Statistische Trickserei bei Gender Studies am Beispiel DIW-Haushaltsstudie

von Manndat

Bild: adobe.stock, andrew rybalko

 

„…im Klartext: wenn mein Vater Scheiße ist, dann sind alle Männer Scheiße. Wenn man das sagt, dann kann man alles sagen, was man will. Man geht vom Persönlichen aus und macht es politisch. Und so passierte Folgendes: Wortgewaltige Frauengruppen kamen zusammen, um bitterböse Kampagnen zu führen.“ (Zitat Erin Pizzey*: Erin Pizzey on Feminism) 

„Sonntag ist der Tag der Herren“

Just zum Frauentag erklärt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) den Sonntag in Person ihrer Doktorandin Claire Samtleben polemisch zum „Tag der Herren“. Als „neue Erkenntnisse zur Benachteiligung von Frauen in Deutschland“ lässt das DIW dies in seiner Pressemeldung vom 6.3.2019 verlautbaren. Der Kern der Aussage ist, dass Frauen und Männer während der Woche gleich viel arbeiten würden, während am Sonntag die Hausarbeit größtenteils an den Frauen hängen bliebe. Das DIW schreibt nicht explizit, dass die Männer faul zu Hause lägen, während die Frauen schuften würden. Aber das liest man natürlich so mit, weil das DIW hier geschickt in Zeiten von #menaretrash und #killallmen männerfeindliche Klischees bedient. Und das kommt zum Weltfrauentag selbstverständlich in den auf Männerbashing geframten Mainstreammedien, wie z. B. die Tagesschau oder „Die Zeit“, sehr gut an.

Anlass für uns, die Studie einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Das Ergebnis möchten wir hier vorstellen. Wir werden aufzeigen, wie das DIW gleich mehrere statistische Tricks und sogar eine Falschaussage verwendet, um ein mediengerechtes „Ergebnis“ zu konstruieren. Die DIW-Studie ist diesbezüglich eine hervorragende Möglichkeit für uns, aufzuzeigen, mit welchen statistischen Tricks Daten mehr oder minder geschickt in vorgefertigte frauenpolitische Männertäter-Frauenopfer-Schablonen hineindrapiert werden können und weshalb Gender Studies, die objektiv nach wissenschaftlichen Kriterien durchgeführt durchaus sinnvoll wären, so einen schlechten Ruf haben. Und es gibt uns natürlich auch einen Einblick, wie beim DIW gearbeitet wird.

Viel Spaß beim Lesen.

Das DIW

Das DIW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft und eines der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland. Es erforscht wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Zusammenhänge in gesellschaftlich relevanten Themenfeldern und berät auf dieser Grundlage Politik und Gesellschaft. Die Tochtergesellschaft DIW econ bietet u. a. für Kunden aus Wirtschaft und Politik maßgeschneiderte Projektlösungen an.

Der Institutshaushalt des DIW wird zu zwei Dritteln von Bund und Ländern finanziert. Das DIW muss in regelmäßigen Abständen nachweisen, dass es in Wissenschaft, Projektforschung und Beratung überzeugende Arbeit leistet. Knapp ein Drittel der Einnahmen des DIW Berlin stammen aus der Projektförderung sowie aus der Auftragsforschung. Bedeutendste Auftraggeber sind dabei deutsche und europäische öffentliche Institutionen.

Interessant sind für uns für die spätere Analyse der DIW-Studie noch folgende „Forschungsethischen Prinzipien am DIW Berlin“:

  • 1 (2) „Gute wissenschaftliche Praxis zeichnet sich aus durch Zweifel und Selbstkritik, durch Transparenz bezüglich der Annahmen und des Grads der Unsicherheit, durch kritische Auseinandersetzung mit den erzielten Erkenntnissen und deren Kontrolle“
  • 5 (3) „Befunde, die die Hypothese der Autorinnen stützen, wie Befunde, die die Hypothese der Autorinnen verwerfen, müssen gleichermaßen in angemessener Weise mitgeteilt werden.“

Voreingenommenheit der DIW

Das DIW macht keinen Hehl aus seiner Voreingenommenheit zu dem Thema „Gender Care Gap“:

