Das Tabu in den Medien
Die einseitige, feministische Sichtweise, dass häusliche Gewalt ausschließlich oder nahezu ausschließlich von Männern ausginge und nur „Frauen und Kinder“ die Opfer seien, ist schon seit Jahrzehnten durch zahlreiche wissenschaftliche Studien widerlegt. Dennoch hält sich diese in die Köpfe der Menschen eingepflanzte Falschbehauptung mit erstaunlicher Konstanz. Selbst Leitmedien, die sich selbst als investigativ betrachten, machten da bislang kaum eine Ausnahme. Doch dann passierte das hier.
Eine kurze Rückblende
Noch Mitte der 1990er Jahre konnte man mit unschöner Regelmäßigkeit in der Presse lesen, dass häusliche Gewalt allein von Männern ausgehe und nur Frauen und Kinder die Betroffenen seien. Nationale Untersuchungen und zahlreiche internationale Untersuchungen und Studien, die diese Behauptung damals schon als falsch widerlegten, wurden vehement ignoriert. Hinweise auf diese Studien wurden belächelt, denn man „wusste“ ja, wie es sich mit der häuslichen Gewalt verhielt. Dennoch änderten sich die Aussagen ganz, ganz langsam. So waren es Ende der 1990er Jahre „nur“ noch 99% betroffene Frauen, Anfang der 2000er noch 95%, und inzwischen liest man Zahlen, die den Anteil männlicher Betroffener zwischen 15 und 25 Prozent beziffert, was auch dem aktuellen Hellfeldanteil entsprechen dürfte. Trotzdem geht die Mehrzahl der Artikel vom Aufmacherbild bis zur letzten Zeile von Frauen als Opfer und Männern als Täter aus. Gelegentlich wird über männliche Betroffene mal in einem Nebensatz, im besten Fall in einem Absatz berichtet.
Und das, obwohl bereits 2005 selbst das Bundesfamilienministerium im Ergebnis einer Pilotstudie einräumen musste, dass Männer rein quantitativ in heterosexuellen Paarbeziehungen in gleichem Umfang wie Frauen von Gewalt betroffen sind.
Zu einer repräsentativen Studie des Ministeriums zu Gewalt gegen Männer kam es übrigens bis heute nicht. Die erste repräsentative Studie in Deutschland zu diesem Thema wurde von der Evangelischen Kirche finanziert und bestätigte die Ergebnisse der Pilotstudie. Das Ministerium empfand es dabei noch nicht einmal für nötig, der Einladung zur Vorstellungsveranstaltung zu folgen.
Neuere Forschungsergebnisse
In der Öffentlichkeit wird immer noch mit dem Tabu von Frauen als Täterinnen gerungen. Für weibliche Gewalttaten lassen sich stets beliebig viele, teilweise haarsträubende Erklärungen und Rechtfertigungen suchen und finden. Die Gleichverteilung der Täterschaft von Männern und Frauen bei häuslicher Gewalt wird nach wie vor bestritten. Derweil ist die Wissenschaft schon wieder einen Schritt weiter.
Zwar ist auch unter Forschern allgemein anerkannt, dass Frauen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt häufiger von schweren Verletzungen betroffen sind als Männer. Allerdings ist ebenso bekannt, dass dieser Sachverhalt nicht auf eine höhere Aggressivität der Männer, sondern meistens schlicht auf die körperlichen Gegebenheiten zurückzuführen ist: Männer verfügen im Durchschnitt über größere Kräfte sowie eine kräftigere Konstitution und bekommen sehr viel schwerer als Frauen blaue Flecke.
Betrachtet man die Aggressivität selbst, so wurde bereits von Prof. Amendt (2005) im Rahmen einer Studie zu Scheidungsfolgen festgestellt, dass Frauen speziell in Trennungssituationen deutlich häufiger zu Gewalt greifen als Männer. Weitere internationale Studien und Metastudien bestätigten das – nicht nur für Scheidungskonflikte.
Der Donner…und viele taube Ohren
So wunderte es die über das Thema Informierten nicht wirklich, als das Robert-Koch-Institut Mitte Mai 2013 seine DEGS-Studie (Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland) vorstellte, in der unter anderem auch die Thematik der häuslichen Gewalt untersucht wurde.
Überraschend war, dass deutlich mehr Frauen angaben, häusliche Beziehungsgewalt gegenüber ihrem Partner verübt zu haben, als Männer gegenüber Frauen (1,2% Frauen, 0,3% Männer). Etwas weniger überraschend ist da schon der ebenfalls größere Anteil an Frauen, die zugaben, psychische Gewalt gegen ihren Partner verübt zu haben (3,8% Frauen, 2,8% Männer).
