Spendenratgeber
SOS Kinderdorf e.V.
Renatastraße 77, 80639 München
Telefon: (089)12 606 – 0 Fax: (089)12 606 – 404 E-Mail: info@sos-kinderdorf.de
www.sos-kinderdorf.de
Arbeitsschwerpunkt: Behindertenhilfe, Bildung, Entwicklungszusammenarbeit, Familienfürsorge, Frauenförderung, Kinderpatenschaft, Kinder- und Jugendhilfe
Unter dem internationalen Dachverband von SOS-Kinderdorf gibt es mehrere Organisationen. Neben SOS-Kinderdorf e.V. in Deutschland, den wir in diesem Abschnitt behandeln, gibt es auch noch den Verein SOS-Kinderdörfer weltweit – Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V. (siehe nächster Abschnitt).
Die Unterscheidung ist außerordentlich bedeutsam für denjenigen, der sein Geld nach Möglichkeit für eine Organisation spenden möchte, die für alle Kinder, unabhängig vom Geschlecht, Gutes tut, oder der gar mit seiner Spende gezielt Jungen fördern möchte. Nur zu leicht kann man sich von den fast gleichlautenden Namen der beiden Vereine verwirren lassen und hat dann am Ende „falsch“ gespendet.
Darum ist es wichtig zu wissen, dass SOS Kinderdorf e.V. in seinen 150 Kinderdörfern weltweit (davon 16 in Deutschland) Hilfe für „alleingelassene oder vernachlässigte Mädchen und Jungen in Not und benachteiligte Familien“ bereitstellt, um ihnen „eine Familie, ein neues Zuhause und damit auch eine Zukunft“ zu bieten. Ähnlich wie „Aktion Friedensdorf“ steht dabei die konkrete Hilfe im Einzelfall im Vordergrund, ohne dass diese ideologisch überfrachtet wird. Ein sehr lobenswerter Ansatz.
Besonders hervorzuheben sind zwei Projekte: Die SOS-Jugendhilfen in Augsburg wenden sich mit dem Projekt „Schneewittchen“ ausdrücklich an essgestörte Mädchen und Jungen, wohingegen viele Kommunen, Sozialverbände und private Hilfsangebote mit ihren Angeboten häufig ausschließlich oder zumindest überwiegend die weibliche Klientel ansprechen.
Darüber hinaus kann man bei SOS Kinderdorf e.V. sogar für ein spezielles Jungenprojekt spenden. In der Beschreibung heißt es:
Jungen haben zumeist einen angeborenen Sinn für Abenteuer. Deshalb sind sie stets auf der Suche nach Grenzerfahrungen. Mit dem Outdoor-Projekt sorgen die SOS-Kinder- und Jugendhilfen Weilheim dafür, dass diese Grenzerfahrungen im legalen Rahmen bei Individual- und Teamsportarten erfolgen und die Jungen gleichzeitig in ihrer Entwicklung fördern.
Für denjenigen, der Wert darauf legt, dass sein Geld nicht in feministische Umerziehungsmaßnahmen fließt, ist SOS-Kinderdorf e.V. und hier speziell das Projekt „Hilfe beim Erwachsenwerden in Krisensituationen“ eine vorzügliche Alternative.
Bewertung: sehr gut
SOS-Kinderdörfer weltweit – Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V.
Ridlerstraße 55, 80339 München
Telefon: (089) 179 140 Fax: (089) 179 14 100 E-Mail: info@sos-kinderdoerfer.de
www.sos-kinderdoerfer.de
Arbeitsschwerpunkte: Bildung, Entwicklungszusammenarbeit, Familienfürsorge, Katastrophenhilfe, Kinderpatenschaft, Kinder- und Jugendhilfe
Anders als SOS-Kinderdörfer in Deutschland e.V. handelt es sich bei SOS-Kinderdörfer weltweit um eine der klassischen, weltweit tätigen Wohltätigkeitsorganisationen, die gemäß ihren Verlautbarungen neben der konkreten Hilfe für die Armen und Notleidenden auch noch ambitionierte gesellschaftspolitische Zielsetzungen verfolgen, worunter Mädchen- und Frauenrechten fast immer besondere Bedeutung zukommt. So auch hier.
„Rechte für Mädchen“ ist eines der Schwerpunktthemen von SOS-Kinderdörfer; die entsprechende Internetseite bietet das Erwartbare schon in der Überschrift: „Schlaue Mädchen – starke Frauen: Im Kampf gegen die Benachteiligung von Mädchen und Frauen setzen die SOS-Kinderdörfer auf Bildungsarbeit”. Im Abschnitt „Zahlen und Fakten“ findet der Besucher der Seite die üblichen einseitigen Schilderungen des vielfältigen Leids von Mädchen und Frauen, die betont reißerisch angekündigt werden: „Missachtet, misshandelt, missbraucht. In allen Regionen der Welt werden die Rechte von Mädchen und Frauen mit Füßen getreten.“
Die von Jungen offensichtlich nicht; bei anderen Themenschwerpunkten wie „Waisenkinder“ oder „Kinderarbeit“ finden sich keinerlei gesonderte Hinweise auf betroffene Jungen. Gerade was Kinderarbeit angeht, ist das einigermaßen bemerkenswert, denn SOS-Kinderdörfer weltweit veröffentlicht auf seiner Internetseite zu diesem Thema eine Grafik, die auf Daten der ILO (International Labour Organization) basiert und die aussagt, dass gut 60 Prozent aller Kinderarbeiter weltweit männlich sind. Das muss man sich allerdings selber ausrechnen; im Text finden sich hierzu keine Angaben. Auch die Thematik der Kindersoldaten wird, wie so häufig, allgemein behandelt, ohne Hinweis auf die hier zahlenmäßig besonders stark vertretenen Jungen.
„Jungen” kommen demgegenüber fast nur in Aufzählungen („Mädchen und Jungen”) vor. Auch für SOS-Kinderdörfer weltweit sind sie, wie es scheint, nur Hilfsbedürftige zweiter Wahl.
Bewertung: ungenügend
Terres des Hommes Deutschland e.V.
Ruppenkampstraße 11a, 49084 Osnabrück
Telefon: (0541) 71 01 – 0 Fax: (0541) 70 72 33 E-Mail: post@tdh.de
www.tdh.de
Arbeitsschwerpunkte: Bildung, Entwicklungszusammenarbeit, Flüchtlingsfürsorge, Frauenförderung, Gesundheitshilfe, Kampagnen-, Bildungs- und Aufklärungsarbeit, Katastrophenhilfe, Kinder- und Jugendhilfe, Menschenrechte, Umwelt- und Naturschutz, Völkerverständigung
Noch 2010 fand sich in den „Grundsätzen der Projektpolitik” von TDH die „konkrete Verbesserung der Lebensbedingungen benachteiligter Kinder und Frauen” gleich am Anfang. Inzwischen sind die Ziele etwas allgemeiner gefasst worden; eine solche Formulierung sucht man mittlerweile vergebens. In der 2011 veröffentlichten Satzung heißt es in § 3 stattdessen:
terre des hommes Deutschland e.V. hilft mit seiner Arbeit Mädchen und Jungen in ihrem sozialen Umfeld, strebt dabei immer auch die Gleichberechtigung der Geschlechter, insbesondere in Bezug auf den Zugang zu Bildung, Ressourcen und gesellschaftlicher Teilhabe, an(…)
Was solch wolkig formulierte Sätze konkret bedeuten, wird schnell deutlich wenn man sich auf der TDH-Homepage die „ Themen A-Z“ durchliest. Dort finden sich unter anderem die Schwerpunkte „Frauen und Mädchen“ sowie „Mädchen stärken“. terre des hommes fördert insgesamt rund 50 Projekte, in denen Mädchen gezielt geholfen wird. Ein Jungenprojekt fanden wir hingegen nicht.