„Seit über einhundert Jahren wird am internationalen Frauentag auf fehlende Frauenrechte und bestehende Geschlechterungerechtigkeiten aufmerksam gemacht.“ (S. 140 DIW Wochenbericht Nr. 10/2019) und „Der 8. März ist ein wichtiger Tag, um sich bestehende Geschlechterungerechtigkeiten zu vergegenwärtigen, sie laut anzusprechen und über gesellschaftlich breit angelegte Lösungsmöglichkeiten nachzudenken.“ (DIW Wochenbericht Nr. 10/2019, S. 143)

Die Studie ist also ganz gezielt auf deren Verwendung zu frauenpolitischen Zwecken ausgerichtet. Eine solche Voreingenommenheit birgt natürlich die Gefahr, dass Fakten nicht objektiv, sondern zweckorientiert interpretiert werden. Das DIW weiß um diese Problematik, weshalb es in seiner „Forschungsethik“ festgehalten hat, dass sich gute wissenschaftliche Praxis durch Zweifel und Selbstkritik, durch Transparenz bezüglich der Annahmen und des Grads der Unsicherheit, durch kritische Auseinandersetzung mit den erzielten Erkenntnissen und deren Kontrolle auszeichnet. Das vermissen wir allerdings in der betrachteten Studie.

Die Fakten der DIW-Haushaltsstudie (Gender-Care-Studie)

Die DIW-Haushaltsstudie sagt zunächst einmal Folgendes aus:

„Frauen in Paarhaushalten verbringen deutlich mehr Zeit mit unbezahlter Hausarbeit und Kinderbetreuung als Männer, dafür sind Männer mehr Stunden erwerbstätig“ (DIW Wochenbericht Nr. 10/2019, S. 139) und „Auch an Sonntagen leisten Frauen deutlich mehr unbezahlte Arbeit;“ (DIW Wochenbericht Nr. 10/2019, S. 139)

Diese Aussagen decken sich mit der Zeitverwendungsstudie, die die Bundregierung regelmäßig veröffentlicht. Das DIW schreibt weiter:

Frauen sind vorwiegend für Arbeiten im Haushalt verantwortlich, die häufig zu erledigen und zeitlich wenig flexibel sind“ und „Männer übernehmen eher Tätigkeiten, die seltener und nicht zu bestimmten Zeitpunkten erledigt werden müssen.
(DIW Wochenbericht Nr. 10/2019, S. 139)

Bei diesen Aussagen gehen wir davon aus, dass sie richtig sind. Uns liegen hier nicht die Daten vor, dies zu überprüfen.

Die Falschaussage

Die DIW-Studie sagt weiterhin aus:

Das Gesamtvolumen von bezahlter und unbezahlter Arbeit an Wochentagen ist bei Männern und Frauen mit circa elf Stunden in etwa gleich, wobei Frauen mehr unbezahlte und Männer mehr bezahlte Arbeit leisten.
(„Abstract“ S. 140 DIW Wochenbericht Nr. 10/2019)

Und nochmals in der Teilüberschrift auf S. 142 DIW Wochenbericht Nr. 10/2019:

An Wochentagen arbeiten Männer und Frauen insgesamt gleich viel

Diese Aussage ist definitiv falsch. Wir werden weiter unten zeigen, weshalb diese Aussage falsch ist.

Vorenthaltene Fakten

Zudem kommt die DIW-Studie zu dem Schluss:

Offenkundig sind (auch) andere Mechanismen am Werk, die stärker auf der Ebene von sozialen Normen oder Aushandlungsprozessen und -strategien und Routinen zu verorten sind.
(DIW Wochenbericht Nr. 10/2019 S. 143)

Diese Schlussfolgerung ist nur teilweise plausibel. Die DIW verschweigt hier Daten, nämlich die Zweitverwendung von alleinstehenden Frauen und Männern, die die Zeitverteilung von Frauen und Männern auf eine ganz andere Basis stellen. Wir werden diese Daten, die das DIW dem Leser vorenthält, darlegen und damit die Ergebnisse der DIW-Studie erneut beurteilen.

