Offener Brief zur feministischen Außenpolitik an die Verantwortlichen
Die Ampelkoalition führte eine „feministische“ Außenpolitik ein. Was darunter zu verstehen ist, zeigt die den Grünen nahe Heinrich-Böll-Stiftung in ihrem Dossier „Feministische Außenpolitik„. Es ist das Scheitern der Menschenrechte und seine Reduktion ausschließlich auf Frauenrechte.
Mit unserem offenen Brief zur feministischen Außenpolitik an die politisch Verantwortlichen vom 17. März 2022 kritisieren wir diese Teilung der Menschenrechte. Empfänger dieses offenen Briefes sind zum einen natürlich die dafür verantwortlichen Regierungsfraktionen SPD, Die Grünen und die FDP, sowie das Auswärtige Amt aber auch die Oppositionsparteien des Deutschen Bundestages, die diese Teilung der Menschenrechte so bereitwillig zulassen.
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Afghanistan-Politik der Bundesregierungen der vergangenen Jahrzehnte ging nach 59 toten männlichen Soldaten im September letzten Jahres am Flughafen in Kabul in Rauch auf. Deutschland wird nun über das Auswärtige Amt dem neuen Finanzierungsfenster zum Schutz von Menschenrechtsverteidigerinnen des Women’s Peace and Humanitarian Funds 2 Mio. Euro zur Verfügung stellen, und die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock räumt diesem Thema hohe Priorität ein. Sie nennen das „feministische Außenpolitik“.
Wir begrüßen Ihren Einsatz für Menschenrechte. Wir kritisieren allerdings Ihre Teilung der Menschenrechte, in dem Sie Ihre humanitäre Hilfe am weiblichen Geschlecht der Betroffenen festmachen. Und dies, obwohl Ihnen klar ist, so das Neue Deutschland, „dass Menschen, die in irgendeiner Form mit westlichen Institutionen und Organisationen oder Militärs zusammengearbeitet haben – und das waren mehrheitlich Männer – akut die am meisten gefährdeten sind. Zudem sind nicht nur Gewalttäter, sondern auch Gewaltopfer in der großen Mehrheit männlich.“
Dies deckt sich mit dem WHO-Bericht „Gewalt und Gesundheit“ von 2002. Danach „machen Jungen und Männer zwei Drittel aller Opfer von Tötungsdelikten aus“ (Weltbericht Gewalt und Gesundheit, WHO, „World report on violence and health: Summary 2002“, S. 9f.). Es gibt also überhaupt keinen sachlichen Grund, männliche Opfer von Gewalt zu ignorieren oder zu marginalisieren.
Es erweckt den Eindruck, als wollten Sie die geschlechterdiskriminierende Außenpolitik Ihrer Vorgängerregierung linear fortsetzen. Der Tiefpunkt dieser perfiden Außenpolitik dürfte wohl Anfang/Mitte 2020 auf den griechischen Inseln gewesen sein. Laut ZEIT waren es die männlichen 90 Prozent der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge und Migranten auf den griechischen Inseln, die in den ungeschützten Lagern besonders häufig Opfer von Gewalt und sexuellen Übergriffen wurden, sagte Philippe Leclerc, Vertreter des UNHCR in Griechenland. Und sie seien es, die besonders schnell in Sicherheit gebracht werden müssten. Erst einige Tage vor dieser Aussage wurde im Lager Moria auf Lesbos ein junger Afghane erstochen. Er war 16 Jahre alt.
Trotzdem spielte die Bundesregierung hilfsbedürftige Jungen und Mädchen gegeneinander aus und spaltete die Notleidenden in hilfswürdige Mädchen und nicht hilfswürdige Jungen. Die Bundesregierung wollte ihre „humanitäre Hilfe“ vom Geschlecht der Kinder abhängig machen und bestand darauf, vor allem unbegleitete Mädchen unter 14 Jahren auszufliegen und Jungen ihrem Schicksal zu überlassen – nur weil sie als Jungen geboren wurden. Die Verantwortlichen vor Ort ließen sich auf diesen verabscheuenswerten Deal jedoch nicht ein. Das Geschlechterverhältnis der 42 Kinder und fünf Jugendlichen aus Afghanistan, Syrien und Eritrea entsprach in etwa dem Geschlechterverhältnis in den Flüchtlingslagern.
Chris Melzer, Pressesprecher des Flüchtlingshilfswerks UNHCR Deutschland brachte in Cicero sein Unverständnis über die auf lediglich ein Geschlecht reduzierte „Humanität“ der Bundesregierung zum Ausdruck: „Wenn wir im Rahmen unserer Resettlement-Programme entscheiden, welche Kinder kommen sollen, geht es um Verletzlichkeit, nicht um das Geschlecht.“
Auch der UNICEF-Report 2017 sieht für eine solche Teilung der Menschenrechte keine sachlichen Gründe. Denn danach sterben 36 von 100.000 Jungen im Alter zwischen 10 und 19 Jahren durch kollektive Gewalt im Mittleren Osten und Nordafrika (im Vergleich zu 24 Mädchen), in Lateinamerika werden durchschnittlich 38 von 100.000 Jungen getötet (im Vergleich zu 5 Mädchen).
