DER MANN 2013: Arbeits- und Lebenswelten – Wunsch und Wirklichkeit

von Manndat

Ansichten zur Gleichberechtigung

Besonders bemerkenswert sind in der Studie „Wie tickt der Mann?“ die Schaubilder 19 bis 22: Nur 28% der Männer glauben, dass Frauen noch nicht gleichberechtigt gegenüber Männern seien (Schaubild 19). Bei den Frauen sind das immerhin 45 Prozent. Schon 6 Prozent der Männer meinen inzwischen, dass Männer gegenüber Frauen diskriminiert werden. In dem Zusammenhang besonders interessant: Frauen scheinen gegenüber Männerdiskriminierungen völlig blind zu sein: Null Prozent stimmte dieser Aussage zu.

Nur 29% der Männer sind der Meinung, es müsse noch mehr für die Gleichberechtigung der Frauen getan werden (Schaubild 20), während 28% der Männer und immerhin 13% der Frauen meinen, mit der Gleichberechtigung werde es schon übertrieben. Wobei statt „Gleichberechtigung“ an dieser Stelle wohl eher die „Gleichstellung“ gemeint ist.

[Anmerkung: Der Absatz wurde nach Klärung der Differenz zwischen den Schaubildern 56 und 22 am 2.10.2013 geändert]: Laut Schaubild 22 erklärten 41% der Männer und rund 83% der Frauen, dass sie sich irgendwann schon einmal auf Grund ihres Geschlechts benachteiligt gefühlt haben. Das sieht  zunächst nach einer eindeutigen Bestätigung von Frauenbenachteiligungen aus. Der Anteil Männer, die sich zumindest ab und zu auf Grund ihres Geschlechts benachteiligt sehen, ist dennoch bemerkenswert hoch. Immerhin steht die Vermutung im Raum, dass die Mehrzahl der Befragten (im Gegensatz zur weiblichen Vergleichsgruppe) nur einen Bruchteil der Diskriminierungen kennt, die Deutschland für Männer bereit hält. Dennoch würden 76% der Männer, die zumindest ab und zu Diskriminierungen erfahren haben, wieder als Männer geboren werden wollen (Schaubild 56). Zumindest der Stolz der Männer auf die eigenen und die historischen Leistungen von Männern allgemein scheint ungebrochen zu sein.

Interessant: Frauen berichten in der Studie „Wie tickt der Mann?“ mit Abstand am häufigsten von Nachteilen bei Löhnen und von Benachteiligungen im Beruf. Wie sehr das auf tatsächlichen Erlebnissen beruht oder ob das eher eine Folge der regelmäßigen Beschallung durch Falschbehauptungen (beispielsweise der 23%-weniger-Gehalt-bei-gleicher-Arbeit-Lüge) ist, wurde genauso wenig untersucht wie die Folgen der unterschiedlichen Sensibilisierung von Frauen und Männern bei dieser Problematik.

Hausarbeit als Maß der Dinge?

Auf Seite 40 wird von den Erstellern der Studie behauptet:

Die Asymmetrie [Anm: Beim Umfang der geleisteten Hausarbeit] zwischen den Geschlechtern ist dabei nur zu einem kleinen Teil Folge eines im Durchschnitt unterschiedlichen Grades der Berufstätigkeit von Männern und Frauen. So sind zwar 18- bis 65-jährige Männer, die mit einer Partnerin zusammenleben, zu 82 Prozent vollzeitberufstätig, von den altersgleichen Frauen in Partnerschaften dagegen nur 42 Prozent. Weitere 35 Prozent von ihnen sind dagegen teilzeitberufstätig.

Das trifft so nicht zu. Richtig ist, dass es Konstellationen in Familien gibt, bei denen Frauen im Durchschnitt eine höhere Gesamtarbeitsbelastung (Berufstätigkeit + Hausarbeit + Kinderbetreuung) haben als ihre Partner. Dazu zählen die Partnerschaft, in denen beide vollberufstätig sind, oder auch Rentnerpaare.

Bei Familien hingegen, wo die Frau Hausfrau oder nur in Teilzeit beschäftigt ist (und zwar sowohl mit als auch ohne Kinder), haben Männer eine höhere, teilweise sogar eine deutlich höhere Gesamtarbeitsbelastung als Frauen, wie die Studie „Wo bleibt die Zeit“ des Statistischen Bundesamtes im Auftrag des Familienministeriums (Grafik „Arbeitsteilung von Paaren“, S. 15) bereits für die Jahre 2001/2002 zeigte.