Besonders interessant und ein deutliches Zeichen dafür, dass weibliche Täterschaft eines der ganz großen Tabus unserer Zeit ist: Obwohl praktisch alle Zeitungen von der Gesundheitsstudie des Robert-Koch-Institutes berichteten, ist uns nur ein einziges Medium bekannt, das auch diesen Aspekt der Studie überhaupt thematisiert hat: Spiegel-Online. Wir lassen uns gerne eines Besseren belehren.
Gleich in zwei Artikeln (hier und hier) ist Spiegel-Online auf diese Untersuchung ausführlich eingegangen. In beiden Artikeln schwang zwar eine gewisse Überraschung über die sehr eindeutigen Ergebnisse der Studie mit, die offensive Berichterstattung – angefangen von der Überschrift über das Excerpt bis hin zum Artikel – sucht allerdings ihresgleichen.
Dafür sagen wir schlicht und einfach einmal „Danke!“.
Ergebnisdiskussion
Es fällt grundsätzlich leicht, aus den genannten Zahlen eine höhere Gewaltbereitschaft der Frauen im häuslichen Bereich herauszulesen. Zwar ist diese Schlussfolgerung sicherlich nicht unzutreffend, aber dennoch mit Vorsicht zu betrachten, wenn man die Prozentzahlen der Täter(innen) mit denen der Opfer vergleicht.
So gaben 1,2% der Frauen, aber nur 0,9% der Männer an, von physischer häuslicher Gewalt durch den Partner (die Partnerin) betroffen zu sein. Bei der psychischen Gewalt war der Unterschied noch gravierender: 6,1% der Frauen gegenüber 3,3% der Männer fühlten sich dadurch betroffen.
Bei der Betrachtung der Zahlen ist anzumerken, dass die Studienersteller nicht direkt den Sachverhalt abgefragt haben („Wurden Sie Opfer häuslicher Gewalt?“ bzw. „Haben Sie häusliche Gewalt ausgeübt?“), sondern indirekt bestimmte Handlungen, die dann entsprechend der feministischen Gewaltforschung den einzelnen Punkten zugeordnet wurden. Auch wenn mit dieser Methode gesellschaftlich-sozial gewünschte Antworten minimiert wurden (Leugnung der Täter(innen)schaft), sind sie nicht auszuschließen.
Diese Problematik dürfte auf der Täterseite mehr Männer als Frauen betreffen: Während häusliche Gewalt durch Männer (zu Recht) stets geächtet wird, ist häusliche Gewalt durch Frauen (zu Unrecht) weder in der Politik noch in den Medien ein Thema. Im Gegenteil: In Film und Fernsehen wird das sogar regelmäßig als witzig, nicht so schlimm oder gar gerechtfertigt dargestellt. Als Folge davon könnten die Täterzahlen der Männer etwas zu niedrig sein, die Frauenzahlen dagegen vermutlich reell.
Frauen werden in der Öffentlichkeit permanent als alleinige Opfer dargestellt, die Betroffenheit von Männern schamvoll verschwiegen. Auch da dürften gesellschaftlich erwartete Antworten eine Rolle spielen und die Opferzahlen bei den Frauen überproportional nach oben, die von Männern nach unten getrieben haben.
Zudem ist zu beachten, dass ein Täter/Täterin durchaus auch mehrere Opfer verursachen kann und damit möglicherweise ein weiterer Teil der Diskrepanz zu erklären ist.
Interessant ist an dieser Stelle sicherlich auch das unterschiedliche Erinnerungsvermögen der Geschlechter. Jeder, der schon einmal den Hochzeitstag vergessen hat, weiß, dass Frauen eher dazu neigen, sich dieses Datum zu merken, als Männer. Männern wird das häufig nur durch konkretes Ansprechen wieder bewusst. Auch dieses Phänomen kann hier eine Rolle spielen. Männer können schon einmal vergessen, in der Befragung eine Ohrfeige anzugeben, die sie vor Jahren bekommen, aber auch die, die sie ausgeteilt haben. Bei Frauen dürfte das weitaus seltener der Fall sein. Dieses typische Verhalten führt zu einer geringeren Täter- aber auch zu einer deutlich geringeren Opferzahl bei Männern.
Nicht zuletzt werden auch die Vorstellungen zwischen Männern und Frauen auseinander gehen, was unter „Gewalt“ – besonders beim Thema psychische Gewalt – zu verstehen ist, was dort zu einer überproportionalen Opferzahl von Frauen beitragen dürfte (beispielsweise bei Fragen wie „Wurden Sie (…) unter Druck gesetzt?“).