Weltweit besuchen ebenso viele Jungen keine Grund- oder Sekundarschule wie Mädchen, nämlich über 60 Millionen. Plakativ setzt sich die Bundesregierung jedoch lediglich für Mädchenschulen ein.
Eine Studie der Economist Intelligence Unit mit Unterstützung der World Childhood Foundation, der Oak Foundation und der Carlson Family Foundation hat wissenschaftlich belegt, dass sexueller Missbrauch von Jungen in vielen Ländern in den Gesetzen vernachlässigt wird und warnt vor diesem Mangel an Unterstützung für männliche Missbrauchsopfer. Viele der untersuchten Länder haben überhaupt keinen gesetzlichen Schutz für Jungen. In vielen Fällen sind die Gesetze spezifisch auf Mädchen ausgerichtet und erkennen Jungen nicht als Opfer an. Ebenso fanden die Forscher heraus, dass sich Hilfseinrichtungen zunehmend nur auf weibliche Opfer konzentrieren. Dies klingt fast wie ein Konzept Ihrer Außenpolitik.
Laut Artikel 3 der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948 (A/RES/217 A (III)) hat jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person. Jeder, also auch Jungen und Männer.
Laut Artikel 3 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union (2012/C 326/02) hat jeder Mensch das Recht auf körperliche und geistige Unversehrtheit. Jeder Mensch, also auch Jungen und Männer.
Mit Ihrer feministischen Außenpolitik verabschieden Sie sich von diesen Menschenrechten und reduzieren sie auf Frauenrechte. Es scheint beinahe, als hätten Sie das Menschenrechtsversagen der Weltgemeinschaft beim Massaker von Srebrenica, in dem die UN über 20.000 Frauen und Kinder rettete, indem sie 8.000 Jungen und Männer ihren späteren Mördern auslieferte, zum politischen Konzept gemacht.
Menschenrechte sind unteilbar. Deshalb fordern wir Sie auf, Ihre Teilung der Menschenrechte zu beenden und sich auf den Humanismus, der sich in der Erklärung der Menschenrechte für alle Menschen, unabhängig vom Geschlecht, ausdrückt, wieder zurückzubesinnen.
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Es ist leider wahr: wenn Fakten den Feminismus/Sexismus aufhalten könnten, dann wäre dieser schon seit Jahrzehnten kein Thema mehr. Und warum man in einem etablierten Staatssexismus die unterstützenden Parteien immer wieder anschreibt, ist mir auch schleierhaft – die wissen, was sie tun. Es geht ja nicht um eine Sachdiskussion und eine politischen Irrtum – es geht um eine Ersatzreligion, um Ausgrenzung und Spaltung – und darum, durch Kampf gegen ein Nichtproblem die Illusion wirkmächtiger Politik zu erzeugen. Statt eine faktenbasierten Diskurses geht es um irrationale Glaubenssätze. Wir haben einen Kanzler, der ganz offen vor „männlichen Strukturen“ warnt, was immer das heißen mag.
Richtig ist auch, dass diese Dinge an die Öffentlichkeit gehören, nicht ins Parteiengeklüngel. Klar und offen und beim Namen genannt – und nicht mit der Angst vor dem Irrtum. Wir erleben gerade, wie dysfunktional unsere Gesellschaft, das Zusammenleben, ist. Das social engineering der Politik hat eindeutig versagt.
Als Männer haben wir soziale Verantwortung, als Menschen sind wir mit allen anderen Menschen verbunden. Es ist die Öffentlichkeit, die die Politik ändern kann – nicht umgekehrt.
[ Entfernt. Bitte bleiben Sie beim Thema. Danke. Die Redaktion ]
Vielen Dank für euer Engagement in dieser Sache!
„Empfänger dieses offenen Briefes sind zum einen natürlich die dafür verantwortlichen Regierungsfraktionen SPD, Die Grünen und die FDP, sowie das Auswärtige Amt aber auch die Oppositionsparteien“
Wie viele Briefe und wollt ihr noch schreiben? Da kommt doch nichts zurück. Das landet im Spamordner oder ungelesen in der digitalen Rundablage. Die lachen sich doch eins ins Fäustchen.
„Es scheint beinahe, als hätten Sie das Menschenrechtsversagen der Weltgemeinschaft beim Massaker von Srebrenica …zum politischen Konzept gemacht.“ Davon weiß die breite doch Masse nichts. Selbst bei dem Wort Srebrenica brechen sich alle die Zunge, wenn sie das Wort zum ersten mal hören.
Hm.. Das Konzept des offenen Briefes ist doch, dass es nicht nur die Adressaten lesen können, die es dann in die P-Ablage werfen, sondern alle. Entscheidend ist, was die Öffentlichkeit denkt. Und dazu trägt Manndat mit klugen Inhalten bei.
