Movember – Männerbewegung für Männergesundheit
Movember – Männerbewegung für Männergesundheit
November ist Movember-Zeit. Doch was ist Movember? Wir haben uns die Internetpräsentation mal näher angeschaut.
Historie
Laut Wikipedia-Artikel ist „Movember“ eine Aktion zur Männergesundheit, die 2003 von einer Gruppe junger Männer in Adelaide (Australien) ins Leben gerufen wurde. „Movember“ ist eine englische Wortschöpfung aus „Mo“ (kurz für moustache, Schnurrbart) und „November“. Movember-Aktivisten lassen sich einen Monat lang einen Schnurrbart wachsen, machen damit auf Männergesundheitsthemen aufmerksam und sammeln Spenden.
In Australien gibt es seit 2004 jährliche „Movember“-Veranstaltungen, deren Ziel es ist – neben Spenden sammeln –, Aufmerksamkeit auf die Gesundheit von Männern zu lenken.
Ab 2006 gibt es auch Veranstaltungen in Neuseeland. Seit 2007 beteiligen sich auch Menschen in Kanada an „Movember“. In Großbritannien fand „Movember“ 2007 erstmals statt, 2008 auch in Irland.
Die Aktion wird in Deutschland offiziell seit 2012 von der australischen Movember Foundation in Zusammenarbeit mit einem lokalen Partner durchgeführt. 2012 und 2013 war der Partner z. B. der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e. V., der auch die Spendenbescheinigungen ausstellte und zusammen mit Movember über die Verwendung der Spendengelder entschied. Der Link zur deutschen Webseite von Movember ist https://de.movember.com/.
MANNdat hat schon 2013 einen Beitrag dazu gepostet und nochmals im Jahr 2021.
In Deutschland bislang wenig Resonanz
Beim Männergesundheitsportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung findet man im Jahr 2024 ebenso wenig über Movember wie beim Bundesgesundheitsministerium (Stand 28.9.24). Die Aktion wird von feministischer Seite, wie zu erwarten, massiv abgelehnt. So beklagt z.B. Alex Manley, der sich als überzeugter und bekennender Feminist bezeichnet, wie man sich mit den Anliegen von Männern überhaupt beschäftigen kann:
Ja, wenn der Movember dazu dienen würde, Geld für Menschen in der Dritten Welt, für Analphabeten oder Obdachlose zu sammeln oder für irgendetwas anderes als das, was er ist – nämlich privilegierte Männer, die so tun, als hätten sie es genauso schwer wie Menschen mit echten Problemen -, dann wäre er vielleicht annähernd so etwas wie sinnvoll.
(…)
Männer – oder jede andere privilegierte Gruppe – haben von Natur aus einen Vorteil, wenn es darum geht, den Krebs zu besiegen und wieder auf die Beine zu kommen, als benachteiligte Menschen.
(…) Prostatakrebs ist ein Kennzeichen von Privilegien. Finden Sie sich damit ab.“
Männergesundheitspolitik in Deutschland
Die Männergesundheitsseite gesund.men hat 2020 Parteien zum Thema Männergesundheit und zum Unterschied in der Lebenserwartung der Geschlechter befragt und interessante Ergebnisse veröffentlicht. Anlass war der Tag der ungleichen Lebenserwartung am 10. Dezember.
Im Rahmen der Befragung wurden alle Parteien angeschrieben, die im Bundestag und mindestens einer Landesregierung vertreten sind. Das sind CDU, CSU, SPD, FDP, Linkspartei und Bündnis90/Die Grünen. CDU und CSU wurden der Einfachheit halber allerdings gemeinsam angeschrieben.
CSU, SPD und Linkspartei, so legen diese in ihren Antworten dar, unterstützen das Ziel einer niedrigeren Geschlechterdifferenz bei der Lebenserwartung.
Bündnis 90/Die Grünen sieht keinen Handlungsbedarf, da nach Ansicht dort die Unterschiede direkt oder indirekt biologisch seien und solche Differenzen kein Thema für die Politik seien.
