Lieber Green Card statt Jungenförderung?
Anlässlich der neuesten OECD-Bildungsstudie kritisiert der Verein MANNdat e.V. eine Bildungspolitik in Deutschland, die sich nach wie vor Jungen als Bildungsverlierer leistet. Der OECD-Bericht zeigt einen besorgniserregenden, negativen Trend bei Hochschulabschlüssen. Das Statistische Bundesamt hat schon 2006 veröffentlicht, dass der Anteil männlicher Studienabschlüsse im Bereich Ingenieurwesen innerhalb der letzten 10 Jahre um über 30% zurückging. Nur 18% der Jungen gegenüber 21% der Mädchen im Alter von 15 Jahren streben heute ein Studium an. Die IGLU-Studie kam schon 2005 zu dem Ergebnis, dass Jungen bei gleichen Schulleitungen schlechtere Noten bekommen. Die Politik duldet dies, auch trotz Antidiskriminierungsgesetz. Schon seit der ersten PISA-Studie vor sieben Jahren hat sich gezeigt, dass das Bildungspotenzial von Jungen zu wenig gefördert wird.
Daran habe sich bislang wenig geändert, meint Dr. Bruno Köhler, jungenpolitischer Sprecher des Vereins MANNdat e.V., der sich u.a. für Jungen-Bildungsförderung einsetzt. „Die Politik bewegt sich in dieser Hinsicht erschreckend langsam. Unter dem Begriff Gender Mainstreaming, also der Geschlechterpolitik, die angeblich auch Jungenbelange berücksichtigen will, finden sich im Bundesbildungsministerium unter Ministerin Schavan (CDU) auch heute noch ausschließlich Mädchen- und Frauenförderprojekte, jedoch kein einziges Jungenförderprojekt.“
Dies weise darauf hin, so Dr. Köhler weiter, dass Jungen im Sinne einer sogenannten „positiven“ Diskriminierung die politisch gewollten Bildungsverlierer seien. Die Politik setze offenbar lieber auf die Green-Card als auf eine chancengleiche Bildung auch für Jungen.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende.