Gibt es irgendetwas Gutes an Männern? Vortrag von Roy F. Baumeister Teil 1

von Manndat

Der Zeitgeist hat sich gegen Männer gewandt, so dass sich Viele mit dieser Frage schwertun. Der renommierte US-Sozialpsychologe hat sich mit der Frage befasst und beantwortet sie in seinem Vortrag „Is There Anything Good About Men?“ mit einem klaren Ja. Er legt dar, wie Kultur Männer ausbeutet. Mit Erlaubnis des Autors haben wir seine vielbeachtete Rede ins Deutsche übersetzt.

Roy F. Baumeister

Im August 2007 hielt der US-amerikanische Sozial­psychologe Roy F. Baumeister auf dem Kongress des Amerikanischen Psychologenverbandes APA den Vortrag „Is There Anything Good About Men?“ Er legt darin seine Auffassung dar, dass die unterschiedlichen Eigenschaften von Männern und Frauen in weitestem Sinn, ihre Rollen sowie der Wert, der ihnen die Gesellschaft beimisst, grundlegend von der Kultur beziehungsweise vom System geprägt sind. Basierend auf Forschungsergebnissen führt er das Thema auf prägnante und faszinierende Weise aus. Dazu und mit identischem Titel hat er 2010 ein Buch herausgebracht, das noch den Untertitel trägt „Wie Kulturen florieren, indem sie Männer ausbeuten“. 2012 erschien im Verlag Hogrefe AG (vormals Huber) eine Übersetzung des Buchs mit dem Titel „Wozu sind Männer eigentlich überhaupt noch gut?“

Der Vortrag wurde viel beachtet und im Heft 1, Januar 2008 der Zeitschrift Merkur – Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken und in der März-2008-Ausgabe von Psychologie Heute jeweils gekürzt veröffentlicht. Psychologie Heute bezeichnet Baumeister als einen der renommiertesten und produktivsten Sozialpsychologen unserer Zeit. Damals war er Professor an der Florida State University, mittlerweile lehrt er an der University of Queensland in Australien.

Wir haben den Vortrag mit freundlicher Genehmigung des Autors komplett übersetzt und bringen die Übersetzung in zwei Teilen (Teil 2). Die Übersetzung ist nicht gekürzt und eng an das Original angelehnt. Die Hervorhebungen entsprechen dem Original. Die gesamte Übersetzung kann auch als PDF heruntergeladen werden.

Vorab schon einige Sätze aus dem Fazit (Teil 2):

Was anscheinend am besten für die Kulturen funktioniert hat, ist, Männer in der Weise gegeneinander auszuspielen, dass sie um Respekt und weitere Belohnungen konkurrieren, die letztendlich immer sehr ungleich verteilt sind. Männer müssen sich bewähren, indem sie Dinge produzieren, die die Gesellschaft als wertvoll erachtet. Sie müssen sich in kulturellen Wettkämpfen gegen Rivalen und Feinde durchsetzen, was wahrscheinlich der Grund ist, warum sie nicht so liebenswert sind wie Frauen.

Das Wesen dessen, wie die Kultur Männer benutzt, stützt sich auf eine grundlegende soziale Unsicherheit. Diese Unsicherheit ist genau genommen sozial, existentiell und biologisch. Bestandteil der männlichen Rolle ist die Gefahr, nicht gut genug zu sein, um akzeptiert und respektiert zu werden, und sogar die Gefahr, sich nicht wacker genug schlagen zu können, um Nachwuchs zu zeugen.

Die grundsätzliche soziale Unsicherheit des Mannseins ist stressig für Männer, und es ist kaum überraschend, dass so viele Männer durchdrehen oder böse oder heldenmutige Dinge tun oder jünger sterben als Frauen. Aber diese Unsicherheit ist nützlich und produktiv für die Kultur, das System.

(Lesedauer: ca. 23 Minuten)

Übersetzung Teil 1

American Psychological Association, Eingeladener Vortrag, 2007
Media Transcript Vollversion

Gibt es irgendetwas Gutes an Männern?

Roy F. Baumeister

Sie denken wahrscheinlich, dass ein Vortrag unter der Überschrift „Gibt es irgendetwas Gutes an Männern“ ein kurzer Vortrag sein wird. Schriften aus der letzten Zeit haben nicht viel Gutes zu sagen über Männer. Titel wie „Männer sind nicht rentabel“ sprechen für sich selbst. Maureen Dowds Buch nannte sich „Sind Männer nötig?“, und obwohl sie niemals eine explizite Antwort gab, weiß jeder, der ihr Buch liest, dass ihre Antwort Nein ist. Brizendines Buch „Das weibliche Gehirn“ beginnt mit der Einführung: „Männer, stellt euch darauf ein, dass bei euch Gehirnneid aufkommen wird.“ Stellen Sie sich umgekehrt vor, ein Buch wirbt damit, dass Frauen bald neidisch sein werden auf das überragende männliche Gehirn!