Die FDP antwortete erst gar nicht.
Sprüche statt Handeln
Drei von fünf Parteien, die aktiv Regierungsbeteiligung auf Bundes- oder Länderebene haben, unterstützen Männergesundheit, laut ihren eigenen Angaben. Warum, fragt man sich, tut sich dann nahezu nichts?
Tatsächlich machten die meisten Parteien auch praktisch Vorschläge, die Linkspartei sprach sich beispielsweise für eine bessere Hodenkrebs-Vorsorge aus. Konkret wird aber bisher nur wenig getan. Es fehlt also nicht an den Möglichkeiten, sondern am Willen. (…) Wenn alle bis auf die Grünen Männergesundheit vorantreiben möchten, fragt man sich natürlich, warum nichts getan wird.
Die Politik muss man an dem messen, was sie tut, nicht, was sie verspricht. Und wer die Sprüche und Versprechen der Politik mit der Realität vergleichen will, dem sei nochmals das Ergebnis unserer Studie „Jungen- und Männergesundheit in den Bundesländern“ ans Herz gelegt. Fünf Jahre nach dem ersten bundesweiten Männergesundheitsbericht haben wir bei den zuständigen Ministerien, namentlich bei den verantwortlichen Ministerinnen und Ministern, nach Jungen- und Männergesundheitsprojekten und -maßnahmen in ihren Ländern gefragt. Immerhin hat die Bundesregierung mit ihrem Dossier zur partnerschaftlichen Gleichstellungspolitik „Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer in Deutschland“ unter Umsetzungsziel 3.2 vollmundig dargelegt:
Gesundheitsfachkräfte und -organisationen messen der Förderung von Männergesundheit und männlicher Selbstsorge in Forschung, Ausbildung und Praxis eine höhere Bedeutung zu.
Außer ein paar interessanten Ansätzen tut sich faktisch gar nichts. Ein Männergesundheitsbericht, der nur in den Regalen verstaubt, ist überflüssig. Im Gegensatz zum Frauengesundheitsbericht, der zu nachhaltigen Verbesserungen in der Frauengesundheit führte – z. B. besonders im Bereich der Krebsfrüherkennungen –, fehlt es hier an dem geschlechterpolitischen Engagement, gesundheitliche Nachteile und Benachteiligungen von Jungen und Männern zu beseitigen. Tatsächlich ist in Deutschland z. B. die Bekämpfung von Prostatakrebs im Gegensatz zur Bekämpfung von Brustkrebs bei Frauen bis heute kein offizielles Gesundheitsziel.
Movember in der Selbstdarstellung
Movember schreibt auf ihrer Homepage über sich selbst https://de.movember.com/about/foundation:
„Unsere Väter, Partner, Brüder und Freunde stehen vor einer Gesundheitskrise. Es wird aber selten darüber gesprochen. Männer sterben zu jung. Wir können es uns nicht leisten, zu schweigen.“
und
„Wir sind die führende Wohltätigkeitsorganisation, die das Gesicht der Männergesundheit verändert. Wir wissen, was bei Männern funktioniert – und was nicht.
Seit 2003 hat Movember mehr als 1.250 Projekte zur Männergesundheit auf der ganzen Welt finanziert, die den Status quo in Frage stellen, die Gesundheitsforschung von Männern aufrüttelt und die Art und Weise, wie Gesundheitsdienste Männer erreichen und unterstützen, verändern.
Bis 2030 werden wir die Zahl der Männer, die vorzeitig sterben, um 25% reduzieren.“
Bis 2030 werden wir die Zahl der Männer, die vorzeitig sterben, um 25% reduzieren..
Auf https://de.movember.com/about/cause :
Wir möchten weltweit einen Beitrag dazu leisten, dass Männer glücklicher, gesünder und länger leben. Diese Ambition untermauert alles, was wir tun und ist die treibende Kraft hinter unseren Kampagnen, unserer Finanzierungsstrategie und unserer Vision für die Zukunft.
und
WIE MESSEN WIR ERFOLG?
