Marcel Fratzscher, DIE ZEIT und ihre einfachen Erklärungen
Marcel Fratzscher, DIE ZEIT und ihre einfachen Erklärungen
Marcel Fratzscher, ein Autor der „ZEIT“, versucht sich an einer „Erörterung“, warum die AfD bei jungen Männern so gut ankommt. Ein durchaus interessantes Thema. Aber Marcel Fratzscher scheitert dabei an seinen sich selbst auferlegten Denkmustern.
51 Prozent haben die AfD aufgrund einer persönlichen schlechten Situation gewählt. Und das gilt besonders für junge Männer, denn heute haben junge Frauen im Durchschnitt eine bessere Qualifizierung als Männer. Sie haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, die Schule wie auch ihr Studium oder Ausbildung erfolgreich abzuschließen, und tun dies meist mit besseren Noten. Das sind bessere Grundvoraussetzungen für eine bessere finanzielle Lage von jungen Frauen.
Marcel Fratzscher liefert die einfache, übliche Jungen-sind-selber-Schuld-Masche:
Die graduelle Nivellierung und der Abbau von Privilegien wird von manchen Männern als Benachteiligung wahrgenommen und führt zu einer tiefen Frustration – obwohl es sich aus objektiver Perspektive um einen Abbau von Vorteilen handelt, und nicht eine Benachteiligung.
Man bedenke, dass Jungen heute, wie der ZEIT-Autor selbst feststellt, durchschnittlich schlechtere Bildungsabschlüsse als Mädchen haben und dies den Jungen als „Nivellierung“ verkauft werden soll. Auf den Gedanken, dass junge Männer heute Probleme haben könnten, aufgrund der schlechteren Bildungsteilhabe gute, befriedigende Arbeit zu finden, ihr Leben oder gar eine Familie sich leisten zu können, kommt der selbsternannte Jungenversteher Marcel Fratzscher nicht. Einfach zu recherchierende aber dafür unbequeme Tatsachen, wie, dass Jungen bei gleichen schulischen Leistungen schlechtere Noten erhalten als Mädchen, was zahlreiche Studien seit fast 30 Jahren regelmäßig belegen, oder dass Männer heute bei Bewerbungsgesprächen benachteiligt werden, wie eine umfassende Metastudie bestätigt, lässt der Autor gleich komplett unter den Tisch fallen.
Politik und Gesellschaft haben seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts Mädchen gefördert, vorangebracht und ihnen gezeigt, dass sie sich auf uns als Erwachsene verlassen können, wenn sie Hilfe brauchen. Ab Ende der 80er Jahre gab es, ausgehend von Frauenministerien und Frauenbeauftragten, von der kommunalen bis zur bundespolitischen Ebene eine flächendeckende Mädchenförderung.
Das gezielte Fördern von Mädchen beinhaltete auch, Jungen gezielt zu schaden. So schrieb Marianne Grabrucker in „Typisch Mädchen“ 1985: „[…] die Anerkennung der Mädchen kann nur auf Kosten der kleinen Buben geschehen“. In der Frauenzeitschrift EMMA hieß es 1986: „Wenn wir wirklich wollen, dass es unsere Töchter einmal leichter haben, müssen wir es unseren Söhnen schwerer machen“. (Quellen hierzu siehe Schmauch, U.: Was geschieht mit den kleinen Jungen? – Ein persönlicher Blick auf die Entwicklung des Jungenthemas von den 70er Jahren bis heute. In: Rose, L./Schmauch, U. (Hrsg.): Jungen – die neuen Verlierer? Königstein/Taunus: Ulrike Helmer Verlag,2005, S. 29)
Politik und Gesellschaft haben Jungen deshalb aus der Förderung ausgegrenzt, zurückgelassen und auf die Rolle der Privilegierten (die pauschal zu dekonstruieren seien) und „Täter“ reduziert und Männlichkeit pauschal abgewertet, wenn nicht gar pathologisiert.