Abhilfen aus Kosten des Steuerzahlers anstatt einfache Lösungen

Als Abhilfe für die unbezahlte Mehrarbeit der Frauen schlägt das DIW vor:

Mehr Partnermonate beim Elterngeld wären eine Möglichkeit, diesen Gender Care Gap und die damit verbundene finanzielle Schlechterstellung von Frauen zu verringern
(DIW Wochenbericht Nr. 10/2019, S. 139)

Das DIW schlägt lediglich Abhilfemaßnahmen auf Kosten des Steuerzahlers vor, ohne auch andere, für die Gemeinschaft günstigere Abhilfemaßnahmen vorzuschlagen. Wir werden solche anderen Maßnahmen aufzeigen, die auch das DIW auf Basis seiner Daten hätte vorschlagen können.

Falschaussage, „Durchschnittliche Täuschungen“, „Geschummelte Basis“ und „Getrickste Graphiken“

Schauen wir zuerst eine der wichtigsten Aussagen der Haushaltsstudie an, nämlich die wöchentliche Gesamtarbeitszeit von Frauen und Männern. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt der gesamten Interpretation der Daten und ihrer Darstellung als „Beweis“ für eine „neue Erkenntnis zur Benachteiligung von Frauen in Deutschland“:

„Betrachtet man das Gesamtarbeitsvolumen an Werktagen von Männern und Frauen in unserer Untersuchung, zeigt sich in der Summe kaum ein Unterschied: Männer arbeiten elf Stunden und 18 Minuten täglich, Frauen knapp elf Stunden.“ (S. 142 DIW Wochenbericht Nr. 10/2019) und

„Frauen und Männer verbringen am Sonntag im Durchschnitt 42 Minuten (Frauen) beziehungsweise 48 Minuten (Männer) mit Erwerbstätigkeit. Anders sieht es bei der unbezahlten Hausarbeit und Kinderbetreuung aus. Die Aufteilung der Kinderbetreuung (Männer zwei Stunden und sechs Minuten, Frauen drei Stunden) ist wie auch an Wochentagen ungleich. Frauen verbringen sonntags mehr als doppelt so viel Zeit (eine Stunde und 42 Minuten versus 48 Minuten) mit Wäsche waschen, Kochen und Putzen (Abbildung 3).“ (DIW Wochenbericht Nr. 10/2019, S. 143)

Das DIW geht aber sogar noch weiter. Das DIW sagt nämlich aus:

Das Gesamtvolumen von bezahlter und unbezahlter Arbeit an Wochentagen ist bei Männern und Frauen mit circa elf Stunden in etwa gleich, …
(„Abstract“ S. 140 DIW Wochenbericht Nr. 10/2019)

Und nochmals in fetten Buchstaben in der Teilüberschrift auf S. 142 DIW Wochenbericht Nr. 10/2019:

An Wochentagen arbeiten Männer und Frauen insgesamt gleich viel

Diese Aussage ist falsch.

Wie trickst hier die DIW?

Das DIW vergleicht zuerst die Arbeit an einem Werktag mit der Arbeit an einem Sonntag und kommt zu dem Schluss, dass die 18 Minuten Mehrarbeit von Männern an einem Werktag vernachlässigbar seien, während die alles in allem 102 Minuten Mehrarbeit von Frauen am Sonntag exorbitant seien. 18 Minuten Mehrarbeit von Männern am Werktag gegen 102 Minuten Mehrarbeit von Frauen am Sonntag. Also sind Frauen eindeutig benachteiligt, oder? Das klingt auf den ersten Blick plausibel.

Auf den zweiten Blick ist der hier angewendete statistische Trick natürlich offensichtlich. Denn während die Woche sechs Werktage hat, hat sie nur einen Sonntag. Man muss natürlich die 18 Minuten Mehrarbeit von Männern am Werktag mit sechs multiplizieren, um die wöchentliche Mehrarbeit von Männern zu erhalten: Damit erhält man 6 x 18 = 108 Minuten wöchentliche Mehrarbeit für Männer. Dem gegenüber stehen 102 Minuten Mehrarbeit von Frauen am Sonntag. Damit beträgt auf die Woche (Werktage plus Sonntag) insgesamt gesehen die Mehrarbeit für Männer sechs Minuten.

Die Zahlen sagen also etwas ganz anderes, als uns das DIW vormacht. Die Zahlen sagen eben nicht das, was das DIW behauptet. Sie sagen nämlich nicht, dass das Gesamtarbeitsvolumen von Frauen und Männer an Werktagen in der Summe kaum einen Unterschied zeigen würde oder gar „insgesamt gleich viel“ wäre, wie das DIW behauptet. Die Zahlen sagen unmissverständlich, dass Männer unter der Woche 108 Minuten mehr arbeiten. Das ist etwas mehr Mehrarbeit, als sie Frauen am Sonntag leisten (102 Minuten). Die Zahlen sagen also eindeutig, dass Frauen und Männer in der gesamten Woche im Durchschnitt gleich viel arbeiten (sehen wir von den 6 Minuten Unterschied ab). Für Gleichstellungsfanatiker eigentlich ein Paradies.

Das „Statistik-Lexikon: Definition Lügen mit Statistiken“ der Statistikplattform „Statista“ nennt diese statistischen Tricks „Durchschnittliche Täuschungen“ (hier: Die werktägliche Mehrarbeit der Männer in der Woche wird durch sechs geteilt, um sie geringer erscheinen zu lassen) und „Geschummelte Basis“ (hier: Ein Wochentag von sechs pro Woche wird verglichen mit einem Sonntag pro Woche).

Das DIW untermalt diese Trickserei auch noch mit einer Graphik in ihrer Abbildung 3. Das DIW zeigt hier vier Balken, ein Balken zeigt die Arbeitszeit Frauen Wochentag (= Werktag!), ein Balken Männer Wochentag, ein Balken Frauen Sonntag, ein Balken Männer Sonntag. Es ist der gleiche Trick wie beim Text. Natürlich wird nur ein Wochentag gezeigt (also ein Sechstel der gesamten Wochenarbeitszeit an Werktagen) und der Sonntag. Deshalb ist der Arbeitsüberschuss bei Männern am Wochentag (=Werktag) fünf Sechstel geringer als der Arbeitsüberschuss von Frauen am Sonntag. „Getrickste Grafiken“ nennt dies das o. g. „Statistik-Lexikon: Definition Lügen mit Statistiken“.

Eine solche Form der Darstellung ist deshalb sehr unseriös und hat mit wissenschaftlichem Arbeiten nicht viel zu tun. Die tatsächliche wöchentliche Gesamtarbeitszeit von Frauen und Männern sieht graphisch wie folgt aus:

Das sähe doch recht unspektakulär aus, wenn man das medienwirksam zum Frauentag der Presse als Benachteiligung von Frauen verkaufen wollte.

Auch der Rückschluss ist nicht plausibel

Wie wir gesehen haben, arbeiten Männer unter der Woche 108 Minuten mehr als Frauen. Wenn die Arbeitszeit von Frauen und Männern unter der Woche tatsächlich gleich wäre (was sie definitiv nicht ist), wäre tatsächlich der Sonntag als Beurteilung der Ungleichverteilung der Arbeit der entscheidende Faktor. Die Manipulation des DIW besteht also darin, die Mehrarbeit von Männern unter der Woche durch die Bildung des Durchschnitts auf sechs Wochentage zu marginalisieren und als „fast gleich“ oder gar als „gleich“ darzustellen, obwohl in Wirklichkeit die wöchentliche Mehrarbeit der Männer über alle Werktage genauso hoch ist wie die Mehrarbeit der Frauen am Sonntag.

Mit dieser statistischen Manipulation wird aber auch der Rückschluss des DIW unplausibel:

Das Argument, die ungleiche Belastung durch die höhere Erwerbstätigkeit des Mannes sei der Grund für eine ungleiche Aufteilung der Hausarbeit, ist somit zumindest für erwerbsfreie Tage wenig überzeugend.
(DIW Wochenbericht Nr. 10/2019, S. 143)

Die wöchentlichen Gesamtarbeitszeiten von Frauen und Männern sind, entgegen der Darstellung des DIW, also gleich. Damit ist das Argument, die ungleiche Belastung durch die höhere Erwerbstätigkeit des Mannes sei der Grund für eine ungleiche Aufteilung der Hausarbeit auch für erwerbsfreie Tage, zwar nicht zwingend, aber auch nicht „wenig überzeugend“.

Tendenziöse, männerfeindliche Klischees statt „zerplatzende Filterbubbles“

Der statistische Trick ist hier sehr einfach durchschaubar. Man betrachtet einfach die gesamte werktägliche Mehrarbeit der Männer und hat den richtigen Vergleichswert für die sonntägliche Mehrarbeit der Frauen. Und sofort ist klar, dass die DIW-Aussage falsch ist. Aber warum übernehmen dann Journalisten unreflektiert diesen Unsinn?

Das kann man vielleicht mit einem „Relotius-Effekt“ beschreiben. Solange man gängige Klischees und den politischen Mainstream bedient und somit die Auflage fördert, wird kaum jemand die Ergebnisse kritisch hinterfragen. Im Gegenteil, die Falschbehauptung, Männer und Frauen würden unter der Woche etwa gleich viel arbeiten, ist der entscheidende Punkt bei der Interpretation der Daten. Erst mit dieser (falschen) Basis kann man die höhere Gesamtarbeitszeit von Frauen am Sonntag plakativ zur „Benachteiligung“ erheben. Deshalb wird diese (falsche) Behauptung in den Medien auch ausdrücklich betont. Beispiele:

Die Zeit:

Nimmt man bezahlte Arbeit und unbezahlte Hausarbeit zusammen, schuften Männer und Frauen demnach an Wochentagen mit rund elf Stunden etwa gleich lang.

Die Tagesschau:

Die Arbeitszeit ist demnach ungefähr gleich: Beide Geschlechter würden an Wochentagen im Durchschnitt rund elf Stunden bezahlt bzw. unbezahlt arbeiten.

Die Tagesschau hat in der Vergangenheit schon das Klischee des faulen, seine Partnerin ausnutzenden Mannes bedient. Da kommt das DIW-„Ergebnis“ zum Frauentag genau richtig.

ARD-Framing: Mit der DIW-Studie wird das gängige männerfeindliche Klischee der Tagesschau bedient. Bildquelle: www.tagesschau.de: Hausarbeit bleibt an Frauen hängen

Man sieht, die Euphorie der ARD aus ihrem Framing Manual, „dass jeden Abend um 20 Uhr an der Tagesschau die Filterbubble zerplatzt“, entbehrt jeglicher Grundlage. Vielmehr werden auch in der ARD um 20 Uhr unkritisch tendenziöse, männerfeindliche Klischees bedient.

„Verheimlichte Realitäten“ und „Geschummelte Basis“

Das DIW echauffiert sich aber weiter auch in der ungleichen Verteilung insbesondere der Hausarbeit. Dazu präsentiert uns das DIW Daten von Partnerschaften mit und ohne Kinder. Aufgrund der Tatsache, dass Frauen auch bei Partnerschaften ohne Kind einen höheren Anteil an Hausarbeit und einen geringeren Anteil an Erwerbsarbeit haben, sieht das DIW Mechanismen am Werk, die stärker auf der Ebene von sozialen Normen oder Aushandlungsprozessen und -strategien und Routinen zu verorten sind“.

Das ist nur zum Teil plausibel. Denn das DIW verschweigt uns eine wesentliche Grundlage, die sehr wichtig ist, um dies zu beurteilen, nämlich die Daten zur Erwerbstätigkeit und Haushalt bei Alleinlebenden, also Menschen, die ohne Partner und ohne Kind leben. Diese Klientel ist für eine seriöse Bewertung und Interpretation der Daten für Frauen und Männern in Paarbeziehungen mit und ohne Kinder essentiell. Sie ist deshalb essentiell, weil wir mit ihr erkennen können, wie viel Zeit Männer und Frauen selbstbestimmt, aus eigenem Antrieb, also ohne partnerschaftliche „Unterdrückung“, für Erwerb und für Haushalt (Erziehung fällt bei Alleinerziehenden weg) aufwenden. Ist der Zeitaufwand für Haushaltsarbeiten bei alleinlebenden Frauen deutlich höher als der bei alleinlebenden Männern, können vielleicht noch gesellschaftliche Normen, aber keinesfalls mehr der männliche Partner als Grund für den höheren Zeitaufwand von Frauen für die Hausarbeit in Frage kommen. Diese wichtige Datengrundlage verschweigt uns das DIW. Warum tut sie das? Befürchtet man hier vielleicht auf Tatsachen zu stoßen, die die gewünschte Bestätigung der These von der Unterdrückung der Frau durch den männlichen Partner in Frage stellen könnten? Wir gehen der Sache auf den Grund.

