Spendenratgeber

von Manndat

Kindernothilfe e.V.

Düsseldorfer Landstraße 180, 47249 Duisburg
Telefon: (0203) 7789-0 Fax: (0203) 7789-118 E-Mail: info@kindernothilfe.de
www.kindernothilfe.de

Arbeitsschwerpunkte: Behindertenhilfe, Bildung, Entwicklungszusammenarbeit, Familienfürsorge, Flüchtlingsfürsorge, Gesundheitshilfe, Kampagnen-, Bildungs- und Aufklärungsarbeit, Katastrophenhilfe, Kinderpatenschaft, Kinder- und Jugendhilfe, Menschenrechte, Religion, Völkerverständigung

Auf der Seite „Unsere Themen von A bis Z“ hat die Kindernothilfe ihre Arbeitsschwerpunkte zusammengestellt. Darunter finden sich die Punkte „Genitalverstümmelung“ und „Mädchen fördern“, aber auch der Punkt „Kindersoldaten“, bei dem man erwarten kann, dass die besondere Betroffenheit von Jungen zumindest erwähnt wird.

Zunächst zur Genitalverstümmelung. Der einleitende Text weckt gewisse Hoffnungen, dass sich die Kindernothilfe nicht nur einseitig der Problematik der weiblichen Genitalverstümmelung widmet, denn dort heißt es: „Schätzungen zufolge sind etwa 140 Millionen Frauen, Mädchen und Säuglinge Opfer von genitaler Beschneidung oder Verstümmelung.“ Die beschnittenen Säuglinge sind bekanntlich in der Regel männlichen Geschlechts. Hat die Kindernothilfe etwa erkannt, dass jede Form von Genitalverstümmelung, unabhängig vom Geschlecht der Betroffenen, einen gleichermaßen schweren Eingriff in Gesundheit und persönliche Selbstbestimmung darstellt?

Weit gefehlt. Im Folgenden ist dann nur noch von weiblicher Genitalverstümmelung die Rede. Über die vielen Jungen und jungen Männer, die jedes Jahr in Afrika bei den dortigen schmerzhaften Beschneidungsriten zu Tode kommen, liest man nichts. Immerhin weist die Kindernothilfe zumindest sehr deutlich darauf hin, dass die Beschneidungen der Mädchen in aller Regel von Frauen vorgenommen werden; ein Umstand, den andere gerne schon einmal verschweigen.

Der Text, den man im Abschnitt „Mädchen fördern“ lesen kann, ist ein Musterbeispiel für Verdrehungen, Halbwahrheiten und Pauschalisierungen. Neben unbeweisbaren Behauptungen, die westlich-feministischer Weltanschauung entspringen („Die Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen nimmt bei der Armutsbekämpfung eine Schlüsselrolle ein“), finden sich so undifferenzierte Aussagen wie „Mädchen und Frauen haben es in vielen Ländern besonders schwer”. Für Jungen gilt das ganz offensichtlich nicht, weshalb es für sie keinen eigenen Schwerpunkt auf der Internetseite gibt, geschweige denn ein Projekt, mit dem man sie gezielt fördern kann. „Mädchen gehen seltener zur Schule als Jungen, werden häufiger Opfer von Gewalt,” liest man. Letzteres ist eine Falschaussage, denn laut „Weltbericht Gewalt und Gesundheit” der WHO von 2003 ist nicht nur die Todesrate durch Gewaltdelikte bei Jungen und jungen Männern doppelt so hoch wie bei Mädchen und Frauen. Es heißt dort auch: „In den meisten Fällen werden Jungen häufiger geschlagen und überhaupt körperlich bestraft als Mädchen, während letztere stärker der Gefahr ausgesetzt sind, Opfer von Kindestötung, sexuellem Missbrauch und Vernachlässigung zu werden und auch häufiger zur Prostitution gezwungen werden” (S. 30f.).