Ich wüsste gar nicht wo eingegangene Briefe bei Parteien zu lesen gibt. Oder ist das hier Geschriebene als offener Brief gemeint? Aha. Nuja, dazu müsste die breite Öffentlichkeit die Seite kennen. Dazu muss man mehr auf die „Kacke“ hauen und Präsenz zeigen und etwas „provozieren“ um zum Umdenken zu bewegen. So wie es die Feministinnen tun. Die meisten sehen sich zwar auch nicht als feministisch, aber trotzdem haben die Erfolg und bohrt man etwas, gelangt man wieder auf die Meinungen, die auch Feministinnen vertreten. Mädchen und Frauen ehren und schützen, Jungs abhärten. Die meisten kennen die Seite nicht. Genauso wie genderama. „Schän Schän Gender was?“ „Lass mich bloß in Ruhe mit dem Zeugs“.
Die Öffentlichkeit denkt, was für Jammertüten und nehmen sich die starken Kerle zum Vorbild, die nicht rumheulen und sich unterdrückt fühlen. Ich habe so was ähnliches schon mal bei Verwandten angebracht, dass immer mehr Männer Beziehungen mit Frauen meiden und die Gründe dazu genannt. Als Antwort kam dann, „ach, ich fühl mich nicht unterdrückt. Kein normaler geht mit der Einstellung auf Frauen zu, dass er von der Frau ausgenutzt und benachteiligt wird. Sag mir mal wo wir benachteiligt werden? Frauen werden immer noch im Beruf und Gehaltsmäßig benachteiligt. Dann würde ja jeder alleine bleiben, wenn jeder so denken würde wie du. So kann man doch nicht rangehen. Man muss sich auch nicht mit jedem Scheiß befassen, der irgendwo gesagt wird.“
>Wie viele Briefe und wollt ihr noch schreiben? Da kommt doch nichts zurück. Das landet im Spamordner oder ungelesen in der digitalen Rundablage. Die lachen sich doch eins ins Fäustchen.
…deshalb ist der Brief ja offen. Der offen Brief dient in erster Linie dazu, andere über die Sachverhalte aufzuklären.
>Davon weiß die breite doch Masse nichts. Selbst bei dem Wort Srebrenica brechen sich alle die Zunge, wenn sie das Wort zum ersten mal hören.
…ja, das ist sehr traurig, dass viele darüber heute nichts mehr wissen. Bei uns erfährst du es. Siehe https://manndat.de/gewalt-gegen-maenner/das-massaker-von-srebrenica-juli-1995-und-die-rolle-der-un-eine-dokumentation.html
Es ist einfach Kritik zu Üben an den Methoden die hier vom Verein genutzt werden, schliesslich ändert sich ja nichts. Aber das zäumt das Pferd von hinten auf.
Nichts zu tun ist sicherlich schlimmer, meine Hochachtung habt ihr jedenfalls, auch wenn es noch Tausende Briefe sind die geschrieben werden müssen!
Ich finde das Engagement bewunderungswürdig. Ich weiß nicht, wie lange ich es aushalten würde, mit dem Kopf gegen die Wand zu rennen. Dies bringt mich zur Kritik: Sie ist in den Grundzügen berechtigt. Denn: Warum sollen wir Briefe schreiben, steht uns doch ein ganz anderes und viel wirkungsmächtigeres Instrumentarium zur Verfügung – die weitgehende Hilfs- und Höflichkeitsverweigerung! Wir müssten halt mal damit anfangen!
Ich verstehe Ihren Punkt, sicherlich.
Möchte aber darauf hinweisen das es ein Unterschied ist ob man versucht ein System mit Vernunft und durch die Mitte des Systems zu ändern oder es anders versucht.
Ja, bringen Sie diese Dinge nach außen weisen Sie Leute auf die Hypokrisie hin wenn Sie evident ist und Organisieren Sie gerne Demonstrationen zu dem Thema.
Im Rahmen von Manndat und Ihren Handlungen sehe ich diese Sache als quasi alternativlos an. Dinge die sich offen als abrasiv darstellen werden einfach wieder zu extremen reaktionen, vielleicht auch rechtlicher Natur führen wenn es um solche Vereinigungen geht. Ich sehe daher definitiv geboten beides zu tun. Das eine wirken auf Individueller Ebene, das andere von Seiten des Vereins.
Aber im großen und ganzen wissen wir hier alle, mal so schnell und ganz einfach wird sich ohnehin nichts ändern. Weder durch Briefe Schreiben noch durch „Höflichkeits- und Hilfsverweigerung“, wir müssen einfach dran bleiben und weitere Menschen für die Sache gewinnen.
Ich denke es gibt durchaus Zeichen dafür das die Menschen die vermeintlich politische Alternativlosigkeit in vielen Bereichen in Frage stellen, so grausam das enden kann ist es dennoch eine chance dafür vernunft wieder in den Vordergrund zu bringen.
Ich Formuliere das spezifisch so ungenau, ich glaube neben vielen Meinungen (welche sicherlich die meisten irgendwo durchaus valide sind) handelt es sich bei der Ungleichberechtigung von Männern und Frauen einfach uum Fakten .