Auch alleinlebende Frauen widmen der Hausarbeit über eine Stunde mehr als Männer

Uns stehen die Daten des DIW nicht zur Verfügung. Dafür haben wir die Daten aus der oben schon erwähnten Zeitverwendungsstudie der Bundesregierung aus dem Jahr 2015 entnommen:

Alleinlebende Frauen tägl. Zeitverwendung für Haushalt:   3:38 (218 Min.; 3,6 h)
Alleinlebende Männer tägl. Zeitverwendung für Haushalt: 2:32 (152 Min.; 2,5 h)

Die Daten zeigen, dass auch alleinlebende Frauen, d. h. Frauen von sich aus, ohne dass der Partner sie dazu nötigen könnte, auch schon über eine Stunde, genau 66 Min., oder 43 % mehr als Männer, für den Haushalt aufwenden. Warum dies so ist, können wir nicht abschließend beantworten. Auf Basis dieser vom DIW vorenthaltenen Fakten können vielleicht noch soziale Normen und Routinen, aber keineswegs mehr Aushandlungsprozesse und -strategien, bei denen Männer Frauen übervorteilen könnten, eine Rolle spielen.

Vielleicht haben Frauen durchschnittlich ein (anerzogenes?) deutlich höheres Bedürfnis an Ordnung und Sauberkeit im Haushalt, die sie eben nur auch durch einen erhöhten Aufwand erfüllt sehen. Das ist aber eine individuelle, selbstbestimmte Entscheidung und keine Unterdrückung durch den männlichen Partner.

Ambivalente Bewertung

Der Vollständigkeit halber sei auch noch ein weiteres Beispiel der Manipulation bei der DIW-Studie erwähnt. Das DIW wertet einerseits moralisch – was schon einmal wissenschaftlich fragwürdig ist –, legt dabei andererseits aber sogar noch ambivalente Bewertungsmaßstäbe zugrunde. Wie wir gesehen haben, wechselt das DIW den Bewertungsmaßstab: Während die 18 Minuten Mehrarbeit von Männern je Werktag, also in der Summe 108 Minuten, von dem DIW als „kaum ein Unterschied“ bewertet werden, wertet das DIW dahingegen die 102 Minuten Mehrarbeit von Frauen am Sonntag als exorbitant.

Diese ambivalente Bewertung ist aber auch häufiger in der Studie zu finden. So heißt es z. B. auf S. 141 des DIW Wochenberichts Nr. 10/2019:

Männer hingegen investierten 1992 nur 35 Minuten täglich in Kochen, Putzen und Wäschewaschen – ein ohnehin geringer zeitlicher Aufwand, der in den vergangenen 25 Jahren lediglich auf 52 Minuten angestiegen ist.

Der Anteil der vorgenannten Arbeit bei Männern ist um 17 Minuten täglich, d. h. um 7×17 = 105 Minuten gestiegen. Auch hier wieder die unterschiedliche Wertung: 105 Minuten mehr bei Männern werden von dem DIW als „lediglich“ gewertet, während zum Vergleich nochmals die 102 Minuten sonntägliche Mehrarbeit pro Woche als exorbitant gilt.