Im Themenschwerpunkt Kindersoldaten findet sich nicht der geringste Hinweis darauf, dass die meisten Kinder, die in bewaffneten Auseinandersetzungen zum Einsatz kommen, Jungen sind. Die Aussage, wonach „250.000 Mädchen und Jungen in aller Welt“ in kriegerischen Auseinandersetzungen als Soldaten missbraucht würden, liest sich eher so, als seien beide Geschlechter gleichermaßen betroffen. Um als besonders mitleidenswerte und förderungswürdige Gruppe in Betracht zu kommen, haben die Jungs leider das falsche Geschlecht.

Bewertung: ungenügend  Wuerfel_1

MISEREOR e.V.

Mozartstraße 9, 52064 Aachen
Telefon: (0241) 442 0 Fax: (0241) 442 188 E-Mail: info@misereor.de
www.misereor.de

Arbeitsschwerpunkt: Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt. Entwicklungshilfe durch Förderung der Selbsthilfe sowie Informations-, Bildungs- und Solidaritätsarbeit

Wer sich auf der Homepage des katholischen Hilfswerks Misereor durch die Menüs klickt, dem fällt auf, dass im Gegensatz zu früher ein eigener Themenpunkt „Gender“ bzw. „Frauen“ fehlt. Neben solch gewichtigen Arbeitsschwerpunkten wie „Klimawandel“ oder „Menschenrechte“ taucht die Gender-Materie also immerhin nicht mehr an prominenter Stelle auf.

Das heißt freilich nicht, dass Misereor der Genderthematik oder dem, was man unter Geschlechtergerechtigkeit versteht, nunmehr keine Bedeutung mehr zumisst. Natürlich gibt es Pressemitteilungen zum Weltfrauentag, deren dramatisierender Inhalt („500.000 Mütter sterben jedes Jahr“ – wie viele Väter mögen es wohl im Vergleich dazu sein?) den Besucher der Internetseite dazu animieren soll, auf den gleich nebenan befindlichen „Online Spenden“-Button zu klicken.

250 Ergebnisse listet die Suche nach dem Begriff „Frauen“ auf; sucht man auf der Misereor-Seite nach dem Wort „Männer“, bekommt man 65 Einträge angezeigt. Wer freilich glaubt, dass diese Einträge sich schwerpunktmäßig den spezifischen Problemlagen von Männern und Jungen in der Dritten Welt widmeten, kennt die Spezies der wohltätigen Genderisten schlecht, die auch bei Misereor nach wie vor den Ton angeben. Eine Kostprobe:

Frauen erledigen in Uganda die gesamte Hausarbeit, das Sammeln von Brennholz, das Wasserholen, den Großteil der Feldarbeit und natürlich die Pflege der Kinder. Zwei Stunden nur beteiligen sich die Männer an der täglichen Feldarbeit. Doch sie besitzen das Land, ihnen gehört Haus und Hof und das Vieh, und sie sind es, die das wenige Geld der Familien in der Tasche haben. Im Grunde besitzen die Männer auch ihre Frauen, die keine Rechte aber viele Pflichten kennen.

Wir treffen in solchen Aussagen auf ein hinreichend bekanntes feministisches Denkschema: Frauen schuften sich zu Tode, während Männer sich offenbar ein schönes Leben machen. Außerdem gehört ihnen ungerechterweise auch noch alles. Diese klischeehaft-einseitige Sicht der Dinge lässt nicht nur die Frage unbeantwortet, was die Männer eigentlich den ganzen Tag so treiben, während die Frauen auf dem Feld arbeiten und Brennholz sammeln und woher das „wenige Geld“ stammt, das die Familien in den Taschen haben. Dass Land, Haus und Hof in traditionellen Gesellschaften natürlich formell den Männern gehören, ist wenig überraschend, sagt aber nur eingeschränkt etwas darüber aus, wer dort tatsächlich das Sagen hat. All diese Einwände lässt Misereor lieber unberücksichtigt, ebenso das oft sehr harte Schicksal männlicher Wanderarbeiter in den armen Ländern, die oft unter unmenschlichen Bedingungen das wenige Geld für ihre weit entfernten Familien daheim verdienen müssen.

