Der Shitstorm als feministische Waffe – eine Analyse

von Manndat

Der Shitstorm als feministische Waffe – eine Analyse

„Die Hetze ist sehr oft rechtsextremistisch, rassistisch und frauenfeindlich. Es ist eine ernste Bedrohung unserer demokratischen Gesellschaft, wenn Menschen (…) mundtot gemacht werden, weil sie sich politisch oder wissenschaftlich äußern oder gesellschaftlich engagieren.“

Damalige Bundesjustizministerin Lambrecht (SPD) zu ihrem Gesetz gegen Hass und Hetze im Netz.

Der Shitstorm ist mittlerweile eine gängige Strategie des Politfeminismus, wie die MeToo-Kampagne zeigte. Wir wollen an einem Beispiel die Dynamik näher analysieren. Wir haben ganz bewusst ein Beispiel für einen Shitstorm genommen, der zum einen schon etwas länger herliegt, um den Vorgang objektiver betrachten zu können, und zum anderen ein Shitstorm, der sich an einem harmlosen, ja sogar fast schon belanglosen Thema entzündet hat. Um wie viel intensiver wird ein solcher Shitstorm dann bei einem wichtigen Themen ausfallen?

Was ist ein Shitstorm?

Der Digital Guide IONOS schreibt über die Dynamik eines Shitstorms:

„Als Shitstorm bezeichnet man in Deutschland das geballte Auftreten heftiger Kritik gegen Einzelpersonen, Personengruppen oder Unternehmen auf Social-Media-Profilen, Blogs und anderen Webauftritten mit Kommentarfunktion. Von ‚öffentlichen Empörungswellen‘ oder einem allgemeinen ‚Sturm der Entrüstung‘ grenzt sich das Internetphänomen durch seinen lawinenartigen Charakter und eine hochemotionale zum Teil aggressiv-beleidigende Wortwahl ab. (…)

Dass sich Internetnutzer im Rahmen von Shitstorms immer wieder zu aggressiven, vulgären oder menschenverachtenden Kommentaren hinreißen lassen, wird auf Enthemmungseffekte der Online-Kommunikation zurückgeführt. Oft werden Stellungnahmen im Netz als risikolos betrachtet. Grund dafür ist die vermeintliche Anonymität der Online-Welt. (…)

Das kommunikative Unwetter beginnt in der Regel mit vereinzelten Kommentaren. (…) Diese entfernen sich im Laufe des Shitstorms nicht selten vom ursprünglichen Thema und schlagen von sachlicher Kritik in unflätige Beschimpfung über. Ein Merkmal, das die derbe Bezeichnung für dieses Internetphänomen erklärt.

Eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der öffentlichen Empörung nimmt die massenmediale Berichterstattung ein. Ohne Medienecho stellt ein steigendes Aufkommen negativer Kommentaren in sozialen Netzwerken lediglich eine Störung dieses Kommunikationskanals dar.

(…) Das Social-Media-Monitoring-Unternehmen BIG (Business Intelligence Group) hat diesbezüglich eine Einteilung in drei Phasen vorgeschlagen, die den Anfangs-, Wende-, und Endpunkt eines Shitstorms kennzeichnen:

  • Pre-Phase:In der Pre-Phase liegt das Beitragsaufkommen auf Normalniveau – Anzahl und Tonalität der Beiträge zeigen keine Auffälligkeit.

  • Akute-Phase:Die akute Phase bezeichnet den eigentlichen Shitstorm als ungewöhnlich hohes Aufkommen negativer Beiträge. In dieser Phase erreicht die Beitragsanzahl ihren Höhepunkt. Oft fällt dieser mit dem Zeitpunkt zusammen, an dem sich die Massenmedien einschalten und für zusätzliche Aufmerksamkeit sorgen. Folgen keine weiteren Ereignisse (z. B. Kommunikationsfehler), die den Shitstorm weiter anfachen, zeigt sich nach dem maximalen Beitragswert ein Abschwung, mit dem die akute Phase ausklingt.

  • Post-Phase: Die Post-Phase kennzeichnet den Nachklang eines Shitstorms. Auch wenn sich das Beitragsaufkommen auf dem kritischen Kommunikationskanal normalisiert hat, bleiben Krisen-Themen im Netz präsent: Das Internet vergisst nie.

Seine brachiale Gewalt entwickelt ein Shitstorm in erster Linie durch den raschen Anstieg kritischer Kommentare in der akuten Phase. Gerade in sozialen Netzwerken verbreiten sich Protest und Empörung wie ein Lauffeuer. Dabei werden Themen nicht selten aus dem Zusammenhang gerissen, perspektiviert und tendenziös kommentiert. Die Geschwindigkeit der Online-Kommunikation macht es Betroffenen oft unmöglich, kleinere Empörungswellen abzufangen, ehe diese sich zu Tsunamis aufschaukeln.“

Um was geht es?

Am 12.4.2021 stellen die beiden Jungunternehmer Eugen Raimkulow und André Ritterswürden in der  Show  „Die Höhle der Löwen“ einen Hygienehandschuh vor, mit dem Frauen die Entsorgung ihrer Hygieneartikel erleichtert werden soll. Nach einem feministischen Shitstorm mit Hass, Mobbing und Gewaltandrohungen bis hin zu Morddrohungen wurde nach nur einer Woche am 19.4.2021 verkündet, dass das Produkt zurückgezogen wird.

Der Shitstorm – Pre-Phase

Mit „Pinky Gloves“ haben die beiden Erfinder einen blickdichten und geruchsneutralisierenden Handschuh entwickelt, der Frauen die Möglichkeit geben soll, egal wo sie sind, Tampons oder Binden hygienisch zu entsorgen.

Das kann man gut oder schlecht finden. Und sie wussten auch, dass es in einer Show mit Namen „Die Höhle der Löwen“ nicht einfach werden wird. Trotzdem haben sie einen Deal mit Investor Ralf Dümmel ergattert.

Schon vor der Ausstrahlung der Show hinterfragte das Frauenmagazin Jolie sachlich den Sinn und Zweck der Pinky Gloves.

Um 20:15 wird die Show ausgestrahlt. Die beiden Jungunternehmer machen den Deal. Während die beiden Gründer und der Investor mit einem gemeinsamen Foto auf Instagram ihren Erfolg feiern, beginnt in den Kommentaren bereits ein Shitstorm über die Macher der „Pinky Gloves“, der auch auf Twitter fortgeführt wird. Auch das Start-up „ooia“, Konkurrenz für die beiden Hygienehandschuherfinder, meldet sich kurz nach der Präsentation von „Pinky Gloves“ auf Instagram zu Wort: „Wir müssen reden“. „ooia“, das von zwei Frauen aus Deutschland gegründet wurde, verkauft umweltfreundliche Periodenunterwäsche und war mit ihrem Hygieneprodukt selbst schon in der „Höhle der Löwen“ zu sehen. Doch ein Investment für ihr Produkt gab es nicht. Dass jetzt zwei Männer dieses Damenhygieneprodukt vorstellen und mit einem Funding nach Hause gehen, ärgert die Gründerinnen von „ooia“ deshalb umso mehr. (vgl. https://www.miss.at/pinky-gloves-pinker-perioden-handschuh-aus-die-hoehle-der-loewen-loest-shitstorm-aus/, Abruf 21.6.2021)

Der Shitstorm – Akute Phase

EinTweet der Feministin Franka Frei (Autorin von „Periode ist politisch“) dazu wird auf Instagram innerhalb von 19 Stunden über 33.000-mal favorisiert und in etlichen Beiträgen anderer Nutzer geteilt, die wiederum geliket werden. Allein der Nachfolgebeitrag „Ich bin geschockt, wie unnötig, umweltfeindlich und sexistisch dieses Produkt ist“ erhielt rasend schnell über 15.260 „Gefällt mir“-Angaben. (vgl. https://genderama.blogspot.com/search?q=Pinky+Gloves, Abruf 21.6.2021)

Kurz darauf steigt auch die Presse in den Shitstorm ein, der seine akute Phase erreicht. Zuerst die üblichen feministischen und profeministischen Medien wie Pinks Stinks, taz und der Standard am 14.4.2021, d.h. zwei Tage nach der TV-Ausstrahlung der Sendung. Danach springen auch die üblichen Trittbrettfahrer auf, wie RTL.

Wie schnell der Shitstorm durch die Presse und Fernsehen von klatsch-tratsch.de über Computer-Bild bis SWR an Fahrt aufnimmt, zeigt sich an der folgenden nicht abschließenden Auflistung an Presse- und Öffentlichen-Medien-Beiträgen (Link-Abruf 21.6.2021; es ist möglich, dass nicht mehr alle Links aktiv sind):

Sogar der Möbelriese IKEA sprang auf das Trittbrett:

Zu einem Foto eines Mülleimers schreibt die schwedische Möbelkette: ‚Ablage für Erfindungen, die keiner braucht‘. Zudem legt Ikea noch einmal nach: ‚Und das Beste: Er lässt sich sogar ganz ohne Handschuhe bedienen.‘ Binnen vier Stunden wurde der Tweet am Donnerstag 5000-mal geherzt und mehr als 1100-mal geteilt, auf Facebook drückten mehr als 8000 Menschen auf ‚Gefällt mir‘, fast 1000 Menschen haben den Beitrag kommentiert.

