende Wort beim Lesen nicht in die männliche und weibliche Form auflöst, sondern allein die weibliche Form liest („Teilnehmerinnen“). Wörter, die mit -in oder -innen enden, bezeichnen nun einmal ausschließlich Frauen.
Insofern wird meine geschlechtliche Identität nicht respektiert. Das ist diskriminierend.
Und ich empfinde es als Provokation. Wird nicht von Feminismus-Seite argumentiert, Studien hätten gezeigt, dass man sich etwa unter einem „Teilnehmer“ einen Mann vorstellen würde? (Dass solche Studien mit Vorbehalten zu betrachten sind, zeigt z. B. der Sprachwissenschaftler Daniel Scholten, worüber es hier eine Rezension gibt.) Und was stellt man sich unter ein*er Teilnehmer*in vor? Hat es darüber überhaupt Studien gegeben? Ich stelle mir darunter eine Frau vor, und ich bin davon überzeugt, dass es fast allen so geht und dass sich die allermeisten über diese Wirkung im Klaren sind. Es werden also ganz bewusst Männer mit weiblichen Bezeichnungen versehen, sie mit Frauenwörtern belegt.
Deshalb halte ich es für wichtig, dass wir Männer uns das nicht gefallen lassen. Auch das Binnen-I und den Unterstri+ch selbstverständlich nicht. Feministinnen lassen es sich auch nicht gefallen, vom sogenannten generischen Maskulinum angeblich nur „mitgemeint“ zu sein und so „unsichtbar“ gemacht zu werden – wieso sollen Männer es sich gefallen lassen, mit Frauenbezeichnungen angesprochen zu werden und auf eben diese Weise unsichtbar gemacht zu werden?
Auf meine Bitten, vom Genderstern abzusehen, habe ich manchmal egozentrisches Unverständnis erlebt – als Überraschung, dass ein Mann sich wirklich diskriminiert fühlen kann und einen Anspruch diesbezüglich geltend macht. So weit ist die feministische Selbstbezogenheit da schon gediehen.
Es wurde auch argumentiert, beim Genderstern bleiben zu müssen, weil diejenigen Menschen damit einbezogen seien, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen. Diese stellen in der Bevölkerung nun eine sehr kleine Minderheit dar, in der Größenordnung von wahrscheinlich höchstens ganz wenigen Prozent (etwa 0,2 % sollen intersexuell sein). Bei aller Achtung vor den Rechten von Minderheiten: Um dieser kleinen Gruppe mit dem Gebrauch des Gendersterns gerecht werden zu wollen, soll über grob die Hälfte der Bevölkerung hinweggesehen werden und Bezeichnungen mit -innen am Ende verwendet werden, die diese Hälfte diskriminieren? Das sind dann wohl einfach Kollateralschäden.
Meistens habe ich jedoch mit meinem Anliegen Erfolg gehabt, wenn es auch vielleicht erst nötig war, einige Argumente auszutauschen. Wenn nicht – meistens bei unpersönlichen Verbindungen –, habe ich jeweils mit deutlicher Begründung Newsletter abbestellt, die Löschung aller meiner Daten verlangt, Zeitschriften gekündigt. Austritt aus Organisationen ist ebenfalls eine Handlungsoption, die sich mir aber noch nicht gestellt hat.
Es ist eine Sache der Fairness: Was du nicht willst, dass man dir tu‘, das füg‘ auch keinem andern zu.
Auch, wenn der andere ein Mann ist.
Im Anhang habe ich Formulierungen aus mehreren Beschwerdebriefen zu einer Vorlage zusammengefasst, selbstredend sollte sie an die konkrete Situation angepasst werden.
Bild: Adobestock 102777144 von hydraviridis
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Das Perverse ist, daß wir uns mit diesem Schwachsinn überhaupt befassen. Daß hierzu „Studien“ erstellt werden, Aufmerksam vergeudet wird etc.
Das sind völlig irre Pseudoprobleme, die niemanden ohne Abitur interessieren. Vielleicht ist das der tiefere Hintergrund dafür, warum das Abitur offenbar jedermann hinterher geworfen werden soll. Je mehr Überakademisierung, desto mehr Feminismus, Gender-Unsinn und „Weltoffenheit“.
Sprache ist von ihrem Wesen her repräsentativ. Wäre sie es in irgendeinem Bereich nicht, würde sich automatisch ein Korrektiv umstandslos etablieren. Sprache ist also ein lebendiger, sich selbst bestätigender Organismus. Gäbe es also ein Defizit, hätte sich der Sprachfeminismus längst von selbst etabliert – ohne Zutun irgendwelcher „Wissenschaftler“ oder Feministinnen.