Früher konnte man bei terres des hommes immerhin dezente Hinweise darauf finden, dass die Mehrzahl der Straßenkinder und Kindersoldaten weltweit männlichen Geschlechts ist. Inzwischen sucht man solche Informationen leider vergebens. Andererseits wird aber auch die Thematik „Sexueller Missbrauch“ entsprechend geschlechtsneutral behandelt; hier ist stets von „Mädchen und Jungen“ die Rede.
Solche gelegentlichen Lichtblicke können nicht darüber hinwegtäuschen, dass terres des hommes zu jenen Spendenorganisationen zählt, die in Geschlechterfragen eine recht einseitige Sicht der Dinge pflegen. Dass andere es in dieser Hinsicht noch toller treiben, ist leider nur ein sehr schwacher Trost.
Bewertung: mangelhaft
World Vision Deutschland
Am Zollstock 2 – 4, 61381 Friedrichsdorf
Telefon: (06172) 763 – 0 Fax: (06172) 763 – 270 E-Mail: info@worldvision.de
www.worldvision.de
Arbeitsschwerpunkte: Aids, Bildung, Entwicklungszusammenarbeit, Familienfürsorge, Flüchtlingsfürsorge, Forschung, Gesundheitshilfe, Kampagnen-, Bildungs- und Aufklärungsarbeit, Katastrophenhilfe, Kinderpatenschaft, Kinder- und Jugendhilfe, Religion, Völkerverständigung
„Umfassende und nachhaltige Hilfe für Kinder”, so ist der Beitrag überschrieben, mit dem die christliche Hilfsorganisation World Vision über ihre Arbeitsschwerpunkte informiert. Helfen will die Organisation unter anderem mit der Förderung von Kleinunternehmern; „vor allem Frauen” sollen in den Genuss von Schulungen und Kleinkrediten kommen. In Kenia betreibt World Vision ein Projekt „Schutz vor Mädchenbeschneidung und Frühverheiratung”; man leistet sich ferner eine Medienreferentin mit dem Schwerpunkt „Berichterstattung zu Kinder- und Frauenrechten” und äußert sich regelmäßig zum Internationalen Frauentag.
Demgegenüber fällt auch hier das Engagement für Jungen äußerst bescheiden aus. Spezielle Jungen-Hilfsprojekte konnten wir auf der Homepage von World Vision nicht ausfindig machen. Der Suchbegriff „Jungen“ führt in der Regel nur zu allgemeinen Aufzählungen („Jungen und Mädchen“) oder gar auf Seiten, die über Mädchen-Hilfsprojekte informieren wie etwa „Kick it for girls“, einer Bildungskampagne für Mädchen und Frauen.
Wie Plan International, so hat sich World Vision in erster Linie als Organisation einen Namen gemacht, die Kinderpatenschaften vermittelt. Wo Plan jedoch die Spendenwilligen mit lauter Bildern von Mädchen und nerviger feministischer Propaganda förmlich drängt, die Patenschaft für ein Mädchen zu übernehmen, gibt sich World Vision in dieser Hinsicht neutraler. Es wirbt sogar überwiegend mit den Konterfeis von Jungen und überfrachtet zumindest die Information über das Patenprogramm nicht mit gesellschaftspolitischen Botschaften.
Wer mit einer Kinderpatenschaft liebäugelt, aber von Plan International abgeschreckt wird, für den bietet sich mit World Vision eine halbwegs brauchbare Alternative an. Man sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass man auch bei dieser Hilfsorganisation mit der Patenschaft laut Eigenaussage „die Projektarbeit im Umfeld des Patenkindes ermöglicht“, was dazu führen kann, dass selbst die Patenschaft für einen Jungen in die ungewollte Unterstützung eines Mädchen- bzw. Frauenförderprojekts münden kann. Hier sollte sich der potenzielle Pate vorher eingehend informieren.
Bewertung: mangelhaft
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