In der Schweriner Volkszeitung vom 16.4.21 verlangt Ankea Janßen von den Jungenunternehmern das Bekenntnis: „Wir waren die Dümmsten der Dummen“. 

Der Shitstorm – Der „Endsieg“

Entsprechend der Dynamik eines Shitstorms schaukelt sich dieser in seiner Rabulistik immer weiter auf. Um sich aus der Masse der Kommentare noch abzuheben, müssen immer neue Hürden des Bedenklichen überwunden werden. Die Kommentare werden so immer gehässiger, unsachlicher und fanatischer. Die Frankfurter Rundschau setzt am 19.4.2021 auf die üblichen feministischen Kampfbegriffe, bezeichnet die Erfinder als „Cis-Männer“, sieht das Produkt als „sexistischen Müll“ und „Sexismus-Peak“. „Denn wir leben im Patriarchat und die Grundlage dessen ist nun mal, weiblich gelesene Personen abzuwerten.“

Hier zeigt sich, dass aus der ursprünglichen Aufregung Einzelner längst eine feministische Kampagne gegen Männer geworden ist.

Gestützt und aufgewiegelt durch den Shitstorm kommt es schließlich sogar zu Gewaltdrohungen bis hin zu Morddrohungen.

Der 19.4.2021 wurde dann auch zum siegreichen Abschluss des ruhmreichen feministischen Feldzuges mit folgender Erklärung von Ralf Dümmel:

„Wir hören auf mit #pinkygloves

Gemeinsam mit den Gründern haben wir uns dazu entschieden, dass die Pinky Gloves vom Markt genommen werden und haben hierfür entsprechend alle notwendigen Maßnahmen eingeleitet. Wir stellen sämtliche Einkaufs- und Vertriebsaktivitäten ein.

(…) Was mich nachhaltig sehr schockiert und traurig stimmt, ist die Tatsache, dass André, Eugen und ihre Angehörigen einer massiven Welle an Hass, Mobbing und Gewaltandrohungen, bis hin zu Morddrohungen, ausgesetzt sind. Das verurteile ich zutiefst und es gibt KEINE Entschuldigung dafür. BITTE HÖRT AUF DAMIT!“

Analyse

Die Schweizer PR-Experten Barbara Schwede und Daniel Grad haben eine sechsstufige Shitstorm-Skala entwickelt.

Der „Pinky Gloves“-Shitstorm erreicht nach dieser Skala mindestens die Stufe 5, wenn nicht sogar 6. Der Protest entwickelt sich in einem ungebremsten Schneeball-Effektzur zur Kampagne mit aufgepeitschtem Publikum. Sehr viele machen mit. Es erscheint eine wachsende Zahl von Artikeln in den klassischen Medien. Es fallen zunehmend pauschale, stark emotionale Anschuldigungen. Der Ton wird schließlich aggressiv, beleidigend, bedrohend.

Aufgrund der Tatsache, dass viele Pressemedien und TV-Medien feministisch oder zumindest profeministisch sind, ist der Shitstorm ein effizientes Mittel für den Feminismus. Denn die Beteiligung dieser Medien ist für den „Erfolg“ und der zerstöririschen Wucht des Shitstorms essentiell.

Weiterhin ist Männerfeindlichkeit im Gegensatz zu Frauenfeindlichkeit gesellschaftlich und politisch akzeptiert, was soziale Medien wie Twitter, Facebook oder Instagram zur idealen Plattform männerfeindlicher Kampagnen macht.

Hinzu kommt noch, dass Männerfeindlichkeit heute als werbewirksames Mittel für Wirtschaftsunternehmen gilt, wie wir am Beispiel der Männergrippe-Kampagne von Klosterfrau, der Antiväterwerbung von EDEKA oder der männerfeindlichen Gillette-Kampagne kennen. Im vorliegenden Fall hat der Möbelhausriese IKEA mitgemischt.

Unerhörter Tampon Erfinder: Ein Mann

Übrigens schon gewusst? Der Erfinder des Tampons war ein Mann: Stellen Sie sich vor, es hätte damals schon politische Periodenaktivistinnen gegeben, die in den Kampf gegen ein „unnötiges, umweltfeindliches und sexistisches“ Produkt gezogen wären. Auf diese Weise wäre der Welt diese Erfindung des „Dümmsten der Dummen“ erspart geblieben.

Beitragsbild: adobestock_5934359_user_rtimages-_200.jpg

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Lesermeinungen

  1. By nico

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  2. By Mathematiker

    Antworten

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