„Wir kommen in eine Welt, in der wir nicht erwünscht sind“
„Die Welt“ (Bezahlschranke) hat drei männliche Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren alt interviewt, was sie über bestimmte gesellschaftliche Fragen denken. Bei Arne Hoffmanns Genderama gibt es einige Auszüge daraus.
Zu Beginn die Gründe, weshalb sie anonym bleiben wollen:
Nico: Wenn du deinen echten Namen zeigst, kommt vielleicht irgendwer drauf, wer wir beide sind. Ich sehe schon die Antifa vor meiner Haustür.
WELT: Wir wollen uns über Männlichkeit und eure politischen Ansichten unterhalten. Warum glaubt ihr, dass ihr nicht offen sprechen könnt?
Nico: Mir wurde schon in einer Diskussion mit Mitschülern an den Kopf geworfen, dass ich nur ein weißer Privilegierter bin.
Emil: Die Linken dominieren gefühlt alles. Das macht es schwer.
Robin: Ich glaube, früher war Linkssein etwas ganz anderes. Da wäre ich sogar auf deren Seite gewesen. Heute ist die Ideologie so hoch, dass alle Andersdenkenden massiv ausgegrenzt und sozial niedergemacht werden.
WELT: Was denkt ihr über das Gendern, mit einem Sternchen und dann „innen“ am Wortende?
(…) Robin: Ich finde, jeder möge es machen, wie er will, aber das in der Schule tun zu müssen, ist übertrieben.
Emil: Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung sind dagegen, hab ich gelesen, aber an der Schule, in den Medien und auf Spotify wird es einem aufgezwungen. Wir gehen schon über zehn Jahre zur Schule. Früher gab es das absolut nicht. Dann plötzlich, vor vier Jahren oder so, überall. Man kann die Texte nicht vernünftig lesen, kein normaler Mensch kommt damit klar. Für die Gleichberechtigung tut es überhaupt nichts.
(…) Emil: Es mag ja sein, dass Frauen früher viele Nachteile hatten. Aber wir werden jetzt erwachsen und kommen in eine Welt, in der wir als Männer nicht erwünscht sind. Auf viele Jobs brauche ich mich nicht zu bewerben, ich bin keine Frau und keine Minderheit. (…) Weiße Männer sind die neue Minderheit. Keiner mag sie mehr.
Robin: Das würde ich nicht sagen, aber normale Männer sind die leiseste Gruppe von allen. Für die kämpft niemand.
(…) Nico: Zurzeit werden überall Fakten verändert. Es gibt Mann und Frau, biologisch gesehen. Warum muss man das verändern? Wie die Leute sich darüber hinaus definieren, ist mir egal. Sollen sie. (…)
Emil: Die meisten finden das alles unsinnig, und fast alle Jungs sowieso. An den Schulen gibt es einen kleinen heimlichen Kulturkampf. Alle Jungs finden den ganzen Gender-Kram unnötig. Das grenzt uns aus. Aber zurzeit ist an der Schule alles außer sehr links sein verboten. An der Schule haben die Leute linksradikale Sticker auf ihrem Chromebook, für die Lehrer ist das ok. Aber wenn du da „AfD“ drauf hättest, gäbe es Stress. Beide radikalen Seiten müssten ganz klar bekämpft werden.
(…) WELT: Heute ist an viele Mauern in den Städten „Kill Patriarchy“ gesprüht, tötet das Patriarchat. Ihr wollt gerade Männer werden. Wie wirkt das auf euch?
Nico: Ich hab auch mal „Kill all men“ an einer Hauswand gesehen. Katastrophal. Ich war immer dafür, dass Männer und Frauen gleiche Rechte haben. Ich sehe keine Unterschiede mehr zwischen Mann und Frau in Berlin. Trotzdem soll immer weiter gekämpft werden. Unsinnig und nervig!
Emil: Wenn ich mich darüber ärgern würde, würde ich sterben in Berlin. Überall nur Anarchie, gegen Männer, gegen das Kapital. Die ganze Stadt ist damit verdreckt.
WELT: Leben wir denn in einem Patriarchat?
(Alle schweigen ein paar Sekunden.)
(…) Nico: Die Ukraine wurde angegriffen von Russland. Frauen und Kinder durften schnell raus. Männer nicht, weil die das Land verteidigen müssen. Da ruft dann niemand nach Feminismus. Komisch, oder?
(…) Nico: Mir fällt noch was ein, warum Männer eher konservativ werden: Die erleben mehr schlimme Sachen. Schlägereien, angegriffen werden, auf der Straße abgezogen werden, das erleben Männer eben mehr als Frauen. Wenn eine Frau körperlich angegriffen wird, ist sie natürlich viel traumatisierter danach, ganz klar. Aber bei Männern gehört Gewalt einfach mehr zum Alltag.
(…) WELT: Habt ihr denn das Gefühl, das die Mädchen sich wohlfühlen? An der Schule, unter Teenagern?
Emil: Nein auf keinen Fall. Sie denken immer, sie müssen irgendwas. Feministisch sein, aber auch sexy, und immer gut drauf, und dann klappt gar nichts davon. Viele sind depressiv und ritzen sich und zeigen das auch ganz offen. Nicht nur wir Jungs haben ein Problem. Die ganze Jugend steckt in der Krise.
Quelle Beitragsbild: jungengruppe-adobestock-monkey-business-200×200.jpg
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Ich finde es gut, so etwas zu lesen.
Ich habe im Alltag oft das Gefühl, ich sei der einzige Mensch auf der Welt, der so denkt und empfindet.
Ich wünsche den Jungs, dass sie irgendwann mal Zeiten erleben werden, in denen Menschen nicht nach angeborenen oder schwer zu ändernden Eigenschaften beurteilt werden. In denen zählt, was jemand sagt – und nicht wer es sagt.
Viele Hoffnungen mache ich mir da allerdings nicht. Ob es irgendwie hilft, „eher konservativ“ zu werden, bezweifle ich.
Alles Gute für Euch
Nemo
„aber auch sexy, und immer gut drauf, und dann klappt gar nichts davon.“
Mädchen und Frauen haben immerhin die weichen und sexy Stoffe und dürfen bauchfrei rumrennen, während Jungen immer die gleichlangen kratzigen und hässlichen Lumpen tragen müssen, auch bei Affenhitze. Während Frauen ungeachtet ihrer Proportionen für oben frei demonstrieren, wird allen männlichen Menschen kategorisch abgelehnt, bauchfrei zu tragen. (jeder kann von mir aus bauchfrei durch ein anderes Tabu ersetzen, was bei Mädchen als normal gesehen wird).
Ich glaube eher, dass Jungs von anderen gleichaltrigen Jungs gehänselt werden, wenn sie sich nicht „traditionell“ anziehen. Oder?