Dies sind auch keine vereinzelten Beispiele. Eaglys Arbeit hat Berge von Daten über die Stereotype der Leute über Männer und Frauen zusammengestellt, die die Forscher zusammenfasst haben als „WAW Effekt“. WAW steht für „Women Are Wonderful“. Sowohl Männer als auch Frauen haben viel positivere Meinungen über Frauen als über Männer. Fast jeder zieht Frauen Männern vor. Ich sicherlich auch.

Meine Absicht in diesem Vortrag ist es nicht, dies aufzuwiegen zu versuchen, indem ich Männer lobe, obwohl ich im Laufe meiner Ausführungen allerlei positive Dinge über beide Geschlechter zu sagen haben werde. Die Frage, ob es irgendetwas Gutes an Männern gibt, ist nur mein Ausgangspunkt. Der vorläufige Titel meines Buches, das ich gerade schreibe, ist „Wie die Kultur den Mann ausbeutet“, aber selbst das ist für mich nur der Einstieg in die großen Fragen darüber, wie Kultur Handeln prägt. Was gut ist an Männern, bedeutet in diesem Zusammenhang, vom Gesichtspunkt des Systems aus, wofür Männer gut sind.

Daher geht es hier nicht über den „Kampf der Geschlechter“, und in der Tat denke ich, ein unglückliches Vermächtnis des Feminismus ist die Idee, dass Männer und Frauen Feinde sind. Ich werde vielmehr darlegen, dass in den meisten Fällen Männer und Frauen Partner sind, die sich unterstützen anstatt sich gegenseitig auszubeuten und zu manipulieren.

Auch geht es hier nicht darum zu versuchen, Gründe vorzubringen, dass Männer als Opfer betrachtet werden sollten. Ich verabscheue die ganze Idee, darum zu konkurrieren, Opfer zu sein. Und ich stelle sicherlich nicht in Abrede, dass die Kultur die Frauen ausgebeutet hat. Aber anstatt Kultur als Patriarchat zu sehen, das heißt eine Männerverschwörung zur Ausbeutung von Frauen, denke ich, ist es zutreffender, Kultur (z. B. ein Land, eine Religion) als ein abstraktes System zu verstehen, das gegen konkurrierende Systeme im Wettstreit liegt – und das sich sowohl der Männer als auch der Frauen bedient, oft in unterschiedlicher Weise, um seine Sache voran zu bringen.

Auch denke ich, dass es am besten ist, so weit wie möglich Werturteile zu vermeiden. Werturteile haben die Diskussion um Geschlechterpolitik sehr schwierig und heikel gemacht und dadurch das Spiel der Ideen verzerrt. Ich kann keine Schlussfolgerungen darüber präsentieren, was gut ist oder schlecht oder wie die Welt geändert werden sollte. Vielmehr ist meine Theorie rund um Kompromisse (tradeoffs) aufgebaut, so dass etwas Gutes immer mit etwas Schlechtem verbunden ist und sich beides ausgleicht.

Ich möchte auf niemandes Seite stehen. Geschlechterkrieger – geht nach Hause.

Männer an der Spitze

Wenn ich sage, ich forsche darüber, wie die Kultur Männer ausbeutet, ist die erste Reaktion gewöhnlich: „Wie können Sie sagen, dass die Kultur Männer ausbeutet, wenn Männer bei allem die Regie führen?“ Das ist ein angemessener Einwand und muss ernst genommen werden. Er beruft sich auf die feministische Gesellschaftskritik. Diese Kritik fing an, als einige Frauen systematisch an der Spitze der Gesellschaft nachschautenund überall nur Männer sahen: Die meisten Herrscher, Präsidenten, Ministerpräsidenten, die meisten Mitglieder des amerikanischen Kongresses und der Parlamente, die meisten Vorstandsvorsitzenden von bedeutenden Unternehmen usw. – das sind meistens Männer.

In Anbetracht all dessen dachten Feministen, Mensch, Männer dominieren alles, also ist die Gesellschaft darauf angelegt, dass sie Männer bevorzugt. Es muss toll sein, ein Mann zu sein.