Bis zu den sprachfeministischen Verirrungen heutiger Zeiten gab es ja nie Probleme. Es kam nie zu Irritationen, ob bei den „Schülern“ nur die männlichen gemeint sein sollen.
„Irritationen“ hatten nur habilitierte Feministinnen in Professoren-Büros mit besonderem Interesse für Formalismen. Diese Kräfte behaupteten ein Repräsentanz-Defizit, das nur sie verspürten, das es in der Realität gar nicht gab und das auch niemand artikuliert hat. …
Liebe Männer hier im Forum, ich bin als Ost-Frau über die ganze gendergerechte Sprache auf genervt. Ich sehe mich als Ingenieur ohne „IN“ und denke solche Sprachverirrungen wie z.B: ein Bundestagsabgeordnet*innenraum (Innenraum, hö, was? Das Sternchen ist eine Verirrung, ein Stolperstein beim Lesen und nicht akzeptabel. Außerdem gibt es genügend Dinge wo Frauen und Männer unfair behandelt und unterdrückt werden. Viel schlimmere Dinge.
Ihre Begründung ist aber genauso blöd wie die der Befürworterinnen des Gendersternchens. „Ihr fühlt euch so nicht mehr mitgemeint. Ach ja, wir Frauen sollen uns mutgemeint fühlen, aber wenn Männer sich mutgemeint fühlen sollen haben sie ein Problem. Nein, so wird das nix. Privilegien sollten den Männern bleiben, so scheint es auszusehen. Also wenn ihr Gerechtigkeit haben wollt, ja denn setzt euch gegen Sprachverirrungen ein, aber bitte mit einer Begründung.
Mauerblümchen, ich verstehe sehr gut, dass es umgekehrt auf den ersten Blick genau glich aussieht. Ist es nicht einfach das gleiche in grün? Auf den zweiten Blick ist das aber nicht so.
In Deutsch bezieht sich Studentinnen eben nur auf Studentinnen, und nicht auf Studenten und Studentinnen (oder Studentinnen und Studenten). Wenn eine Anzeige nach Buchaltern gesucht hat, war das früher (ohne Zusatzerklärung) geschlechtsneutral, wenn eine Anzeige nach Buchhalterinnen gesucht hat, wollte die Chefin wohl nur Frauen. Das Professorinnenprogramm will nur Professorinnen. So ist die Sprache.
Trotzdem wäre es mir völlig Schnuppe, wenn der *innen Blödsinn nur die Sprache verschandelte. Tut er auch, aber nicht nur. Er wird auch direkt eingesetzt um Geschlechter zu denken. Lesen sie regelmäßig von Täter*innen, Mörder*innen, Betrüger*innen? Und machen Sie sich keine Illusionen, dass der „*innen-Mangel“ etwas mit Anteilen zu tun hätte. Wir lesen ja auch regelmäßig, dass unsere Soldat*innen ihr Leben für uns riskieren—auch wenn in der Gruppe im Einsatz der Frauenanteil recht bescheiden ausfällt. Inklusion in der Sprache gibt es nur dort, wo das Ziel positiv besetzt ist. Und das ist keine Sprachverirrung, sondern Programm.
Gleichberechtigung sieht anders aus. Als “ gelernte DDR Bürger“ fühlte meine Mutter sich auch als “ Bürge“ oder “ Kunde“ angesprochen. Für diesen neudeutschen Genderismus kann sie nur laut lachen. Anreden wie “ Sehr geehrte Damen und Herren“ oder “ Liebe Kollegen und Kolleginnen “ werden heute als bürgerlich diskriminiert und abgeschafft. Wir leben heute wieder in einem Obrigkeitsstaat der Meinungsdiktatur. Dagegen müssen wir ankämpfen.
Wenn es uns wichtig ist in einer bestimmten Situation auf den Unterschied zwischen den Geschlechtern hinzuweisen dann sollte es uns stets wert sein eben beide Formen auszusprechen und zu schreiben: Frauen und Männer, Soldaten und Soldatinnen, Bürgerinnen und Bürger, Teilnehmer und Teilnehmerinnen…
(Dass diese das Geschlecht des Individuums wertschätzende Sprech- und Schreibweise auch zeigt wo die geschlechtlichen Unterschiede manchmal unnötigerweise hervorgehoben werden ist auch gut.)
Also anstatt durch Verkürzung Probleme zu schaffen einfach wertschätzend sprechen – soviel Zeit muss sein!
Das entspricht ziemlich genau dem, was ich der Bundeswehr vor einigen Tagen unter ihren neuen Werbespot geschrieben habe, aber es geht noch einen Schritt weiter: ganz abgesehen davon, dass unter diesem video tatsächlich erst recht spät bemerkt wurde, dass auch zwei Männer in der Serie mitspielen (was als starkes Indiz dafür gewertet werden kann, dass Männer sich von dem bei der BW verwendeten Binnen-I tatsächlich eher „gar nicht“ gemeint fühlen) sind sie nämlich trotzdem immer gemeint!
Das heisst, die dem weiblichen „mitgemeint“ innewohnende, angeblich zusätzlich benötigte Denk-Leistung stellt.in Wahrheit eine (weitere) Wahlmöglichkeit dar, die geforderte Verantwortung lieber den Männern zu überlassen. Und was.ist Freiheit, wenn es nicht die Freiheit der eigenen Entscheidungen für oder gegen die Verantwortung ist?
Ganz nach dem Motto „ach so, mit „Soldaten“ waren auch Frauen gemeint? Hab ich gar nicht so verstanden““; werden die frauen da auf easy aus der Verantwortung entlassen..
Die mutwillige und deswegen niederträchtige Art der Unsichtbarmachung v Männern, ist aber sicher auch Programm (bei allen staatlichen Institutionen). Der Versuch ist aber überflüssig,.weil Männer ja wissen, dass sie immer (mit)gemeint sind und in Pflicht und Vetanteortung genommen werden. Manner.wundern sich eher über die kuriosen neuartigen Schreibweisen für irgendwas
Da ist etwas Wahres dran. Und traurig, wie sehr wir uns unsere Sprache bis zur Unverständlichkeit verhunzen lassen.
Eine männliche Form ist häufig gar nicht gegeben, ebenso bei der Verwendung des „Binnen-Is“
Aktuell sieht man ein gutes Beispiel dafür bei Arne in einem Leserbrief (http://genderama.blogspot.com/2019/09/politisch-korrekte-pruderie-erreicht.html)
Es sind die „Sachveständiginnen“ (was rein phonetisch eh schon eine dämliche Formulierung ist oder aber die „Sachverständigen“. Letzteres lässt sich aus dem Begriff „SachverständigInnen“ aber nicht ableiten.
Der Genderstern macht es natürlich nicht besser. In der IT ist der Asterix ein Platzhalter für eine beliebige Zeichenfolge in bspw. Datei-Namen (das „?“ für ein einzelnes x-beliebiges Zeichen).
Und so wird aus „Sachverständig*innen“ bestenfalls ein „Sachverständigeninnen“
Genau so ist es. Das Asterixzeichen ist ein Platzhalter für eine beliebige Anzahl an Zeichen.
Daher reicht es logisch betrachte auch völlig aus, „Lehrer*“, „Staatsanwalt*“, „Arzt*“ oder „Feminist*“ zu schreiben (und mit einer Pause am Ende zu sprechen). Alles andere wäre doppeltgemoppelt. Alle Endungen mit IN und INNEN sind mit dem Stern abgegolten.
Daher mein Rat: Einfach an die Urform einen * und gudd.
Ein General bleibt ein General, auch wenn ER weiblich ist (auch wenn ich die weibliche Wortverstümmelung schon mal gehört habe), in Afghanistan aber eher irrelevant.
Ein Mensch bleibt (zunächst) wohl auch ein Mensch. Menschin habe ich zumindest noch nicht gehört und wie man die Transgender nun ansprechen soll (darf), weiß ich leider nicht. Wenn sie/er/es divers ist, fehlt da irgendwie die Form im Deutschen, neutral ist er*sie*es ja nun auch nicht. Der Stern und die immer kürzer werdenden Pause beim Sprechen kann wohl kaum etwas daran ändern.
Gender Mainstreaming, GM, ist Gehirnwäsche und ein gegen Männer gerichtetes Umerziehungsprogramm. Der Journalist Volker Zastrow sprach mal von von politischer Geschlechtsumwandlung. In einigen Studiengängen wird man gezwungen, das Genderneusprech anzuwenden. Aber es regt sich immer mehr Widerstand gegen das verhassste , despotische, postmoderne Regime.