Die „Bilanz der Chancengleichheitspolitik der Landesregierung (1998 – 2001)“ in Sachsen-Anhalt ist typisch für die Zeit. Sie führt über 30 Frauen- und Mädchenförderprogramme auf, aber kein einziges Jungenförderprojekt. Einzige Ausnahme ist eine Beratungsstelle für gewalttätige männliche Jugendliche und Männer (Siehe „Studie über die Berücksichtigung jungenspezifischer Belange in den für Bildung zuständigen Ministerien in Deutschland“. S. 12. https://manndat.de/wp-content/uploads/2009/01/bewertung_bildungsministerien.pdf).
2012 zeigte eine Studie, dass in Deutschland auf 94 Mädchen-MINT-Förderprojekte lediglich vier Jungenleseförderprojekte kamen.
Waltraud Cornelißen, Leiterin der Abteilung Geschlechterforschung und Frauenpolitik des Deutschen Jugendinstitutes München, bestreitet schon in der Frankfurter Rundschau am 30.07.2003 keineswegs, dass die zunehmende Feminisierung des Bildungswesens durchaus „die sprachliche Entwicklung von Jungen“ hemmt. Aber nach ihrer Meinung sei dies gerechtfertigt, um Mädchen bessere Chancen im Beruf zu geben. Unabhängig davon, ob die zunehmende Feminisierung des Bildungswesens „die sprachliche Entwicklung von Jungen“ tatsächlich hemmt oder nicht, zeigt es, dass das Zurücklassen von Jungen im Bildungswesen schon ab der Jahrtausendwende als legitimes Frauenfördermittel angesehen wurde.
Und von der ersten Studie „Viele Welten Leben“ des Bundesfamilienministeriums aus 2004, in der ausschließlich die geschlechtsspezifischen Integrationsprobleme weiblicher Migrantenjugendlicher beschrieben und analysiert wurden, bis zum Integrationsplan 2020 der Bundesregierung blieben männliche Migrantenjugendliche aus der geschlechtersensiblen Integrationsförderung ausgeschlossen.
Und dabei ist es bis heute geblieben. Mädchen werden gefördert und vorangebracht, Jungen ausgrenzt und zurückgelassen. Und wenn man Mädchen fördert und voranbringt und gleichzeitig Jungen ausgrenzt und zurücklässt, ist klar, dass zunehmend Jungen als Männer in ihrem Lebenswerk scheitern werden. Das war, wie wir oben darlegten, genau so gewollt. Jeder Junge, der im Bildungssystem scheitert und arbeitslos auf der Straße landet, ist ein Gewinn für die Frauenquote. Und nur darum geht es in der Geschlechterpolitik und sonst nichts. Sie ist nie über die „Frauenfrage“ hinausgekommen. Aber Menschen, die in unserer Gesellschaft scheitern, sind unsere sozialen Probleme der Zukunft. Das wurde so in Kauf genommen. Anstatt das Bildungs- und damit das Fachkräftepotential von Jungen zu nutzen, einigte man sich darauf, lieber einhellig über den Fachkräftemangel zu jammern.
Diese Fakten enthält Marcel Fratzscher seinen ZEIT-Lesern vor. Will er seine ZEIT-Leser nur nicht einer kognitiven Dissonanz aussetzen, weil auch dem ZEIT-Leser jahrzehntelang eingehämmert wurde, dass nur Frauen und Mädchen benachteiligt sein können, oder kennt er die Fakten wirklich nicht?
Kann es sein, dass die jungen Männer AfD wählen, weil die anderen Parteien und die sie hofierenden Medien sie für dumm verkaufen wollen, das aber nicht funktioniert, weil auch nach über 30 Jahren Zurücklassen von Jungen im Bildungswesen Jungen doch nicht so dumm sind, dass sie das nicht erkennen würden?
Nicht, dass die AfD irgendetwas Spezielles bezüglich Jungenförderung tun würde. Es reicht aus, nur nicht so intensiv jungen- und männerfeindlich zu sein, wie heute üblich.
