Adolescence – Großbritanniens „Hexenjagd“ gegen Jungen… – 1

von Manndat
Adolescence – Großbritanniens „Hexenjagd“ gegen Jungen und Deutschlands Beitrag

Mit dem frei erfundenen Netflix-Machwerk „Adolescence“, das den Zuschauern als Dokumentarfilm suggeriert wird, führen derzeit Medien und politisch Verantwortliche in Großbritannien eine perfide „Hexenjagd“ gegen Jungen. Mainstream-Medien in Deutschland sind begeistert.

Derzeit macht ein Netflix-Machwerk mit dem Titel „Adolescence“ Furore. Dabei geht es um einen weißen 13-jährigen Jungen, der von der so genannten „Manosphere“ beeinflusst wird und so zu einem Gewaltverbrechen gegen ein junges Mädchen verleitet wird.

Die kanadische Hochschullehrerin und Professorin Janice Fiamengo kritisiert „Adolescence“ wegen der polarisierenden Darstellung:

Die Serie geht auf keines der tatsächlichen Probleme ein, mit denen Jungen heute konfrontiert sind, wie z. B. die Abwesenheit des Vaters, schlechte Bildungs- und Berufsaussichten, hohe Drogenmissbrauchs- und Selbstmordraten oder das sadistische Versprechen der Kultur, dass „die Zukunft weiblich ist“. (…)

Tatsächlich wendet sich „Adolescence“ vehement gegen die Vorstellung, dass das britische Justiz- oder Bildungssystem oder irgendetwas in der britischen Gesellschaft einen Jungen aus der Arbeiterklasse wie Jamie im Stich lassen könnte. Im Gegenteil, die Serie betont den Anstand und das Mitgefühl derjenigen, die mit Jamies Fall zu tun haben. (…) Hier gibt es keine politischen Interessen, keine feige Gleichgültigkeit, keine plumpe politische Korrektheit. Wir müssen sogar für die allgegenwärtigen britischen Überwachungskameras dankbar sein. [1]

Natürlich bedient Adolescence die typischen Männertäter-Frauenopfer-Stereotype. Nahezu alle männlichen Rollen spielen die Bösen und Schlechten. So Fiamengo weiter:

Alle schlechten oder schwachen Charaktere sind weiß und männlich, von dem Schuljungen, der nicht versucht, seine unbeholfene Freude über die Nachricht von dem Mord zu verbergen, über den Klassentrottel, der grunzende Geräusche von sich gibt, wenn die beiden Detektive die Schule besuchen, bis hin zu dem von Akne gezeichneten Funktionär in Jamies Haftanstalt, der, bedürftig und einschmeichelnd, aber mit einem Hauch von Anmaßung, seine Augen nicht von der hübschen jungen Psychologin lassen kann. Die wiederum bemerkt zwar seinen räuberischen Blick, ist aber nur darauf bedacht, ihre Arbeit mit der üblichen Gewissenhaftigkeit zu erledigen.

Die Serie endet mit Jamies Vater, der seiner Frau und seiner Tochter mit seinem Temperament das Leben zur Hölle macht, was sich zu Beginn der vierten Folge entlädt, als jemand zu seinem 50. Geburtstag „Pedo“ auf seinen Van sprüht. (…) [1]

Umgekehrt sind natürlich alle weiblichen Rollen die Guten, die Bedauernswerten:

Die Frauen und Mädchen in „Adolescence“ haben keine ähnlichen Probleme mit Gewalt oder Wut. Jamies Mutter und Schwester sind traurig, nicht wütend, und sie sind in erster Linie damit beschäftigt, den Vater zu trösten und zu beschützen. Die Mutter weint ihre Tränen im Geheimen, um ihn nicht zu belasten. Die Serie zeigt, dass Frauen ihr Bestes tun, um die unberechenbare Gewalt ihrer Männer in den Griff zu bekommen und zu zähmen, aber sie schaffen es nicht allein. Jamies Mutter hat vielleicht sogar Angst, ihrem Mann die Rolle einzugestehen, die sein „schreckliches Temperament“ bei der Beeinflussung Jamies gespielt haben könnte. [1]

Dass Filme frei erfundene Geschichten erzählen, ist üblich und nicht zu kritisieren. Was aber zu kritisieren ist, ist, dass diese frei erfundene Handlung von der Politik und den Medien dem Zuschauer als Dokumentarfilm suggeriert wird. Der Film ist also nicht nur Unterhaltungsprogramm, sondern dient zur Manipulation.