Wohltätige Hilfe im Geiste christlicher Barmherzigkeit würde eventuell die Frage aufwerfen, wie man auch diesen Menschen helfen könnte, auch wenn es sich nur um Männer handelt. Allerdings sind Fragen dieser Art anscheinend noch nicht bei Misereor angekommen. Hier ist noch viel Luft nach oben.

Bewertung: ungenügend  Wuerfel_1

OXFAM Deutschland

Greifswalder Straße 33a, 10405 Berlin
Telefon: (030) 453069-0 Telefax: (030) 453069-401 E-Mail: info@oxfam.de
www.oxfam.de

Arbeitsschwerpunkte: Entwicklungszusammenarbeit, Kampagnen-, Bildungs- und Aufklärungsarbeit, Katastrophenhilfe

Im Sommer 2010 wurde Pakistan von einer verheerenden Überschwemmungskatastrophe heimgesucht. Zu den humanitären Organisationen, die vor Ort Hilfe leisteten, gehörte auch Oxfam. Wie das in der Praxis ablief, schilderte laut Presse die zuständige Landesdirektorin Neva Khan: „Es ist momentan unsere Priorität, insbesondere Frauen und Kinder mit sauberem Trinkwasser zu versorgen und die Ausbreitung von Durchfallerkrankungen zu verhindern.“

Auch wenn Oxfam sich später für diese „zu indifferenzierte” Ausdrucksweise entschuldigte, so hat die bewusste Bevorzugung von Frauen bei der Versorgung mit Hilfsgütern dennoch System. Die Begründung, abgegeben anlässlich des Erdbebens auf Haiti im Januar 2010:

1. In den chaotischen Verhältnissen bei Katastrophen jeder Art setzen sich erfahrungsgemäß auf Grund von Macht und körperlicher Kraft die Männer auf Kosten von Frauen, Kindern, Kranken und Alten durch. Hilfsgüter sollten aber fair und nach Bedürftigkeit verteilt werden.
2. Frauen kümmern sich in den meisten Gesellschaften traditionell um Kinder, Kranke und Alte (und auch um ihre Männer). Wenn Frauen Vorrang eingeräumt wird, werden daher die anderen Gruppen ebenfalls versorgt.

Wer diese Begründung für stichhaltig hält, möge sich fragen, ob er oder sie es gleichermaßen akzeptieren würde, wenn ein wohltätiger Verein Lebensmittel und Medikamente aus irgendwelchen vorgeschobenen Gründen bevorzugt an Männer ausgeben würde.

Indes ist die bevorzugte Versorgung von Frauen seitens Oxfam keineswegs ein Versehen und schon gar kein Zufall. Nachfolgende Zitate, willkürlich aus diversen Oxfam-Webseiten herausgepickt, zeigen, dass auch diese Spendenorganisation ihr Augenmerk in erster Linie auf weibliche Hilfsbedürftige richtet: „Pakistan: Frauen sind nicht länger verborgen“, „Verschenke Schulgebühren für ein Mädchen“, „Demokratische Republik Kongo: Bildung und Startkapital für Frauen“ und so weiter.

Immerhin erwähnt Oxfam für gewöhnlich alle Hilfebedürftigen und spricht stets von „Kindern, Frauen und Männern”, die Hilfe nötig haben. Und in einem Beitrag über eine Massenvergewaltigung in Ost-Kongo wird erwähnt, dass bei einem Rebellenüberfall „bis zu 179 Frauen und mehrere Jungen im Kleinkindalter brutal und meist mehrfach vergewaltigt worden” seien, wo andere vielleicht von „Kindern” gesprochen hätten. Indes handelt es sich hier im Grunde genommen um bloße Selbstverständlichkeiten, die kaum verbergen können, dass sich Oxfam nur unwesentlich von den anderen Wohltätigkeitsorganisationen mit feministischer Schlagseite unterscheidet.