Die Zahlen weiblicher Täterschaft würden außerdem noch signifikant höher ausfallen, hätte man alle Menschen und nicht nur die Altersgruppe von 18 bis 64 Jahren berücksichtigt, wie es die Studie getan hat. Gerade bei Kindern und betreuungs-/pflegebedürftigen Menschen sind Frauen mehr in der Täterrolle zu finden als Männer.
Position von MANNdat
MANNdat wird nicht um einzelne Prozente feilschen. Es geht uns auch nicht darum, Frauen als im häuslichen Bereich gewalttätiger zu verdammen, so wie es die Feministinnen seit Jahrzehnten mit Männern getan haben und immer noch tun. Wir sind allerdings der Meinung, dass es allerhöchste Zeit wird, die Fakten bei der Problematik von Partnergewalt anzuerkennen und diese Unsitte allseitig zu bekämpfen – und nehmen dafür besonders die Medien und die Politik in die Pflicht.
Wir fordern nicht nur den konsequenten Verzicht auf das Klischee vom Mann als Täter und der Frau als Opfer, sondern auch die Öffnung, Ausweitung und Bereitstellung bestehender Hilfsangebote für betroffene Männer. Die Handvoll Männerhäuser, die es derzeit gibt, sind genauso staatlich zu unterstützen, wie das bei den rund 360 bundesweit agierenden Frauenhäusern seit Jahrzehnten üblich ist.
Notwendig ist außerdem eine ergebnisoffene, ideologiefreie Forschung, die alle Altersgruppen einschließt und deren Ergebnisse von der Politik im Interesser aller Betroffenen in sinnvolle Maßnahmen umsetzt werden.
Besonders wichtig: Objektive, also auch männliche Betroffene und weibliche Täter thematisierende Schulungen für das Personal von Sozialbehörden, Polizei, Wohlfahrtsverbänden, Justiz sowie aus dem medizinischen und psychologischen Bereich müssen flächendeckend erfolgen, damit auch Männer als Opfer von Gewalt wahr- und ernst genommen werden.
Leider wird dieser Prozess in den nächsten Jahren bestenfalls mühsam in Gang kommen, was bedeutet, dass es gerade männliche Betroffene häuslicher Gewalt nach wie vor besonders schwer haben und sie nicht selten zum Täter gemacht werden, auch wenn sie in Wahrheit Opfer sind. Deshalb möchten wir alle Leser aufrufen: Wenn Sie jemanden kennen, der von häuslicher Gewalt durch seine Partnerin betroffen ist oder sein könnte, weisen Sie ihn auf unseren Ratgeber für männliche Betroffene häuslicher Gewalt hin, damit ihm vielleicht das erspart bleibt, was wir auf Grund zahlreicher Zuschriften in diesem Ratgeber beschrieben haben.
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Lesermeinungen
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Der Link oben im Artikel zum Bundesfamilienministerium hat sich geändert.
Der aktuelle lInk ist folgender: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/studie–gewalt-gegen-maenner/84660
Ich frage mich schon seit langem, warum man umbedingt „Schutzräume“ NUR für Frauen baut.
Würde es denn nicht klappen, wenn man das ganze nicht auf ein Geschlecht spezialisiert?
Ich meine damit, dass man Schutzhäuser baut, wo jeder hingehen kann, egal ob Mann oder Frau.
Ebenfalls bräuchte man wie schon oben beschrieben, auch für Männer geschultes Personal.
Mrs. Jekyll and Mrs. Hyde
Sie stellte sich als `ne Mrs. Jekyll vor,
ein Herr überschätzte sich als kein Tor.
Zum Namen schöpfte er nix Verdacht,
mal etwas gehört, sich nichts gedacht.
Er fiel Ihr berauscht in Arme hinein,
sagte sich, kann Leben schöner sein.
Doch bald fiel er so an Armen vorbei,
Sie sagte ihm, dass es andere Seite sei.
Er zeigte sich in den Sinnen verwirrt,
Sie meinte, kommt vor, man sich irrt.
Die Beziehung wurde immer wüster,
statt freudvoll wurde alles nur düster.
Von Liebe weit und breit keine Spur,
nur noch Tor und Teufelsweib, purrr.
Woher Sie komme, aus welcher Zeit,
Sie sagte, Sie sei eine geborene Hyde.
Man ahnt wohl wie es da weiterging,
für Spanner: Kein biografisches Ding!
Fast jeder kennt Mr. Jekyll, Mr. Hyde,
Versuch der Genderversion, Ihr Leut`.
Vielleicht gibt es bald den Gedenktag,
dann auch als Tag gegen Hexenplag`.
Ob nun mit Mr. oder der Mrs. Jekyll,
mit jeweils Hyde bleibt es kein Idyll.
Weihnachten ist oftmals `ne gute Zeit,
Mr./Mrs. Jekyll ohne Mr./Mrs. Hyde !