Der Fehler bei dieser Denkweise besteht darin, sich nur die Spitze anzusehen. Wenn man stattdessen hinunter an das untere Ende der Gesellschaft schauen würde, würde man dort größtenteils auch Männer finden. Wer ist im Gefängnis, in der ganzen Welt, als Krimineller oder politischer Gefangener? Die Besetzung im Todestrakt hat niemals 51 % Frauenanteil erreicht. Wer ist obdachlos? Wieder überwiegend Männer. Wen setzt die Gesellschaft ein für niedere und gefährliche Berufe? Die Statistiken des US-Arbeitsministeriums besagen, dass 93 % derjenigen, die im Beruf umkommen, Männer sind. Desgleichen, wer wird in der Schlacht getötet? Sogar in der amerikanischen Armee von heute, die die Integration der Geschlechter und den Einsatz von Frauen im Kampf gefördert hat, sind die Risiken nicht gleich verteilt. In diesem Jahr erreichten wir die Schwelle von 3000 Toten im Irak, und davon waren 2.938 Männer und 62 Frauen.

Man stelle sich eine historische Schlacht vor, in der der Feind vertrieben und die Stadt gerettet wurde, und die zurückkehrenden Soldaten werden überschüttet mit Goldmünzen. Eine frühe Feministin könnte protestieren, dass, he, alle diese Männer Goldmünzen bekommen, die Hälfte dieser Münzen sollte an die Frauen gehen. Im Prinzip stimme ich zu. Aber bedenken Sie, während die Männer, die Sie sehen, Goldmünzen bekommen, gibt es andere Männer, die Sie nicht sehen, die auf dem Schlachtfeld an Speerwunden verbluten.

Das ist ein erster wichtiger Hinweis dafür, wie sich die Kultur Männern bedient. Die Kultur hat viele Kompromisse, bei denen sie Menschenfür gefährliche oder riskante Dinge gebraucht, und daher bietet sie große Belohnungen, um Menschen zu motivieren, diese Risiken auf sich zu nehmen. Die meisten Kulturen neigen dazu, viel eher Männer als Frauen für diese hochriskanten, Erfolg versprechenden Einsätze zu verwenden. Ich behaupte, dass es wichtige pragmatische Gründe dafür gibt. Das Resultat ist, dass manche Männer dicke Belohnungen dafür einheimsen, wohingegen andere ruiniert werden oder sogar vorzeitig ihr Leben verlieren.Die meisten Kulturen schützen ihre Frauen vor Risiken und geben ihnen deshalb auch keine großen Belohnungen. Ich sage nicht, dass dies das ist, was Kulturen moralisch tun sollten, aber Kulturen sind keine moralischen Wesen. Sie tun, was sie tun, aus pragmatischen Gründen, im Konkurrenzkampf mit anderen Systemen und anderen Gruppen.

Stereotype in Harvard

Ich sagte, dass heute die Meisten positivere Stereotype von Frauen haben als von Männern. Das war nicht immer so. Bis ungefähr in die 1960er tendierte die Psychologie (und die Gesellschaft) dazu, Männer als die Norm anzusehen und Frauen als die leicht unterlegene Version. Während der 1970er gab es eine kurze Phase, in der gesagt wurde, dass es keine wirklichen Unterschiede gäbe, nur Stereotype. Erst seit ungefähr 1980 ist die vorherrschende Ansicht die, dass Frauen besser sind und Männer die unterlegene Version.

Für mich ist das Überraschende, dass es wenig mehr als ein Jahrzehnt dauerte, um von einer Ansicht zu ihrem Gegenteil zu kommen, d. h., vom Denken, dass Männer besser sind als Frauen, zum Denken, dass Frauen besser sind als Männer. Wie ist das möglich?

Ich bin mir sicher, Sie erwarten von mir, an irgendeinem Punkt über Larry Summers zu sprechen, schauen wir daher, dass wir’s hinter uns bringen! Sie erinnern sich, er war der Präsident von Harvard. Wie im The Economist zusammengefasst, „versetzte Herr Summers das feministische Establishment in Wut, indem er sich laut fragte, ob Vorurteile allein den Mangelan Frauen an der Spitze der Wissenschaft erklären könne.“ Nachdem er anfänglich sagte, es sei möglich, dass vielleicht deshalb nicht so viele Frauen Physikprofessoren in Harvard seien, weil es nicht so viele Frauen wie Männer gäbe mit dieser angeborenen Fähigkeit, musste er sich entschuldigen, einen Rückzieher machen, riesige Geldsummen versprechen, und nicht lange danach trat er zurück.