Quelle Beitragsbild: verzweifelter-schueler-adobestock_27069260-1von-contrastwerkstatt-200×200.jpg
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Männer wählen – mangels Gleichstellungsangeboten vielfach die geringeren Übel
Nicht nur in Deutschland, auch in den USA bei den Präsidentschaftswahlen, ist festzustellen, dass Männer immerhin wählen, und aus Gleichstellungssicht wählen viele Männer die geringeren Übel – also nicht die pseudo-linken Parteien, die nicht nur nichts gegen lebensverkürzende Jungen- und Männer-Benachteiligungen tun (z.B. Geschlechtsspezifische Schlechterbewertung bei gleichen Leistungen) und aus deren Reihen und medialem Umfeld, mittels geschlechtsspezifisch einseitiger Begriffsbildungen und Themenzuschnitte, obendrein sexistische Volksverhetzung gegen Männer betrieben wird.
Die erste Partei, die Männern ein überzeugendes Gleichstellungsangebot macht
– mindestens alle Jungen- und Männer-benachteiligenden Gesetze stornieren, insbesondere die gegen das Recht am eigenen Körper gerichteten Gesetze (Geschlechtsspezifische Genitalverletzung und Zwangsrekrutierung),
sowie die Anonymisierte Bewertung aller schriftlichen Arbeiten und Tests einführen, sodass sexistische Vorurteile gegen Jungen und Männer zunächst einmal bei schriftlichen Bewertungen nicht mehr durchkommen können
– wird nicht nur die Männer-Stimmen für sich zurückzugewinnen, sondern dadurch auch dazu beitragen, für das Land das Bildungs- und Fachkräftepotential von Jungen und Männern zu nutzen.
Thema AfD. (Da lehn ich mich mal weit aus dem Fenster). Vielleicht ist das System von Verdrehungen und Lügen, das gegen Männerrechtler eingesetzt wird, auch bei AfD und Donald Trump wirksam? Vielleicht herrscht auch ein völlig falsches Bild von diesen Leuten? Selbst der linke Arne muss zugeben, dass die Konservativen deutlich weniger Hass auf das Männliche haben, als die Öko-Sozialisten.
Konservative haben keinen Hass auf echte Männlichkeit, solange sich Männer und Jungen in der geordneten Rolle befinden. Mit abweichenden Männerbildern haben sie große Probleme, so wie die Linken mit traditonellen Männerbildern.
Immer wieder verzweifel ich an der Frage, welche Privilegien ich in den 1980 igern gehabt haben soll? Da war der Zwang zum Kriegsdienst, der störte enorm. Ein sehr rauer Ton herrschte in den Betrieben. Jeder wollte an mir herumerziehen. „Ladies first“ galt und der Anstand gebot es, zu den Damen höflich zu sein. Überall waren weiße Ritter, die die Jungfrau vor Drachen und anderem Ungemach schützen wollten. Ich war körperlich kräftiger: Ein Vorteil (beim Getränke-Kisten schleppen), durch die Natur gegeben. Dafür bot ich optisch ein erbärmliches Bild. Behaarte Hühnerbrust, körperlich unattraktiv (im Geschäft wenig repräsentativ). Nachteil. Die jungen Frauen arbeiteten paar Jahre, zogen sich aber, als ihnen die Probleme zu nervig wurden, in die Küche zurück. Da dachte ich, es kommt mal eine Zeit, wo man öffentlich über die Schwierigkeiten spricht, die Männern gemacht wurden. Jetzt höre ich was von Privilegien und erinnere mich nur an Gegenwind. Mag sein, dass es Männer gab, die Vorteile durch das System genossen. Ich habe keinen gesehen, hatte selbst keine.
Das Erzählungen von den angeblichen“Männerprivilegien“ und vom angeblichen „Patriarchat“
– während in Wirklichkeit überall wo es gefährlich wird Männer verheizt werden und in die gesellschaftlichen Schlusspositionen weit mehr Männer als Frauen abgedrängt werden
– sind einfach nur Zweckbehauptungen, die den Gegner*innen der Gleichberechtigung als Ausreden dienen, gegen Jungen- und Männerbenachteiligungen nichts zu unternehmen, um Jungen und Männern das Grundrecht auf Gleichberechtigung vorzuenthalten.