EU-Männerbericht – Teil 5 Selbstmordraten
Geschlechterpolitik muss, wenn sie ihrem Namen gerecht werden will, auch die Benachteiligungen von Jungen, Vätern und Männern beseitigen. Um die EU und deren Mitgliedsländer bei ihrer Geschlechterpolitik dabei zu unterstützen, werden wir die Frauenberichte der EU um einen Männerbericht ergänzen, der insbesondere die deutschsprachigen Länder Schweiz, Österreich und Deutschland beleuchtet. Der Bericht besteht aus mehreren Teilen. Im fünften Teil geht es um Selbstmordraten.
Zum Bericht Teil 1: Zwangsdienste
Zum Bericht Teil 2. Arbeitslosigkeit
Zum Bericht Teil 3: tödliche Arbeitsunfälle
Zum Bericht Teil 4: Obdachlosigkeit
„Weltweit stirbt jede Minute ein Mann durch Suizid.“
(Quelle: https://de.movember.com/about/mental-health; Abruf 4.6.2021)
Vorurteile über Suizidgefährdung
„Selbsttötungen werden nicht am häufigsten in den dunklen, nasskalten Monaten November und Dezember begangen, sondern oft im Frühjahr und Hochsommer. Und auch diese Ansichten über Suizid und Selbstmordgefährdete sind falsch und führen zu falschen Handlungen und Hilfsmaßnahmen:
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Wer vom Suizid redet, wird sich nicht das Leben nehmen.
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Wer eine Suizidgefährdung anspricht, löst einen Suizid erst aus.
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Alle, die suizidal sind, sind auch psychisch krank.
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Wer Suizidgedanken hat, möchte unbedingt sterben.“
(Quelle: https://www.br.de/nachrichten/wissen/suizidpraevention-zahlen-und-fakten-ueber-suizid,RbamfIO, Abruf 2.5.2021)
Und noch mehr falsch gedacht
Wissenschaftler der University of Warwick haben bei der Auswertung der Selbstmordraten verschiedener Länder festgestellt, dass sich tendenziell am meisten Menschen in den Ländern selbst töten, in denen die Menschen am zufriedensten oder glücklichsten sind.
„Die Wissenschaftler vermuten, dass Zufriedenheit oder Glück viel mit Vergleichen zwischen den Menschen zu tun haben, die an einem Ort leben. Wenn Menschen sich benachteiligt oder unglücklich in einem Gebiet fühlen, in dem die Meisten zufrieden sind oder dies zumindest sagen, dann könnte dies ihre Unzufriedenheit noch verstärken. Wenn alle unglücklich sind, würde man es demgemäß auch mit seiner Unzufriedenheit besser aushalten. Das sei auch so, wenn es um Einkommen, Arbeitslosigkeit, Kriminalität oder Fettleibigkeit geht. Wenn man sich im Strom oder in der Mehrheit wähnt, neigt man zur Konformität – auch im Negativen.“ (https://www.heise.de/tp/features/Wo-die-Lebenszufriedenheit-hoch-ist-gibt-es-am-meisten-Selbstmorde-3389867.html, Abruf 2.5.2021)
Suizide sind verhinderbare Todesfälle
„Jeder Suizid beeinflusst im Durchschnitt das Leben von sechs Menschen aus dem unmittelbaren oder entfernteren Umfeld (Schmidtke et al. 2004). Damit stellt, bei 10.000 bekannten Suizidenten im Jahr deutschlandweit (Statistisches Bundesamt 2014b), der Selbstmord eines Einzelnen eine beachtenswert große gesellschaftliche Belastung dar. Ein weiterer Grund ist die Tatsache, dass der Suizid zur sogenannten „verhinderbaren“ Mortalität gehört (Grabauskas et al. 2011). Dies setzt risikominimierende oder risikohafte Einflussgrößen voraus, anhand derer man Selbstmorde beeinflussen kann. Ansätze zur Prävention von Suizidfällen sind ebenfalls bereits vielseitig vorhanden“
(Quelle: Dorothea Lipp: „Eine statistisch-deskriptive Auswertung der Suizide des Instituts für Rechtsmedizin München im Jahr 2010“; Dissertation zum Erwerb des Doktorgrades der Medizin an der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität zu München; 2018)
Quelle: Eurostat: „Tod durch Selbstmord, nach Geschlecht“ [TPS00122], Stand 25.02.2021
Quelle: Eurostat: „Tod durch Selbstmord, nach Geschlecht“ [TPS00122], Stand 25.02.2021
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