Was war sein Verbrechen? Niemand beschuldigte ihn der tatsächlichen Diskriminierung von Frauen. Seine Untat war, Gedanken zu denken, die nicht gedacht werden durften, nämlich dass es mehr hochbegabte Männer geben könnte. Die einzig erlaubte Erklärung für den Mangel an Spitzenwissenschaftlerinnen ist das Patriarchat – dass Männer sich verschwören, um Frauen zu unterdrücken. Es kann nicht die Begabung sein. Tatsächlich gibt es einige Indizien, dass Männer im Durchschnitt ein bisschen besser in Mathematik sind, aber nehmen wir an, Summers sprach über allgemeine Intelligenz. Man kann auf viele Daten verweisen, die zeigen, dass der durchschnittliche IQ von erwachsenen Männern etwa gleich hoch ist wie der von Frauen. Daher ist es falsch, anzunehmen, Männer seien schlauer als Frauen. Kein Wunder, dass einige Frauen verletzt waren.

Aber das ist es nicht, was er sagte. Er sagte, es gäbe mehr Männer auf den oberen Ebenen der Begabung. Das könnte wahr sein trotz des gleichen Durchschnitts – wenn es auch mehr Männer am unteren Ende der Verteilung gibt, mehr wirklich dumme Männer als Frauen. Während der Auseinandersetzung über seine Äußerungen sah ich niemanden diese Frage aufwerfen, aber die Daten existieren und sind unstrittig. Es gibt mehr männliche Personen als weibliche mit wirklich niedrigem IQ. Tatsächlich ist das Muster bei der geistigen Zurückgebliebenheit das gleiche wie bei der Genialität, und zwar je mehr man die Extreme betrachtet, umso mehr überwiegt die Zahl der männlichen Personen.

All jene zurückgebliebenen Burschen sind nicht das Werk des Patriarchats. Die Männer verschwören sich nicht, um sich die Söhne gegenseitig geistig behindert zu machen.

Fast sicher ist es etwas Biologisches und Genetisches. Und meine Vermutung ist, dass der größere Anteil der Männer an beiden Extremen der IQ-Verteilung Teil desselben Musters ist. Die Natur würfelt mit den Männern mehr als mit den Frauen. Männer neigen mehr zu Extremen als Frauen. Das gilt nicht nur für den IQ, sondern auch für andere Dinge, selbst die Größe: Die männliche Verteilung der Größe ist flacher, mit mehr richtig großen und richtig kleinen Männern.

Wieder gibt es dafür einen Grund, auf den ich später zurückkommen werde.

Zunächst einmal kommt es darauf an, dass dies erklärt, wie wir entgegengesetzte Stereotype haben können. Männer neigen mehr zu Extremen als Frauen. Stereotype werden aufrechterhalten durch Vorurteilsbestätigung. Wollen wir denken, dass Männer besser sind als Frauen? Dann schauen wir an die Spitze, auf die Helden, die Erfinder, die Wohltäter, und so weiter. Wollen wir denken, dass Frauen besser sind als Männer? Dann schauen wir nach unten, auf die Kriminellen, die Fixer, die Verlierer.

In einem wichtigen Sinne sind Männer wahrlich besser UND schlechter als Frauen.

Ein Mehr an Männern in beiden Extremen kann alle Arten von irreführenden Schlüssen und anderen statistischen Unfug hervorbringen. Um das zu illustrieren, nehmen wir an, dass Männer und Frauen im Durchschnitt in jeder wichtigen Hinsicht genau gleich sind, dass aber mehr Männer an beiden Extremen sind. Wenn Sie dann Dinge messen, die begrenzt an einem Ende liegen, verfälscht das die Daten in der Weise, dass Männer und Frauen erheblich unterschiedlich erscheinen.

Nehmen wir die Durchschnittsnote auf dem College. Dank der Noteninflation erhalten die meisten Studenten heute As und Bs, aber einige liegen darunter bis F. Bei dieser Art von niedriger Obergrenze können die hochleistenden Männer nicht den männlichen Durchschnitt hochziehen, sondern die Versager werden ihn nach unten ziehen. Das Resultat wird sein, dass Frauen höhere Durchschnittsnoten bekommen werden als Männer – wieder, obwohl kein Unterschied in der durchschnittlichen Qualität der Arbeit existiert.

Umgekehrt ist es mit den Gehältern. Es gibt einen Mindestlohn, aber keinen maximalen. Deshalb können die leistungsstarken Männer den männlichen Durchschnitt hochziehen, während die leistungsschwachen ihn nicht nach unten ziehen können. Das Ergebnis? Männer werden höhere Durchschnittseinkommen bekommen als Frauen, auch wenn es im Durchschnitt keinen Unterschied in irgendeinem relevanten Beitrag gibt.