„Wir sind stolz auf alles, was wir erreicht haben. Trotzdem haben wir nur eine Definition für Erfolg: Die Finanzierung von bahnbrechenden Lösungen, die greifbare Verbesserungen im Leben derer erzielen, die unter Prostatakrebs, Hodenkrebs, psychischen Problemen und Bewegungsmangel leiden. Wir möchten unseren Vätern und Söhnen ein längeres Leben schenken.“
Die einzelnen Themen von Movember
Zu psychischer Gesundheit https://de.movember.com/about/mental-health:
Weltweit stirbt jede Minute ein Mann durch Suizid.
und
2006 begann die Movember Foundation in Australien mit der Finanzierung von Programmen zur Förderung der psychischen Gesundheit. Neuseeland kam 2008 hinzu. 2013 wurde diese Arbeit auf Programme in Großbritannien, Kanada und den USA ausgedehnt. Dabei haben wir detaillierte Analysen der aktuellen Situation und des Angebots für die psychische Gesundheit von Männern und Jungen in dem jeweiligen Land durchgeführt.
Zum Thema Psychische Gesundheit werden wir demnächst nochmals unsere Statistiken vorstellen.
Zu Hodenkrebs:
Junge Männer sind besonders betroffen!
Hodenkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei jungen Männern. Wenn er früh erkannt wird, sind die Heilungschancen gut.
Aktuelle Infos zu Hodenkrebs siehe unter ONKO Internetprotal: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/hodenkrebs.html#basisinfos
Altersspezifische Erkrankungsraten, ICD-10 C62, Deutschland 2019 – 2020, je 100.000; Quelle: Zentrum für Krebsregisterdaten; https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Hodenkrebs/hodenkrebs_node.html, Abruf 28.9.2024
Die Untersuchung der äußeren Genitalien durch den Arzt ist zwar eine gesetzliche Sozialleistung. Fatal ist jedoch, dass gesetzlich krankenversicherten Männern erst ab dem 45. Lebensjahr, also erst nach dem Maximum der Erkrankungsraten, eine kostenlose Untersuchung der äußeren Genitalien und der Prostata angeboten wird und damit viel zu spät einsetzt.
MANNdat hat schon vor Jahrzehnten angeregt, jungen Männern ab 18 beim ersten Besuch des Arztes eine Info zu Hodenkrebs und dessen Selbstuntersuchung zu geben. Der Vorschlag wurde aber nie aufgegriffen.
Movember hat dazu eine Kurzanleitung für eine Selbstuntersuchung: https://cdn.movember.com/uploads/files/Your%20Health/TesticularSelfExamination.pdf
Siehe hierzu aber auch die Seite https://www.hodencheck.de/
Zu Prostatakrebs (https://de.movember.com/mens-health/prostate-cancer):
Nicht jeder hat bei Prostatakrebs Symptome. Anzeichen für Prostatakrebs werden häufig erst von einem Arzt bei einer Routineuntersuchung entdeckt.
und
Der Zweck einer Untersuchung ist, Prostatakrebs im frühestmöglichen Stadium zu entdecken, bevor die Krankheit fortschreitet. Es gibt zwei gängige Untersuchungsmethoden zur Früherkennung. Je nach Ergebnis dieser Untersuchungen wirst Du vielleicht zu einem Facharzt überwiesen, der eine Biopsie vornimmt.
Die digitale rektale Untersuchung (DRU)
Bei der DRU führt der Arzt einen mit Handschuh überzogenen Finger in den Anus, wo es möglich ist, einen Teil der Prostataoberfläche zu fühlen.
Die PSA-Blutuntersuchung (PSA)
Bei der PSA-Blutuntersuchung wird geprüft, ob ein Protein im Blut vorhanden ist, das speziell von Prostatazellen produziert wird.
Biopsie
Je nach Testergebnis wirst du vielleicht an einen Urologen überwiesen, der eine Biopsie vornimmt. Dies ist die einzige Möglichkeit, um das Vorhandensein von Krebs festzustellen.