Produzent Stephen Graham legt in einem Interview mit Radio Times dar, die Serie enthalte Elemente aus dem wahren Leben. Er sei vom Mord an der 15-jährigen Elianne Andam in Südlondon inspiriert. [2] Damit wird schon suggeriert, dass die Handlung zumindest annähernd an einen wahren Fall angelehnt sei. Schaut man sich diesen Fall aber tatsächlich an, war der Täter der 18-jährige Afrikaner Hassan Sentamu und kein 13-jähriger weißer Junge. [3], [4]

Die Macher des Films machen also aus dem realen – aber politisch inkorrekten – Verbrecher in ihrem Film kurzerhand einen politisch korrekten – aber frei erfundenen – Verbrecher.

Im Film wird dargestellt, dass der Protagonist durch den Einfluss von Männerbünden zum Frauenmörder sozialisiert würde. Das spiegelt das übliche Feindbild-Narrativ wider, dass Menschen und Organisationen, die sich für die berechtigten Anliegen und Belange von Jungen, Vätern und Männern einsetzen, lediglich Frauenhasser wären. Hier geht man in der Behauptung sogar noch weiter, nämlich, dass damit Jungen zu Frauenmorden angeleitet würden. Für einen solchen Zusammenhang gibt es jedoch keine wissenschaftlichen Belege, wie eine Pressemeldung von DAVIA (The Domestic Abuse and Violence International Alliance) vom 21. März 2025 mitteilt. [5]

Zudem wird auch von höchster politischer Stelle behauptet, es handle sich bei dem frei erfundenen Film um eine Dokumentation. Hierzu führt DAVIA in der vorgenannten PM aus:

Die Abgeordnete Anneliese Midgley stand am Mittwoch im Parlament auf, um sich zu der neuen Netflix-Sendung „Adolescence“ zu äußern, einem TV-Drama über Messerattacken von heranwachsenden Jungen. Midgley forderte Premierminister Starmer auf, die Fernsehsendung zu unterstützen, um „toxischer Frauenfeindlichkeit entgegenzuwirken“.

Daraufhin stimmte Starmer zu und bezeichnete den Spielfilm als „sehr guten Dokumentarfilm“ und behauptete, dass Messerattacken unter Jugendlichen ein „aufkommendes und wachsendes Problem“ seien.

Auch der britische Spectator berichtet von dieser Suggestion als Dokumentarfilm und befindet, „Adolescence“ dämonisiere weiße Jungen der Arbeiterschicht und bediene so das in unserer Gesellschaft etablierte Feindbild:

Ich denke, einer der Gründe, warum die Serie so viel Beifall gefunden hat, vor allem in den Mainstream-Medien, ist, dass sie der liberalen Großstadt-Elite nur wiederholt, was sie bereits über die Ursachen von Messerkriminalität und die Gefahren denkt, die Influencer wie Andrew Tate für Frauen und Mädchen darstellen. Wir befinden uns in einer Art unglaublicher Schleife. Vielleicht gibt es einen weniger höflichen Begriff dafür, aber nennen wir es eine Schleife, in der die liberale Elite der Großstadt eine Fernsehsendung macht, ein fiktives Drama, das all ihr Gruppendenken veranschaulicht, und es dann im Nachhinein als Beweis dafür anführt, dass dieses Gruppendenken genau richtig ist.

Ich meine, an einem Punkt hat Keir Starmer – und nebenbei bemerkt, die Produktionsfirma, die „Adolescence“ produziert hat, wurde zum Teil vom Staat finanziert – Keir Starmer hat es im Unterhaus in einem Versprecher als „Dokumentarfilm“ bezeichnet, und ich denke, so wird es auch gesehen. Ich meine, das war ein Freudscher Versprecher. Aber ich denke, so wird es von der liberalen Elite der Metropole gesehen. Sie glauben, dass es sich um einen Dokumentarfilm, wenn nicht gar um ein Dokudrama handelt: dass es eine unglaublich genaue Darstellung dessen ist, was im Leben heranwachsender weißer Jungen schief gelaufen ist, insbesondere weißer Jungen aus der Arbeiterklasse wie die Figur im Film, während es in Wirklichkeit sehr wenig Ähnlichkeit mit der Realität hat. Kürzlich gab es eine Umfrage, aus der hervorging, dass etwa 83 Prozent der 13- bis 15-jährigen Jungen von Andrew Tate gehört hatten, aber nur 23 Prozent hatten eine positive Meinung von ihm. Mehr als 60 Prozent hatten eine ablehnende Meinung. Es ist also nicht so, dass er sich eines außergewöhnlichen Ansehens erfreut. Die meisten heranwachsenden Jungen mögen Andrew Tate nicht. Und diejenigen, die ihn mögen, sind überproportional häufig schwarz und asiatisch, nicht weiß. [6]

Ob diese Bezeichnung des fiktiven Machwerks als Dokumentation wirklich ein „Versehen“ war oder ein perfide abgekartetes Spiel, sei dahingestellt. Jedenfalls hat Premierminister Starmer mittlerweile wiederholt behauptet, es handelt sich bei der völlig frei erfundenen Geschichte um eine Dokumentation. So schreibt der Spectator in einem weiteren Artikel vom 2. April 2025:

Versteht Premierminister Keir Starmer den Unterschied zwischen Fakt und Fiktion? Herr S. ist sich da nicht so sicher – nachdem der Labour-Chef die neue Netflix-Serie Adolescence zum zweiten Mal als Dokumentarfilm bezeichnet hat. Entweder weiß Sir Keir nicht, worum es sich bei der Serie genau handelt – was angesichts der Tatsache, dass er sie bereits mehrfach erwähnt hat, ziemlich verwirrend wäre – oder der Premierminister hat nicht verstanden, dass die Serie nicht wirklich real ist. Das sieht nicht gut aus…

Der Premierminister sprach am Montag bei einem Rundtischgespräch über toxisches Verhalten bei jungen Männern und die Lehren, die aus der Adoleszenz gezogen werden können. „Was können wir als Gesellschaft tun, um zu verhindern, dass Jungen in diesen Strudel von Hass und Frauenfeindlichkeit hineingezogen werden?“, fragte er, bevor er fortfuhr:

Und es sind vor allem Jungen, und zwar in diesem speziellen Fall. Aber auch wie können wir gefährdete junge Mädchen schützen, denn das ist offensichtlich ein sehr starkes Merkmal des Dokumentarfilms, das Drama.

Am Ende hat er es doch geschafft, oder? Starmers jüngster Ausrutscher kommt, nachdem er die Sendung im Parlament als „eine sehr, sehr gute Dokumentation“ bezeichnet hatte – und das Büro des Premierministers hat Sir Keirs Unterstützung für die Vorschläge von Netflix bekräftigt, das Drama kostenlos in weiterführenden Schulen in ganz Großbritannien zu zeigen. [7]

Fakt ist also, dass laut dem britischen Premierminister Starmer dieses erfundene Machwerk in Schulen verbreitet werden soll. Damit werden Jungen noch mehr als ohnehin schon beschämt, vorverurteilt und pathologisiert. Und dies, obwohl DAVIA in seiner o.g. Pressemeldung nochmals ausdrücklich darauf hinweist:

Die große Mehrheit der Messerattacken in Großbritannien betrifft Erwachsene. Jugendliche im Alter zwischen 10 und 17 Jahren machen nur 17 % der Messerattacken aus (…).

Die Behauptung von Premierminister Starmer, Messerangriffe seien ein „aufkommendes und wachsendes Problem“ im Vereinigten Königreich, lässt sich nicht belegen. Die Gesamtzahl der Messerstraftaten ist in den letzten Jahren konstant geblieben, wobei die Zahl seit März 2022 sogar rückläufig ist, wie aus der offiziellen Statistik des Vereinigten Königreichs hervorgeht (…).

Es gibt keine Beweise für eine weit verbreitete „toxische Frauenfeindlichkeit“ im Vereinigten Königreich oder irgendwo sonst. Einige Beobachter sind der Meinung, dass männerfeindliche Misandrie in der Gesellschaft stärker verbreitet ist als frauenfeindliche Misogynie (…), wie die beunruhigende Zahl von Feministinnen zeigt, die hasserfüllt dazu aufrufen, „alle Männer zu töten“. (…)

Belege für die Aussagen finden sich im Originaltext.

Wie erwartet, findet diese Netflix-Erfindung bei willfährigen Anhängern des damit kolportierten Feindbildes viele Fans. Die taz etwa schreibt von einem „Meisterwerk über Radikalisierung und Gewalt gegen Frauen“. Die Süddeutsche Zeitung freut sich über diese neue Attacke auf die „Manosphere“ im Internet: „Sexismus, Chauvinismus, eine archaische und ekelhafte Form von Männlichkeit. Frauenhass. Das ist für jeden Nutzer von sozialen Medien nur einen Fingerwisch entfernt.“ Der Stern macht gleich vier Artikel über die Serie und behauptet frech, dass sie – obwohl völlig frei erfunden – zeige, „wie Jungen zu toxischen Präsenzen heranwachsen“. Selbst die Berliner Zeitung , die oft etwas differenzierter daherkommt wie die übrigen Mainstream-Medien, stimmt in den Jubelchor ein: „Man wird vor dem Fernseher ein anderer Mensch.“ Laut ZDF  habe die Serie „in Großbritannien eine Debatte über toxische Männlichkeit und Frauenhass ausgelöst“. Natürlich darf der SPIEGEL nicht fehlen. Er beschäftigt sich in einem aktuellen Video mit den „Abgründen der Manosphere“.

Die ganzen Beiträge sind alle inhaltlich ähnlich. Wer einen gelesen hat, hat im Grunde alle gelesen. Das ist auch verständlich. Fachleute, die sich außerhalb der üblichen Narrative und Klischees mit dem Thema sachlich und fundiert befassen, gibt es sehr wenige und diese wenigen lässt man in der Medienlandschaft selten zu Wort kommen.

Auch der  FOCUS macht in der Printausgabe einen mehrseitigen Artikel darüber. Wer den FOCUS deswegen kauft und hofft, mal eine etwas andere Sichtweise zu bekommen, wird enttäuscht. Auch in diesem Beitrag von Corinna Baier werden nur die üblichen Feindbild-Narrative unreflektiert kolportiert. Frau Baier klärt laut Genderama vom 14. April 2025 sogar darüber auf, wo man zum Beispiel „radikale Männerrechtsaktivisten“ fände, „die erklären, wo Männer angeblich überall diskriminiert werden. Sie verdienen teilweise viel Geld damit.“

Dass wir von MANNdat weder viel noch wenig, sondern gar kein Geld damit verdienen, hängt vermutlich damit zusammen, dass wir nicht erklären, wo Männer angeblich diskriminiert werden, sondern wo sie tatsächlich diskriminiert werden. Wir übernehmen da quasi den Job all jener Gleichstellungsbeauftragten, den Erstellern von Gleichstellungsberichten und den von Gleichstellungspolitikern, die ihren Job nicht richtig machen.

Das Ausmaß, wie Mainstream-Medien sich an einem erfundenen Film mit erfundenen Zusammenhängen ergötzen, der weiße männliche Teenager als Ausgeburt des Teufels darstellt, lässt erahnen, wie sehr der Jungenhass in unserer Gesellschaft schon fortgeschritten ist.

In Teil 2 zu dieser medial und politisch inszenierten „Hexenjagd“ gegen Jungen wollen wir, abseits von diese misandrischen Euphorie, auf einige kritische und sachlich fundierte Stimmen eingehen.

Quellen

[1] Janice Fiamengo: „In Every White Boy, a Potential Killer – Netflix’s Adolescence ramps up the anti-male propaganda” in “The Fiamengo File”, Apr 18, 2025; https://fiamengofile.substack.com/p/in-every-white-boy-a-potential-killer, Abruf 3.5.2025

[2] Benji Wilson: „Stephen Graham and Adolescence director explain why Netflix crime drama is filmed in one take“, Radio Times, 4. März 2025; https://www.radiotimes.com/tv/drama/stephen-graham-adolescence-one-take/, Abruf 10.4.2025

[3] BBC: „Teenager jailed for life for Elianne Andam murder“, 13.3.2025; https://www.bbc.com/news/articles/ckg8ly1wr8ro, Abruf 10.4.2025

[4] Metropolitan Police: „Teenager who stabbed Croydon schoolgirl sentenced to life imprisonment“; https://news.met.police.uk/news/teenager-who-stabbed-croydon-schoolgirl-sentenced-to-life-imprisonment-495091, Abruf 10.4.2025

[5] PM DAVIA: „Keir Starmer Must Retract Defamatory and False Statements Made about Adolescent Boys“, PM vom 21.März 2025; https://endtodv.org/pr/pm-keir-starmer-must-retract-defamatory-and-false-statements-made-about-adolescent-boys/; Abruf 10.4.2025

[6] Toby Young: „Adolescence demonises white working-class boys“; https://www.spectator.co.uk/article/adolescence-demonises-white-working-class-boys/; Abruf 14.4.2025

[7] Steerpike: „Starmer claims Adolescence is a documentary – again“; https://www.spectator.co.uk/article/watch-starmer-claims-adolescence-is-a-documentary/; Abruf 14.4.2025

Die Übersetzungen stammen von Arne Hoffmann von Genderama.

Quelle Beitragsbild: AdobeStock_495995506

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