Begrenzte Lösungsstrategien durch Voreingenommenheit

Das DIW scheitert mit seinen Vorschlägen zum Eingriff in die Privatsphäre der Partnerschaft von Mann und Frau an seiner eigenen Voreingenommenheit. Das DIW übersieht daher, dass „mehr Partnermonate beim Elterngeld“ derzeit gar nicht zwingend erforderlich sind, denn die Frauen selbst reagieren ja auf ihre zunehmende Erwerbsarbeit mit der Reduktion des Anteils der Hausarbeit:

So verbrachten Frauen beispielsweise im Jahr 1992 an einem Werktag rund drei Stunden mit Kochen, Putzen und Wäsche waschen, 2016 nur noch etwa zwei Stunden.
(DIW Wochenbericht Nr. 10/2019, S. 141)

Das ist der richtige Weg. Frauen sind zu motivieren und zu unterstützen, den eigenen Anspruch an den erforderlichen Aufwand an Hausarbeit noch weiter zu reduzieren.

DIW übersieht zunehmende Doppelbelastung von Männern

Verblendet in ihrer einseitigen Ausrichtung auf die Anliegen auf Frauen übersieht das DIW eine ganz wichtige Entwicklung, die sich aus den von ihm analysierten Daten ergibt. Während Frauen zunehmend den Anteil der Hausarbeit reduzieren, um die gestiegene Erwerbsarbeit auszugleichen, ist dies bei Männern anders. Sie steigern ihren Anteil an Hausarbeit und steigern ihren Anteil an der Erwerbsarbeit. Es ist also nicht so, wie Politik und Medien den Männern versprechen, dass sie nämlich durch mehr Erziehungsarbeit auch Entlastung im beruflichen Stress erfahren würden. Man kann schlussfolgern, dass Männer zunehmend in die Doppelbelastung gedrängt werden, mit all ihren negativen – insbesondere auch gesundheitsschädigenden – Auswirkungen.

Ignorieren aktueller politischer Entscheidungen

Wir könnten diese Analyse noch weiter fortführen. Ein weiterer großer Mangel ist z. B., dass das DIW die aktuelle Väterpolitik der Parteien im Bundestag völlig ignoriert hat. So hat es z. B. außer Acht gelassen, dass die Parteien im Bundestag (außer der FDP) sich gegen ein Wechselmodell bei Getrennterziehenden entschieden haben. Es ist also die Frauenpolitik selbst, die vehement, entgegen der Forderung von Väterverbänden, sich für die alten Rollenmodelle der erziehenden Mutter und des versorgenden Vaters ausspricht. Ohne den Abbau matriarchaler Familienstrukturen wird eine gleichberechtigte Partnerschaft mit Kind nicht möglich sein. Und das wäre eine wichtige Voraussetzung für eine ausgeglichene Zeitverwendung von Frauen und Männern.

Gender Studies als Frauenförderinstrument

Wie wir gesehen haben, blendet das DIW die Nachteile von Männern, also die Mehrarbeit an Werktagen und die zunehmende Doppelbelastung, kurzerhand aus oder marginalisiert diese, und fokussiert ausschließlich auf den Teilbereich, in dem Frauen negativ betroffen sind (den Sonntag). Dies ist eine gängige Praxis von Gender Studies, die wir hier schon oft belegt haben. Das hat mit Wissenschaft nichts zu tun. Hier wird Statistik zum Werkzeug eines politischen Programms.

Gender Studies kritisch hinterfragen!

Auch wenn die Tricks nicht immer so einfach zu erkennen sind, wie im hier vorliegenden Fall, empfehlen wir, die „Erkenntnisse“ von Gender Studies kritisch zu hinterfragen. Oft verbergen sich hinter angeblich „wissenschaftlichen“ Erkenntnissen Zahlen, die mit statistischen Tricks modelliert wurden, um ein politisches Programm zu kolportieren, dabei zeigen sie aber in Wirklichkeit ganz andere Realitäten auf.

* Erin Pizzey „ist eine britische Autorin von Sachbüchern zu häuslicher Gewalt, Familien- und Frauenthemen. Sie wurde 1971 als Gründerin des ersten Frauenhauses für geschlagene Frauen in Großbritannien international bekannt. Später vertrat sie zunehmend den Standpunkt, das Problem der Gewalt sei in beiden Geschlechtern angelegt.“ (Wikipedia)

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Lesermeinungen

  1. By Bernd Jenne

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  2. By Norbert W.

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  3. By H.Stark

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  7. By Rano64

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