Bewertung: mangelhaft  Wuerfel_2

Plan International Deutschland

Bramfelder Straße 70, 22305 Hamburg
Telefon: (040) 611 40-0 Fax: (040) 611 40-140 E-Mail: info@plan-deutschland.de
www.plan-deutschland.de

Arbeitsschwerpunkte: Bildung, Entwicklungszusammenarbeit, Familienfürsorge, Frauenförderung, Gesundheitshilfe, Kampagnen-, Bildungs- und Aufklärungsarbeit, Katastrophenhilfe, Kinderpatenschaft, Kinder- und Jugendhilfe, Menschenrechte, Völkerverständigung

Wie der Arbeitsschwerpunkt bereits andeutet, mischt auch Plan International kräftig mit im lukrativen Markt der gezielten Spendengewinnung für weibliche Hilfsbedürftige. Schon von der Startseite lächeln einem von den Fotos fast ausschließlich Mädchen und Frauen entgegen. Die Aufforderung „Schenken Sie Zukunft! Werden Sie Pate!” ist augenfällig garniert mit dem Schriftzug „Because I Am A Girl” (zu Deutsch: „Weil ich ein Mädchen bin“). Plan International legt den Spendenwilligen eine Patenschaft für Mädchen nicht bloß nahe, sondern drängt sie ihnen geradezu auf.

„Because I Am A Girl” ist der Titel einer Kampagne, mit der das Hilfswerk die Situation von Mädchen weltweit verbessern will. Natürlich finden sich in den Informationstexten hierzu die sattsam bekannten Einseitigkeiten, Plattitüden und politisch korrekten Glaubensbekenntnisse über weltweit ausgebeutete, benachteiligte, überdurchschnittlich von Gewalt betroffene Mädchen, die deswegen unserer besonderen Unterstützung bedürfen, weil unser Planet sonst natürlich keinerlei Zukunft hat. Interessant ist in diesem Zusammenhang übrigens, dass die „Because I Am A Girl”-Kampagne die UNO dazu bewogen hat, einen internationalen Mädchentag ins Leben zu rufen.

Gibt man im Suchfeld das Wort „Jungen“ ein, so stößt man auf einen interessanten Beitrag aus 2012, dessen Überschrift lautet: „Überregionales Projekt ‚Starke Jungen für die Gleichberechtigung‘ startet“. Wir erfahren dort: „In Honduras, Guatemala, der Dominikanischen Republik und El Salvador sind Gewalt und Perspektivlosigkeit unter Jugendlichen ein großes gesellschaftliches Problem. In dieser Situation stehen die Jungen unter dem Druck einem dominanten Männlichkeitsbild zu entsprechen.“ (Rechtschreibung im Original) Folglich hat das auf den ersten Blick bemerkenswerte Engagement für die Jungen in diesen Ländern auch nicht vorrangig das Ziel, deren Schicksal erträglicher zu gestalten. Vielmehr sind die Jungs hier lediglich Mittel zum Zweck, die Situation der Mädchen zu verbessern. Wortwörtlich lesen wir dort:

Das Ziel des überregionalen zweijährigen Projekts „Starke Jungen für die Gleichberechtigung“ ist, die traditionelle Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen sowie das Männlichkeitsbild in den vier Projektländern zu hinterfragen und dadurch ein Bewusstsein für die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Rechte der Mädchen zu schaffen. So sollen sich bis zu 400 Jugendliche für das Thema Gleichberechtigung und die Rechte von Mädchen engagieren.

Es fällt schwer, angesichts solcher Projektbeschreibungen nicht in Zynismus zu verfallen. Wer sich dennoch dazu durchringt, bei Plan International eine Patenschaft für einen Jungen zu übernehmen, leistet damit fast schon einen Akt des aktiven Widerstands. Gut überlegen sollte man sich das dennoch, denn: „Mit einer Patenschaft unterstützen Sie Selbsthilfeprojekte, die das Kind, seine Familie und Gemeinde stärken. Unser Ziel ist es, über diese Projekte dauerhaft das gesamte Lebensumfeld der Kinder zu stärken und ihre Existenz langfristig zu sichern.“

Selbst eine Patenschaft für einen Jungen kommt also offensichtlich nicht so sehr dem Patenkind selber zugute, sondern nebulös umschriebenen „Selbsthilfeprojekten“. Bei Plan International kann man mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass davon am Ende vor allem Mädchen und Frauen profitieren werden.

Bewertung: ungenügend  Wuerfel_1

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