Jungen sind fauler – die Stunde der Pseudowissenschaftler
Jungen sind fauler – nein, das meinen nicht wir, das behauptet ein Sozialwissenschaftler, ein gewisser Marcel Helbig vom Wissenschaftszentrum für Sozialforschung aus Berlin. Nicht nur, dass diese Behauptung zumindest in dieser pauschalen Form extrem jungenfeindlich ist. Es zeigt deutlich, dass die „Wissenschaft“ in der „Jungenbildungsfrage“ endgültig den Boden der wissenschaftlichen Arbeit verlassen hat.
Dieser jungenfeindliche Unsinn wird von der HiAZ (Hildesheimer Allgemeine Zeitung), 7.5.13, Seite 2 verbreitet. Den Artikel haben wir von einem Leser zugeschickt bekommen – vielen Dank dafür.
Die Journalistin Marina Kormbaki – offensichtlich ohne Empathie für die Probleme und Sorgen der Jungen – schiebt noch einen nach und behauptet, dass es für die Benachteiligung von Jungen in der Schule kaum Belege gäbe.
Nun, das einzige, für das es bislang keinen Beleg gibt, ist die angebliche Faulheit der Jungen. Oder hat jemand schon einmal eine Studie gesehen, in denen die Faulheit von Schülern gemessen wurde? Mehrere Studien haben gezeigt, dass Jungen bei gleichen Schulleistungen schlechtere Noten erhalten als Mädchen, darunter auch eine Studie des Bundesbildungsministeriums. Die Analyse der staatlich unterstützten bzw. initiierten Fördermaßnahmen ergibt etwa 100 reine Mädchenbildungsförderprogramme und nur vier Jungenbildungsförderprogramme. Mädchen werden gefördert, Jungen zurückgelassen.
10 Jahre lang, liebe Frau Kormbaki, wurden Jungen aus dem Zukunftstag ausgegrenzt und ihnen damit deutlich signalisiert, dass man sich für ihre Zukunftssorgen bestenfalls zweitrangig interessiert, und die Schulen haben bereitwillig dabei mitgemacht. Das heißt, man unternimmt alles, um Jungen die Lust an der Schule zu verderben und dann wirft man den Jungs vor, dass sie nicht ausreichend motiviert wären. Eine sehr subtile Art der Jungendiskriminierung. Jungen haben keine wirksame Lobby. Kein Wunder, dass Politik, Pseudowissenschaftler und Medien sie als geeignete Haudraufpuppe auserkoren haben.
Die Bildungsabschlussstatistiken zeigen deutlich: Jungen haben seltener Abiturabschlüsse und sind öfter Schulabbrecher. Und die Geschlechterpolitik misst Gleichberechtigung ja an Quoten. Aber wir wissen ja, das gilt natürlich nur, wenn Frauen die schlechteren Quoten haben.
Jungen werden heute im Bildungswesen ausgegrenzt, marginalisiert und pathologisiert. Warum? Die Bildungsbenachteiligung von Jungen ist heute unabdingbarer Bestandteil der Frauenförderpolitik aller Parteien und Bildungspolitiken. Ist nicht jeder Junge, der im Bildungssystem scheitert, ein Gewinn für die Frauenquote?
Die Bildungsstatistiken zeigen ein deutliches und stetig zunehmendes geschlechterspezifisches Bildungsgefälle. Deshalb braucht die Politik Rechtfertigungen für ihre Untätigkeit. Und dazu gehört die Behauptung, Jungen wären fauler. Und die Politik braucht „Wissenschaftler“, die diese Jungenfeindlichkeit kolportieren. Es ist die Stunde der Pseudowissenschaftler.
Dr. Bruno Köhler
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Jungen lernen anders:
Sie suchen den Wettbewerb, sind motorischer, haben keine Lust, ihre Gefühle vor anderen zu reflektieren – das alles macht sie in der Schule suspekt. Wenn man ihren Unmut in dieser feminisierten Umgebung „Faulheit“ nennen will, dann nur zu. Sinnvoller wäre es doch aber, zu fragen, wieso eine staatliche, von Männern finanzierte Zwangsinstitution ihr Klientel zwingen dürfen sollte, sich an die Institution anzupassen. Warum passt sich die Schule nicht den Lernbedürfnissen von Jungen an, wie es einem Dienstleister anstände ?!?