Ganz gewiss bekommen Frauen heute höhere Durchschnittsnoten, aber niedrigere Gehälter als Männer. Man diskutiert viel darüber, was all das bedeutet und was dagegen getan werden sollte. Aber wie Sie sehen, beide Fakten könnten nur eine statistische Marotte sein, die von der männlichen Extremheit (extremity) herrührt.

Kompromisse bilden

Wenn Sie darüber nachdenken, so ist der Gedanke, dass ein Geschlecht rundherum besser als das andere ist, nicht sehr plausibel. Warum würde die Natur ein Geschlecht besser als das andere machen? Die Natur selektiert nach guten, vorteilhaften Eigenschaften, über die nach ein paar Generationen jeder verfügt, wenn sie sich bewähren.

Die Evolution wird aber Unterschiede aufrechterhalten, wenn es einen Kompromiss (tradeoff) gibt: wenn eine Eigenschaft gut ist für das eine, während das Gegenteil gut ist für etwas anderes.

Lassen Sie uns zurückkommen auf die drei Haupttheorien, die wir über die Geschlechter hatten: Männer sind besser, kein Unterschied, Frauen sind besser. Was fehlt in dieser Liste? Unterschiedlich, aber gleichberechtigt. Lassen Sie mich das vorschlagen als eine konkurrierende Theorie, die es verdient, betrachtet zu werden. Ich glaube, dass es in der Tat die plausibelste ist. Natürliche Auslese wird angeborene Unterschiede zwischen Männern und Frauen bewahren, solange die unterschiedlichen Eigenschaften in unterschiedlichen Situationen oder für unterschiedliche Aufgaben nützlich sind.

Beispiel für einen Kompromiss: Afro-Amerikaner leiden mehr unter Sichelzellenanämie als Weiße. Das scheint sich aus einer genetischen Anfälligkeit zu ergeben. Dieses Gen bietet jedoch Schutz gegen Malaria. Schwarze haben sich entwickelt in Regionen, wo Malaria eine bedeutende Todesursache war, so dass es sich lohnte, dieses Gen trotz des erhöhten Risikos der Sichelzellenanämie zu besitzen. Weiße entwickelten sich in kälteren Regionen, wo es weniger Malaria gab, und daher wurde der Kompromiss anders gelöst, etwa so, dass das Gen, das bei dem Risiko der Sichelzellenanämie vor Malaria schützt, vermieden wurde.

Der Denkansatz des Kompromisses führt zu einer radikalen Theorie der Gleichheit der Geschlechter. Männer und Frauen sind womöglich unterschiedlich, aber jeder Vorteil kann mit einem Nachteil verbunden sein.

Daher: Immer, wenn Sie einen Bericht hören, nach dem ein Geschlecht in irgendeiner Sache besser sei, halten Sie ein und überlegen Sie, warum das wahrscheinlich stimmt – und wofür die entgegengesetzte Eigenschaft gut sein könnte.

Nicht können vs. nicht wollen

Bevor wir jedoch dieser Richtung zu weit folgen, lassen Sie mich noch einen weiteren radikalen Gedanken äußern. Vielleicht geht es bei den Unterschieden zwischen den Geschlechtern mehr um Motivation als um Begabung. Das ist der Unterschied zwischen nicht wollen und nicht können.

Kehren wir für einen Moment zurück zu der Frage von Larry Summers, warum es nicht mehr weibliche Physikprofessoren in Harvard gibt. Womöglich können Frauen in Mathematik und Naturwissenschaft glänzen, aber vielleicht wollen sie es einfach nicht. Übrigens mögen die meisten Männer Mathematik auch nicht! In der kleinen Minderheit solcher, die Mathematik mögen, sind wohl mehr Männer als Frauen. Eccles‘ Forschungen sind wiederholt zu dem Schluss gekommen, dass der geringe Anteil an Frauen in Mathematik und Naturwissenschaft mehr die Motivation als die Begabung widerspiegelt. Und aufgrund derselben Logik vermute ich, dass die meisten Männer auch in hervorragender Weise lernen könnten, Windeln zu wechseln und unter dem Sofa Staub zu saugen, und wenn Männer solche Dinge nicht tun, so deshalb, weil sie es nicht wollen oder es nicht gern machen, nicht, weil sie grundsätzlich unbegabt sind (so sehr sie es auch sonst gelegentlich vorgeben!).

Mehrere neuere Arbeiten haben die ganze Idee der Unterscheide der Geschlechter in der Begabung in Frage gestellt: Selbst wenn im Durchschnitt Unterschiede gefunden werden, sind sie in der Regel extrem gering. Dagegen gibt es wirkliche Unterschiede, wenn man betrachtet, was Männer und Frauen wollen, was sie mögen. Sehen Sie sich die Forschung über den Sexualtrieb an: Männer und Frauen mögen etwa die gleiche „Begabung“ zum Sex haben, was immer das heißt, aber es gibt große Unterschiede bezüglich der Motivation: Welches Geschlecht denkt dauernd an Sex, möchte ihn viel öfter, möchte mehr unterschiedliche Partner, riskiert mehr für Sex, masturbiert mehr, bumst bei jeder Gelegenheit, usw. Unsere Erhebung über die veröffentlichten Forschungen ergab, dass so ziemlich jede Zählung und jede Studie einen größeren Sexualtrieb bei Männern zeigte. Es ist amtlich: Männer sind geiler als Frauen. Das ist ein Unterschied in der Motivation.

Ebenfalls erwähnte ich den Unterschied in der Vergütung, aber der mag weniger mit Begabung zu tun haben als mit Motivation. Workaholics sind meistens Männer. (Es gibt einige Frauen, aber nicht so viele wie Männer.) Eine Studie zählte, dass über 80 % derjenigen mit einer 50-Stunden-Woche Männer sind.

Das bedeutet, wenn wir unser Ideal des gleichen Gehalts für Männer und Frauen erreichen wollen, müssten wir das Prinzip der gleichen Bezahlung für weniger Arbeit zum Gesetz machen. Ich persönlich unterstütze dieses Prinzip. Aber ich gestehe ein, es ist schwer zu verkaufen.

Kreativität ist möglicherweise ein weiteres Beispiel für einen geschlechtsspezifischen Unterschied in der Motivation und nicht in der Fähigkeit. Die Beweise sind scheinbar paradox, denn die Kreativitätstests zeigen im Allgemeinen, dass Männer und Frauen in etwa gleich gut abschneiden, dennoch waren im Laufe der Geschichte einige Männer viel kreativer als Frauen. Eine Erklärung, die zu diesem Muster passt, ist, dass Männer und Frauen die gleichen kreativen Fähigkeiten, aber unterschiedliche Motivationen haben.

Ich bin Musiker, und ich habe mich lange über diesen Unterschied gewundert. Aus der klassischen Musikszene wissen wir, dass Frauen Instrumente wunderschön, hervorragend, gekonnt spielen können – im Grunde genauso gut wie Männer. Sie können es und viele tun es. Doch im Jazz, wo der Interpret beim Spielen kreativ sein muss, gibt es ein verblüffendes Ungleichgewicht: Kaum eine Frau improvisiert. Und warum? Die Fähigkeit ist da, aber vielleicht ist die Motivation geringer. Sie verspüren nicht den Antrieb, es zu tun.

Ich nehme an, die übliche Erklärung für einen solchen Unterschied ist, dass Frauen nicht ermutigt wurden, oder nicht geschätzt wurden, oder dass sie davon abgehalten wurden, kreativ zu sein. Aber ich glaube nicht, dass diese übliche Erklärung den Tatsachen entspricht. Im 19. Jahrhundert spielten in Amerika Mädchen und Frauen aus der Mittelschicht viel häufiger Klavier als Männer. Doch all dieses Klavierspielen führte nicht zu kreativen Leistungen. Es gab keine großen Komponistinnen, keine neuen Richtungen im Musikstil oder in der Spielweise oder irgendetwas Ähnliches. All diese Pianistinnen unterhielten ihre Familien und ihre Tischgäste, aber sie schienen nicht motiviert zu sein, etwas Neues zu schaffen.

Ungefähr zur gleichen Zeit schufen schwarze Männer in Amerika den Blues und dann den Jazz, die beide die Art und Weise, wie die Welt Musik erlebt, veränderten. In jeder Hinsicht waren diese schwarzen Männer, die meist gerade der Sklaverei entstiegen waren, weitaus benachteiligter als die weißen Frauen der Mittelklasse. Selbst der Zugang zu einem Musikinstrument muss für sie wesentlich schwieriger gewesen sein. Und denken Sie daran, ich sage, dass die kreativen Fähigkeiten wahrscheinlich gleich sind. Aber irgendwie waren die Männer mehr dazu angetrieben, etwas Neues zu schaffen, als die Frauen.

Ein Test dafür, was sinnvoll ist, ist der Markt. Es ist schwer, jemanden zu finden, der mit geschlechtsspezifischen Unterschieden in den Fähigkeiten Geld verdient. Aber in der Motivation gibt es viele. Schauen Sie sich die Zeitschriftenindustrie an: Männerzeitschriften berichten über andere Dinge als Frauenzeitschriften, weil Männer und Frauen unterschiedliche Dinge mögen und genießen und sich für unterschiedliche Dinge interessieren. Schauen Sie sich den Unterschied bei Filmen zwischen den Kabelkanälen für Männer und Frauen an. Schauen Sie sich den Unterschied in Werbespots für Männer oder für Frauen an.

Das bringt uns zu einem wichtigen Teil des Arguments. Ich behaupte, dass die wichtigen Unterschiede zwischen Männern und Frauen eher in der Motivation als in den Fähigkeiten zu finden sind. Was sind nun diese Unterschiede? Ich möchte zwei hervorheben.

Die am meisten unterschätzte Tatsache

Der erste große, grundlegende Unterschied hat mit dem zu tun, was ich für die am meisten unterschätzte Tatsache über das Geschlecht halte. Betrachten Sie diese Frage: Wie viel Prozent unserer Vorfahren waren Frauen?

Das ist keine Fangfrage, und es sind auch nicht 50 %. Es stimmt, etwa die Hälfte der Menschen, die jemals gelebt haben, waren Frauen, aber das ist nicht die Frage. Wir fragen nach allen Menschen, die jemals gelebt haben und deren Nachkommen heute leben. Oder anders ausgedrückt: Ja, jedes Baby hat sowohl eine Mutter als auch einen Vater, aber einige dieser Eltern hatten mehrere Kinder.

Neuere Forschungen mit Hilfe von DNA-Analysen haben diese Frage vor etwa zwei Jahren beantwortet. Die heutige menschliche Bevölkerung stammt von doppelt so vielen Frauen wie Männern ab.

Ich denke, dieser Unterschied ist die am meisten unterschätzte Tatsache über das Geschlecht. Um diese Art von Unterschied zu erreichen, mussten sich während der gesamten Geschichte der Menschheit vielleicht 80 % der Frauen, aber nur 40 % der Männer fortpflanzen.

Im Moment gibt es in unserem Bereich eine lebhafte Debatte darüber, wieviel Verhalten durch die Evolutionstheorie erklärt werden kann. Aber wenn die Evolution überhaupt etwas erklärt, dann Dinge, die mit der Fortpflanzung zusammenhängen, denn die Fortpflanzung ist das Herzstück der natürlichen Selektion. Im Grunde genommen würden die Charakterzüge, die für die Fortpflanzung am effektivsten sind, im Zentrum der Evolutionspsychologie stehen. Es wäre schockierend, wenn diese enorm unterschiedlichen Reproduktionsquoten für Männer und Frauen nicht auch einige Persönlichkeitsunterschiede hervorbringen würden.

Für Frauen waren die Chancen, sich fortzupflanzen, im Laufe der Geschichte (und der Vorgeschichte) ziemlich gut. Später in diesem Vortrag werden wir über Dinge wie die Frage nachdenken, warum es so selten vorkam, dass sich hundert Frauen zusammentaten, ein Schiff bauten und lossegelten, um unbekannte Regionen zu erforschen, während Männer so etwas ziemlich regelmäßig getan haben. Aber so ein Risiko einzugehen wäre dumm aus der Perspektive eines biologischen Organismus, der sich fortpflanzen will. Sie könnten ertrinken, von Wilden getötet werden oder sich eine Krankheit einfangen. Für Frauen ist es optimal, mit der Masse mitzugehen, nett zu sein, auf Nummer sicher zu gehen. Die Chancen für eine Frau stehen gut, dass ein Mann auf den Plan tritt und Sex anbietet, sodass sie Babys bekommen kann. Es kommt nur darauf an, das beste Angebot zu wählen. Wir stammen von Frauen ab, die auf Nummer sicher gingen.

Bei Männern sah das ganz anders aus. Wenn man mit der Masse mitgeht und auf Nummer sicher geht, stehen die Chancen gut, dass man keine Kinder bekommt. Die meisten Männer, die jemals gelebt haben, hatten keine Nachkommen, die heute noch leben. Ihre Linien waren Sackgassen. Daher war es notwendig, Risiken einzugehen, neue Dinge auszuprobieren, kreativ zu sein, andere Möglichkeiten zu erkunden. Ins Unbekannte zu segeln mag riskant sein, und man könnte ertrinken oder getötet werden oder was auch immer, aber andererseits, wenn man zu Hause bleibt, wird man sich sowieso nicht fortpflanzen. Die meisten von uns stammen von dem Typ Mann ab, der die riskante Reise gemacht hat und es geschafft hat, reich zurückzukommen. In diesem Fall würde er endlich eine gute Chance bekommen, seine Gene weiterzugeben. Wir stammen von Männern ab, die Risiken eingegangen sind (und Glück hatten).

Der große Unterschied im Fortpflanzungserfolg trug sehr wahrscheinlich zu einigen Unterschieden in der Persönlichkeit bei, denn unterschiedliche Charakterzüge wiesen den Weg zum Erfolg. Frauen kamen am besten zurecht, indem sie Risiken minimierten, während die erfolgreichen Männer diejenigen waren, die Risiken eingingen. Ehrgeiz und Konkurrenzstreben waren für den männlichen Erfolg (gemessen an den Nachkommen) wahrscheinlich wichtiger als für den weiblichen. Kreativität war wahrscheinlich eher notwendig, um als einzelner Mann in irgendeiner Weise hervorzustechen. Auch der Unterschied im Geschlechtstrieb war relevant: Für viele Männer gab es nur wenige Chancen, sich fortzupflanzen, und so mussten sie für jede sexuelle Gelegenheit bereit sein. Wenn ein Mann sagte: „Heute nicht, ich habe Kopfschmerzen“, konnte er seine einzige Chance verpassen.

Ein weiterer entscheidender Punkt. Die Gefahr, keine Kinder zu haben, ist nur eine Seite der männlichen Medaille. Jedes Kind hat eine biologische Mutter und einen biologischen Vater, und wenn es also unter unseren Vorfahren nur halb so viele Väter wie Mütter gab, dann hatten einige dieser Väter viele Kinder.

Sehen Sie es einmal so. Die meisten Frauen haben nur ein paar Kinder, und kaum eine hat mehr als ein Dutzend – aber viele Väter hatten mehr als ein paar, und einige Männer hatten sogar mehrere Dutzend, sogar Hunderte von Kindern.

Was den biologischen Wettbewerb um Nachwuchs angeht, so sind Männer gegenüber Frauen sowohl bei den Verlierern als auch bei den größten Gewinnern in der Überzahl.

Um das Ganze etwas subjektiver zu formulieren: Wenn ich herumlaufe und versuche, Männer und Frauen so zu betrachten, als sähe ich sie zum ersten Mal, kann ich mich nur schwer des Eindrucks erwehren (sorry, Jungs!), dass Frauen einfach sympathischer und liebenswerter sind als Männer. (Das erklärt meiner Meinung nach den bereits erwähnten „WAW-Effekt“.) Männer mögen sich wünschen, liebenswert zu sein, und Männer können und schaffen es auch, Frauen dazu zu bringen, sie zu lieben (die Fähigkeit ist also vorhanden), aber Männer haben andere Prioritäten, andere Motivationen. Für Frauen war Liebenswürdigkeit der Schlüssel, um den besten Partner anzuziehen. Für Männer hingegen ging es eher darum, sich gegen viele andere Männer durchzusetzen, um überhaupt eine Chance auf eine Partnerin zu haben.

Wieder ein Kompromiss: Vielleicht hat die Natur die Frauen so geschaffen, dass sie danach streben, liebenswert zu sein, während die Männer, meist erfolglos, nach Größe streben.

Und es hat sich gelohnt, auch trotz des „meist erfolglosen“ Teils. Experten schätzen, dass Dschingis Khan mehrere hundert und vielleicht mehr als tausend Kinder hatte. Er ging große Risiken ein und eroberte schließlich den größten Teil der bekannten Welt. Für ihn führten die großen Risiken zu einer enormen Ausbeute an Nachkommenschaft. Ich will damit sagen, dass keine Frau, selbst wenn sie doppelt so viel Territorium erobert hätte wie Dschingis Khan, tausend Kinder hätte haben können. Das Streben nach Größe in diesem Sinne bot dem weiblichen Menschen keine solche biologische Rendite. Für den Mann war die Möglichkeit da, und so fließt das Blut von Dschingis Khan durch einen großen Teil der heutigen menschlichen Bevölkerung. Per Definition können nur wenige Männer Größe erreichen, doch auf die wenigen Männer, die es taten, warteten große Gewinne. Und wir stammen von diesen großen Männern weit mehr ab als von anderen Männern. Denken Sie daran, dass die meisten der durchschnittlichen Männer überhaupt keine Nachkommen hinterlassen haben.

Übersetzt unter Mitwirkung von Lukas Katzmann.

(Teil 2)

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Lesermeinungen

  1. By Schmitt (m)

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    • By Arno Nym

    • By Schmitt (m)

    • By Arno Nym

  2. By Emanuel

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