Die Diskrepanz zu Ungunsten der Männer dürfte inzwischen sogar noch zugenommen haben. Von einer „bequemen Aufgabenverteilung zwischen den Geschlechtern im Haushalt“ zu sprechen, wie das die Studie „Wie tickt der Mann?“ auf Seite 46 tut, geht daher an der Realität weit vorbei, da das einzige Kriterium für „bequem“ oder „nicht bequem“ im Rahmen einer Partnerschaft nur die Gesamtarbeitsbelastung sein kann und nicht die isolierte Betrachtung der Hausarbeit.

Berufstätigkeit der Partner

Es gibt nur geringe Unterschiede in den Vorstellungen von Männern und Frauen, was die berufliche Arbeitsverteilung betrifft (Schaubild 40), mit zwei sehr interessanten Fakten: Erstens wollen 44% der Männer und 46% der Frauen, dass beide Partner in Vollzeit arbeiten und sich gemeinsam um Kinder und Haushalt kümmern – ein bemerkenswert hoher Anteil.

Mindestens ebenso interessant ist zweitens, dass allen feministischen Beteuerungen zum Trotz gerade einmal 9% der Frauen bereit wären, die Alleinernährerrolle zu übernehmen, sich das beim Mann aber zu 33 Prozent vorstellen können.

Angst vor starken Frauen?

Lediglich 22% der Männer hätten ein Problem mit einer Frau, die beruflich erfolgreicher ist (Schaubild 44). Bemerkenswert auch das Ergebnis, dass 18% der Frauen Probleme hätten, mit einem beruflich weniger erfolgreichen Mann liiert zu sein (Anhangschaubild 4). Die feministische Behauptung, erfolgreiche Frauen hätten deshalb so viele Probleme mit der Partnerwahl, weil die meisten Männer „Angst“ vor starken Frauen hätten, wird dadurch widerlegt.

Frauen sind die besseren [irgendwas]?

Erfreulich: Im Kapitel „Sind Frauen die besseren Führungskräfte?“ ab Seite 63 der Studie, welches sich mit den Einschätzungen der Studienteilnehmer zu den (Führungs-)Eigenschaften von Frauen und Männern beschäftigt, zeigt, dass das ewige Mantra „Frauen sind die besseren …“ (für … irgendeine beliebige Eigenschaft einsetzen) in der Bevölkerung noch keine massiven Spuren hinterlassen hat. Offensichtlich ist für die Mehrheit der Bevölkerung die Realität bei der Einschätzung wesentlicher als Frauen lobhudelnde Überschriften in den Medien.

Mütter haben es leichter

Ab Seite 69 der Studie wird die mangelnde Akzeptanz von Vätern im Vergleich zu Müttern thematisiert, speziell was das Verständnis im beruflichen Umfeld angeht.

Bemerkenswert ist ein Nebenresultat: Obwohl bereits jetzt schon sehr viel mehr Frauen als Männer in Teilzeit arbeiten, würden 30 Prozent der Frauen gerne ihre Arbeitszeit weiter reduzieren (gegenüber 19% der Männer, Schaubild 49). Besonders interessant ist, wofür: Während 69% der Männer eine Reduktion der Arbeitszeit nutzen würden, um mehr Zeit für sich selbst zu haben, sind es bei den Frauen sogar 75%. Und 59% der Männer, die sich darauf freuen würden, mehr Zeit mit der Partnerin zu verbringen, stehen nur 40% der Frauen gegenüber, die das auch so sehen. Wäre das Ergebnis umgekehrt, würde man bestimmt wieder männliche Defizite erkennen.

Zusammenfassung

Insgesamt liefert die Studie „Wie tickt der Mann?“, trotz der zu Beginn genannten Mängel, eine Vielzahl an interessanten Fakten. Leider – und vermutlich auf Grund der Erwartungen des Auftraggebers der Studie – wird kein neutraler Standpunkt, sondern die einseitig feministische Sichtweise eingenommen, die die Erwartungen von Frauen an die Partnerschaft als das ultimative Maß aller Dinge betrachtet und ernsthaft glaubt, Männer müssten auf jeden Fall diese Erwartungen erfüllen.

Wenn Männer überhaupt etwas müssen, dann müssen sie lernen, so zu leben, wie sie es selbst für richtig halten. Und lernen, ihre Forderungen und Wünsche an die Frauen genauso deutlich und laut zu formulieren, wie das die Frauen schon seit Jahrzehnten tun.

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