Zu Männergesundheit generell (https://de.movember.com/mens-health/general):
Weltweit sterben Männer im Durchschnitt 4,5 Jahre früher als Frauen, und zwar aus Gründen, die weitgehend vermeidbar sind. Das bedeutet, dass das so nicht sein muss: Wir alle können Maßnahmen ergreifen, um gesünder, glücklicher und länger zu leben. [Interessant ist, dass der Unterschied vor 3 Jahren statt 4,5 Jahre noch 5 Jahre war]
HALTE KONTAKT ZU FAMILIE UND FREUNDEN.
Man räumt leicht anderen Dingen im Leben Priorität ein; du solltest dir aber Mühe geben, mit Freunden in Kontakt zu bleiben – für dein eigenes Wohl und auch ihres.
MOVE
Das Beste, was du für deine Gesundheit tun kannst, ist aktiv zu bleiben. Wie du dich bewegst, liegt bei dir. Ob du an einem Tag Fitnesstraining machst, den nächsten eine Runde läufst, eine Stunde Tischtennis spielst oder eine große Radtour unternimmst, kein MOVE ist zu groß oder zu klein.
SPRICH ÜBER DAS WICHTIGE IM LEBEN
Das Ende einer Beziehung, der Verlust des Arbeitsplatzes, finanzielle Schwierigkeiten oder Vater zu werden, sind große Momente im Leben eines Mannes, die vielen Männern passieren. Es ist wichtig zu erkennen, welche Auswirkungen sie haben und zu wissen, dass es in Ordnung ist, darüber zu sprechen, wie du mit der Veränderung zurechtkommst.
WISSEN IST MACHT
Deine Familiengeschichte hilft dir mit am besten, deine Gesundheit zu verstehen. An deiner Familiengeschichte erkennst du, wie hoch dein Risiko u.a. für Krebs, Diabetes, Herzkrankheiten und Schlaganfall ist. Es beginnt alles mit einem Gespräch. Sprich mit deiner Familie und merke dir, welche Krankheiten ein direkter Verwandter hatte. Erkundige dich auch über bereits verstorbene Verwandte.
WENN DU ETWAS BEMERKST, UNTERNIMM ETWAS
Du kennst deinen Körper besser, als jeder andere. Wenn dir etwas komisch vorkommt, verdränge nicht den Gedanken daran, in der Hoffnung, es geht wieder weg, sondern geh zum Arzt und lass dich untersuchen. Die Früherkennung ist der wichtigste Faktor bei der Behandlung ernster Erkrankungen.
Die Unterstützer
Die unterstützenden Kräfte von Movember sind Wirtschaftsunternehmen. Auf der Homepage https://de.movember.com/friends werden als Hauptpartner Pringels, Amazon, L‘Oréal Men Expert und – man höre und staune – Gillette genannt, also jene Rasiermarke, die mit einer mit männerfeindlichen Geschlechterklischees gespickten Werbekampagne Aufmerksamkeit erregt hat. Wir haben berichtet. Und wir haben auch davon berichtet, wie Gillette nach dieser männerfeindlichen Werbekampagne erfreulicherweise abgeschmiert ist.
Die Firmen sind also nicht unbedingt auf Männergesundheit ausgerichtet. Andererseits, wenn die Politik hier bei Männerthemen wieder einmal versagt und stattdessen junge Männer selbst aktiv werden und sich Sponsoren holen, mit dem sie die Untätigkeit der politisch Verantwortlichen zumindest teilweise etwas ausgleichen und etwas Sinnvolles zur Männergesundheit beisteuern können, halten wir das trotzdem für lobenswert.
Die Projekte
Auf https://de.movember.com/uploads/images/Fundraise/FundraisingResources/Core_Fundraising_Guides/Core-Fundraising-Guide_DE.pdf sind auch einige Projektbeispiele aufgeführt.
Auf https://de.movember.com/programs/strategy wird die Finanzierungsstrategie erläutert. Auf der Seite Movember – Report Cards sind die Programme aufgelistet, darunter auch mehrere Forschungsprojekte zu Prostatakrebs in Deutschland.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende.