Was der Bildungsbericht verschweigt – Teil 6: Entwicklungsstand Jungen und Mädchen bei Schulbeginn
Update 28.2.2022
Ein guter Start in die Schullaufbahn ist für jedes Kind eine wichtige Grundlage für seine schulische und damit auch für seine spätere berufliche Entwicklung. Dabei ist der gesundheitliche Zustand der Kinder ein bei der Diskussion um den Gender Education Gap häufig unterschätzter Faktor.
„Bereits unmittelbar nach der Geburt haben Mädchen im Vergleich zu Jungen einen Reifevorsprung von zwei bis drei Wochen, der in den folgenden Jahren größer wird und zu Beginn der Pubertät eineinhalb bis zwei Jahre beträgt.“
(Arnold Hinz: „Jungen und Gesundheit“ in Handbuch Jungen-Pädagogik, Matzner, M./ Tischner, W. (Hrsg.), 2008, Belz-Verlag, S. 235)
Eine wichtige Datenquelle sind die Schuleingangsuntersuchungen in den Bundesländern. Die Schuleingangsuntersuchung findet vor der Einschulung statt. Sie dient dem Zweck, die Schulreife des Kindes mittels ärztlicher Entwicklungsdiagnostik zu ermitteln. Dabei werden z. B. Seh- und Hörtests gemacht, das Gewicht und die Körpergröße kontrolliert, intellektuelle Fähigkeiten, Konzentration, Kommunikationsfähigkeit und Integrationsfähigkeit getestet.
Alle Schuleingangsuntersuchungsberichte für die 16 Bundesländer auszuwerten, war im Rahmen unserer Berichterstellung aufgrund der uns begrenzt zur Verfügung stehenden Kapazitäten nicht möglich. Für unseren Bericht haben wir uns deshalb auf Berichte zu Schuleingangsuntersuchungen aus drei Bundesländern beschränkt. Wir wollten dabei mindestens ein Bundesland der neuen Bundesländer, mindestens ein Bundesland aus den alten Bundesländern und mindestens einen Stadtstaat berücksichtigt haben, deren Berichte im Internet verfügbar sind und noch nicht sehr weit zurückliegen (jünger als 10 Jahre). Wir haben uns deshalb auf folgende drei Schuleingangsuntersuchungsberichte beschränkt:
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„Kindergesundheit im Einschulungsalter – Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung 2017
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; Gesundheitsberichterstattung für Niedersachsen“
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„Gesundheit von einzuschulenden Kindern in Sachsen-Anhalt: Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung der Gesundheitsämter, Fokusbericht der Gesundheitsberichterstattung für das Land Sachsen-Anhalt“; Landesamt für Verbraucherschutz des Landes Sachsen-Anhalt, 2013
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Günter Tempel, Claudia Gerken, Gabriele Sadowski: „Gesund in die Schule – Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung 2016/2017 in Bremen“, Hrsg.: Gesundheitsamt Bremen
Die Diagramme sind eigene Darstellungen der Ergebnisse.
Niedersachsen
Die nachfolgenden Zitate und Ergebnisse in den Graphiken stammen aus dem Bericht „Kindergesundheit im Einschulungsalter – Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung 2017; Gesundheitsberichterstattung für Niedersachsen“, Herausgeber: Niedersächsisches Landesgesundheitsamt; August 2018.
Bei den einzelnen Untersuchungsbereichen sind Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen auszumachen: Jungen wird in den Bereichen Sprachvermögen, Feinmotorik, Grobmotorik und Verhalten häufiger ein für das Alter auffälliger Entwicklungsstand attestiert als Mädchen.
„Die Ergebnisse machen deutlich, dass viele Kinder zum Zeitpunkt der Schuleingangsuntersuchung für den Schulalltag erforderliche Fähigkeiten noch nicht adäquat entwickelt haben. Wenn die Zeit bis zum Schulbeginn genutzt wird, können eine Vielzahl dieser Defizite noch behoben werden, um einen guten Schulstart zu ermöglichen. Nicht behobene Defizite können den Schulalltag für das Kind selbst, aber auch für die Klassen und Lehrkräfte, erschweren.
Angesichts der vielen Auffälligkeiten im Bereich der Sprache, der Feinmotorik und des Verhaltens stellt sich die Frage, ob und wie Kinder künftig besser in ihrer Entwicklung unterstützt werden können. Wenn der Schulstart nicht gelingt, ist die Gefahr groß, dass diese Kinder mehr und mehr den Anschluss in der Schule verlieren.“
(aus: Zusammenfassung IV)
Sprachvermögen
„Eine dem Alter entsprechende Sprache (Sprach-, Sprech- und Stimmfähigkeit), ein angemessenes Sprachverständnis und ein altersgerechter Wortschatz haben eine große Bedeutung für den reibungslosen Schulstart.
(…)
Als Störungen werden folgende Befunde gewertet:
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Sprech- und Sprachstörungen
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Verzögerung der Sprachentwicklung (Dysgrammatismus, unvollständige Sätze, Wortschatzarmut)
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Störungen der Aussprache und Oralmotorik (Stammeln, Sigmatismus interdentalis, Sigmatismus lateralis)
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Störungen im Redefluss und im Ablauf der Rede (Stottern, Poltern, unartikuliertes Sprechen) Klangstörungen der Sprache (Rhinophonie) (S.51)
„In Niedersachsen werden zwei unterschiedliche Testverfahren verwendet, um das Sprachvermögen der Kinder zu prüfen. Die meisten niedersächsischen Landkreise, kreisfreien Städte und die Region Hannover überprüfen dieses seit dem Jahr 2015 mit Hilfe des SOPESS2-Untersuchungsmodells (ca. 50.000 Kinder), die anderen Landkreise/kreisfreien Städte verwenden weiterhin das Untersuchungsmodell, welches von den Anwendergemeinschaften bereits früher eingesetzt wurde und in der folgenden Auswertung als „Alternatives Untersuchungsverfahren“ (…) bezeichnet wird (ca. 20.000 Kinder).“ (vgl. S.52)
„Bei der Untersuchung nach SOPESS wurde 7,7 % der Jungen und 6,7 % der Mädchen empfohlen, eine weitere Abklärung eines Befundes vornehmen zu lassen, nach dem alternativen Untersuchungsverfahren waren es 6,1 % der Jungen und 4,9 % der Mädchen. Darüber hinaus wurden bei der Untersuchung nach SOPESS bei Jungen und Mädchen jeweils 18,9 % leicht auffällige Befunde ohne Abklärungsempfehlung dokumentiert und nach dem alternativen Untersuchungsverfahren bei Jungen 23,8 % und Mädchen 21,2 %.“ (S.54)
Grobmotorik
„Bei den Untersuchungen zur Grobmotorik wird die Körperkoordination (z. B. Gehen, Hüpfen, Springen, Balancieren) geprüft. Die für diese Aktivitäten erforderlichen diagonal entgegengesetzten Bewegungen von Armen und Beinen beeinflussen die Entwicklung und das Zusammenspiel beider Gehirnhälften und sind somit auch für das Erlernen von Lesen und Schreiben wichtig. Insofern ist eine altersgerecht entwickelte Grobmotorik nicht nur für eine erfolgreiche Teilnahme am Sportunterricht von Bedeutung.“ (S.57)
„Zur Überprüfung ihrer Grobmotorik werden die Kinder bei der Schuleingangsuntersuchung aufgefordert, verschiedene Bewegungsübungen wie Einbeinstand, Hüpfen und seitliches Überhüpfen einer Linie durchzuführen. Damit werden die Koordinationsfähigkeit und das Gleichgewichtsempfinden der Kinder überprüft.
Für das seitliche Überhüpfen einer Linie sind zwei verschiedene Versuchsanordnungen im Einsatz: Während in einigen Kommunen 15 Sekunden lang gehüpft wird, geschieht dies in anderen Kommunen nur 10 Sekunden lang. Weil sich die daraus ergebenden Befundhäufigkeiten unterscheiden, werden nachfolgend die Ergebnisse getrennt voneinander dargestellt.“
Jungen schnitten gegenüber Mädchen in allen Befundkategorien deutlich schlechter ab: „Während bei 2,4 % (15Sek.) bzw. 4,1 % (10 Sek.) der Jungen eine weitere Abklärung der Grobmotorik empfohlen wurde, betrug der Anteil der Mädchen hier nur 1,0 % (15 Sek.) bzw. 2,1 % (10 Sek.). Mehr als doppelt so viele Jungen (6,9 % bzw. 5,0 %) wie Mädchen (2,8 % bzw. 2,1 %) befanden sich aufgrund von Förderungsbedarf in der grobmotorischen Entwicklung bereits in Behandlung. Bei 16,2 % (15 Sek.) bzw. 16,3 % (10 Sek.) der Jungen und 10,5 % (15 Sek.) bzw. 11,7 % (10 Sek.) der Mädchen wurde ein leicht auffälliger Befund diagnostiziert, jedoch keine Maßnahme zur weiteren Abklärung angeraten.“ (S.60)
Feinmotorik/Graphomotorik
„Der Bereich Feinmotorik/Graphomotorik wird getrennt von der Grobmotorik/Ganzkörperkoordination beurteilt.
Bei der Prüfung der Feinmotorik wird in erster Linie die Handmotorik überprüft. Die Untersuchung soll dokumentieren, ob Entwicklungsverzögerungen der Hand-Auge-Koordination und/oder der Graphomotorik (Stifthaltung) bestehen.
(…) Störungen in der Feinmotorik können bei Aktivitäten wie Zeichnen oder Schreiben zu Leistungseinbußen in der Schule führen.“ (S.67)
„Lediglich 2,0 % der Mädchen, aber mehr als doppelt so vielen Jungen (5,1 %) wurde empfohlen, eine weitergehende Abklärung durchführen zu lassen. Außerdem befanden sich mehr als doppelt so viele Jungen (8,0 %) wie Mädchen (2,9 %) bereits in Behandlung.
Gleichfalls ist der Anteil der Jungen, bei denen ein leicht auffälliger Befund ohne weiteren Abklärungsbedarf dokumentiert wurde, deutlich höher (20,6 %) als bei Mädchen (12,8 %). Als ursächlich für diese Unterschiede können geschlechtsspezifisch unterschiedliche Entwicklungsverläufe vermutet werden. Zudem könnte es eine Rolle spielen, dass Mädchen bei ihrer Art zu spielen, feinmotorischen Fähigkeiten besser trainieren.“ (S.69)
Verhaltensauffälligkeiten
„Nach Datenlage zeigten Jungen häufiger Auffälligkeiten mit Abklärungsempfehlungen (4,9 %) und leichtere Auffälligkeiten ohne weiterführende Abklärungsempfehlungen (20,4 %) als Mädchen (2,9 % bzw. 16,5 %). Auch waren Jungen häufiger bereits in psychologischer oder therapeutischer Beratung/Behandlung (7,3 % im Vergleich zu 3,1 %) (vgl. Abb. 5.10.2). Dass Jungen häufiger Auffälligkeiten im Verhalten zeigen als Mädchen, deckt sich mit Beobachtungen anderer Studien (vgl. Döpfner et al. 2000, Ravens-Sieberer et al. 2007). Allerdings sollte bei der Bewertung der Untersuchungsergebnisse in Betracht gezogen werden, dass Jungen im Verhalten eher auffallen, da ihre Reaktionen häufiger nach außen gerichtet sind, als dies bei Mädchen der Fall ist (vgl. Döpfner 1997, Ihle 2002).“ (S.74f.)
Visuomotorik
„Bei der Visuomotorik wird das Zusammenspiel von visueller Wahrnehmung und motorischer Leistung überprüft. Dabei werden die visuell-analytischen und visuell-räumlichen Fähigkeiten des Kindes in Verbindung mit der feinmotorischen Fähigkeit der Hand gefordert, welche sich in der Auge-Hand-Koordination widerspiegelt (Petermann et al., 2009, S. 23).
(…) Für einen erfolgreichen Schulstart ist die Visuomotorik von großer Bedeutung, da sie eine wichtige Voraussetzung für das Erlernen des Schreibens und eines sauberen Schriftbildes ist. Ein Kind, das weniger Konzentrationsanstrengungen für den Schreibvorgang aufwenden muss, kann in der Regel zügiger arbeiten und hat mehr Kapazitäten, um den weiteren Lerninhalten des Unterrichts zu folgen.“ (S.83)
„Während 5,6 % der Mädchen wegen einer ausgeprägten Schwäche eine weitere Abklärung empfohlen wurde, waren es bei den Jungen fast doppelt so viele (10,5 %). Jedoch befanden sich auch 7,7 % der Jungen bereits in Behandlung/Betreuung, bei den Mädchen nur halb so viele (3,2 %). Mäßige Auffälligkeiten zeigten 14,6 % der Jungen und 9,1 % der Mädchen. Diese Ergebnisse machen deutlich, dass nur rund zwei Drittel der Jungen (67,2 %) und 82,1 % der Mädchen in der Visuomotorik altersgemäß entwickelte Fertigkeiten in der Untersuchungssituation zeigten.“ (S.83f.)
Selektive Aufmerksamkeit
„Die selektive Aufmerksamkeit scheint für das Erlernen von z. B. Schreiben, Lesen und Rechnen von fundamentaler Bedeutung. Sie überprüft die Fähigkeit, auf selektive Reize schnell und richtig zu reagieren und Störreize auszublenden bzw. auf irrelevante Aspekte nicht zu reagieren (Petermann et al., 2009, S.22).
Der Test des Sozialpädiatrischen Entwicklungsscreening für Schuleingangsuntersuchungen (SOPESS) überprüft, ob ein Kind über eine vorgegebene Zeitspanne konzentriert an einer speziellen Aufgabe arbeiten kann, ohne dabei zu viele Fehler zu machen.“ (S.87)
„Während 6,1 % der Jungen eine weitere Abklärung empfohlen wurde, waren es bei den Mädchen nur halb so viele (3,0 %). Nach diagnostischer Abklärung bereits in Behandlung befanden sich 3,1 % der Jungen und 1,2 % der Mädchen. Bei 9,6 % der Jungen und 5,9 % der Mädchen wurde eine leichte Auffälligkeit festgestellt. Die Selektive Aufmerksamkeit wurde bei 81,2 % der Jungen und 89,9 % der Mädchen als unauffällig befundet.“ (S.88)
Visuelle Wahrnehmung
„Die Fähigkeit der visuellen Wahrnehmung und des logischen als auch schlussfolgernden Denkens ermöglicht den Kindern beim Erlernen des Lesens, des Schreibens und des Rechnens aus bekanntem Wissen Neues abzuleiten und sich anzueignen sowie Problemlösungen herbeizuführen.
Das Visuelle Wahrnehmen und Schlussfolgern stellt somit eine wichtige Vorläuferfähigkeit des Kindes für die Schule dar.“ (S.91)
„Während 10,8 % der Jungen einen auffälligen Punktwert erreicht haben, waren es bei den Mädchen 7,6 % (vgl. Abb. 5.14.2). Einen grenzwertigen Punktwert erreichten 14,8 % der Jungen und 11,4 % der Mädchen. 74,3 % der Jungen und 81,1 % der Mädchen lösten die gegebenen Aufgaben zur Visuellen Wahrnehmung und Schlussfolgerung ohne Probleme.“ (S.92)
Sachsen-Anhalt
Die nachfolgenden Zitate und Ergebnisse in den Graphiken stammen aus dem Bericht „Gesundheit von einzuschulenden Kindern in Sachsen-Anhalt: Egebnisse der Schuleingangsuntersuchung der Gesundheitsämter, Fokusbericht der Gesundheitsberichterstattung für das Land Sachsen-Anhalt“; Landesamt für Verbraucherschutz des Landes Sachsen-Anhalt, 2013
Auch bei den somatischen Befunden sind Jungen deutlich auffälliger als Mädchen. Lediglich bei drei Parametern waren Mädchen häufiger betroffen. Bei vier Parametern waren die Befunde bei Jungen und Mädchen gleich. Am deutlichsten stechen Schädigungen der unteren Extremitäten (Jungen 12,5%, Mädchen 9,8%) und Beeinträchtigung der Sehschärfe (Jungen und Mädchen je 14%) hervor.
Bremen
Die nachfolgenden Zitate und Ergebnisse in den Graphiken stammen aus dem Bericht von Günter Tempel, Claudia Gerken, Gabriele Sadowski: „Gesund in die Schule – Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung 2016/2017 in Bremen“, Hrsg.: Gesundheitsamt Bremen.
Zusätzliche Erläuterungen zu den Erhebungen aus Bremen:
Verhaltensauffälligkeiten
Der „Strengths and Difficulties Questionnaire“ (SDQ) ist ein in Großbritannien entwickeltes Instrument zur Erfassung von Verhaltensstärken und -auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 4 bis 16 Jahren.
Relatives Körpergewicht
Als Grundlage für das relative Körpergewicht wurde der Body Mass Index (BMI) zugrunde gelegt.
Zählen
Wenn Kinder bereits über einfache mathematische Fertigkeiten, wie z. B. das Abzählen oder das Abschätzen von Mengen, verfügen, fällt ihnen der Mathematikunterricht beim Schulanfang leichter.
In Bremen zeigen sich bei Jungen häufiger relevante Arztbefunde als bei Mädchen. Dies betrifft insbesondere Visuomotorik, selektive Aufmerksamkeit, Zählen, Sprache und Sprechen sowie visuelle Wahrnehmung,
Zurückgestellte Kinder – Zeitreihe
Am Beispiel Baden-Württembergs haben wir nur eine Zeitreihe aufgeführt, die zeigt, dass die Geschlechterunterschiede bezüglich der Zurückstellung bei der Einschulung relativ stabil sind. Datenquelle ist die Schulstatistik des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg 2019.
Zentrale Befunde
Umfang und Parameter der Schuleingangsuntersuchungen schwanken von Bundesland zu Bundesland. Gerade im Bereich der Verhaltensauffälligkeiten wird sehr unterschiedlich differenziert. Während in Niedersachsen alle Arten in einen Topf geworfen werden, wird in Sachsen-Anhalt unterschieden in emotional psychische, geistige und soziale Entwicklungsstörung sowie ADHS. Eine Differenzierung ist aber erforderlich, um den Kindern auch helfen zu können.
Die Daten zeigen jedoch deutlich, dass Jungen wesentlich häufiger Auffälligkeiten in nahezu allen Untersuchungsbereichen bei der Schuluntersuchung zeigen als Mädchen. Dies betrifft insbesondere das Sprachvermögen, die visuelle Wahrnehmung, die Visuomotorik, die Grobmotorik, die Feinmotorik, die selektive Aufmerksamkeit und das Zählen.
Nur in einem der drei Beispiele wurde die soziale Entwicklungsstörung explizit erfasst, nämlich in Sachsen-Anhalt, und dort sind die Befunde gering (2,8 bei Jungen und 1,7 bei Mädchen). Diese Daten decken sich zudem mit Ergebnissen früherer Untersuchungen in anderen Bundesländern. Das zeigt, dass die einzige geschlechterspezifische „Jungenförderung“, nämlich im Bereich der sozialen Kompetenzförderung, nicht geeignet ist, um Bildungsnachteile von Jungen zu beseitigen und eine Chancengleichheit für Jungen zu erreichen.
Nur ein Teil der Kinder mit auffälligen Befunden erhalten Arztverweisungen oder Förderung.
Die Daten zeigen damit, dass Jungen schwierigere Rahmenbedingungen beim Start in die Schullaufbahn haben als Mädchen. Deshalb ist eine Frühförderung insbesondere bei Jungen erforderlich, wenn man Jungen und Mädchen gleiche Chancen beim Schulstart geben will.
Quellen
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„Kindergesundheit im Einschulungsalter – Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung 2017; Gesundheitsberichterstattung für Niedersachsen“
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„Gesundheit von einzuschulenden Kindern in Sachsen-Anhalt: Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung der Gesundheitsämter, Fokusbericht der Gesundheitsberichterstattung für das Land Sachsen-Anhalt“; Landesamt für Verbraucherschutz des Landes Sachsen-Anhalt, 2013
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Günter Tempel, Claudia Gerken, Gabriele Sadowski: „Gesund in die Schule -Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung 2016/2017 in Bremen“, Hrsg.: Gesundheitsamt Bremen
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„an die Verantwortlichen des Bildungsberichtes haben wir kritisiert, dass die Bildungsprobleme von Jungen zum wiederholten Male im Bildungsbericht unsichtbar gemacht werden. “
Dabei ist doch nichts herumgekommen. Um hier mal mit was voran zu kommen, müsste man sich in die Position der Verantwortlichen begeben, welche Themen sie bei Jungen berühren und Wie. Ein Brief ist sinnlos. Das ist wie Scholz, der den Finger zu Putin hebt und du du macht. Das interessiert den Putin nicht was der Scholz labert und wie unmenschlich er das alles findet.
Es reicht für eine Gesellschaft aus, wenn geschätzt 10% der Jungen den Uniabschluss schaffen. Der Rest sind zwar „Systemverlierer“, aber für die einfachen Arbeiten wie auf dem Bau (LKW Fahrer, Bauarbeiter, Busfahrer, Produktionshelfer) reicht Hauptschule aus. Und für diese Arbeiten braucht die Wirtschaft viele Männer, am besten nicht so hochgebildete, die sich in Luxusberufen selber verwirklichen können, damit diese für den Arbeitsmarkt verfügbar sind. Deshalb wird das System auch keine Jungen fördern.
Mädchen bzw Frauen sind nebensächlich für den Arbeitsmarkt, dass es kein Verlust ist, wenn diese für systemrelevante Berufe nicht zur Verfügung stehen, und lieber Berufe mit Spaßfaktor oder Neigungsberufe wählen. Also Tierärztin, Sprachforscherin, Historikerin, Politikwissenschaftlerin, Psychologin, Philosophin, Autorin, Friseurin, Floristin, Kosmetikerin, Visagistin, Verbraucherschutzberaterin.
„Luxusberufen“
Da gebe ich recht. Denn die Wirtschaft wird immer noch hauptsächlich von Männern getragen. Sie arbeiten die peniblen, schwierigen, gesundheitlichen und teils lebensgefährlichen Berufen. Männer wurden noch immer nicht von dieser Pflicht befreit.
Dann kommen wie von Dir aufgelistet die typischen Frauenberufe. Nicht alle sind nutzlos. Aber viele basieren auf das surplus, dass die Männer erarbeiten. Konsum, Extras, Luxus.
Solange es Hundefrisöre gibt, wissen wir, dass wir noch im Überfluss leben.
Wenn aber wieder mal das berühmte Etwas am dampfen ist, dann sollen wieder die Männer ran, bzw sie werden an der Ausreise gehindert. Siehe aktuell die 18-60 Jährigen aus einem gewissen Land.
Das ist auch der Grund, warum so etwas wie der Feminismus erst eine relative neue Bewegung ist. Vor 100 Jahren war sie noch nicht massenfähig, denn 95% der Jobs waren damals noch gefährliche Knochenjobs. Und das war auch gleichzeitig der Grund, warum der Feminismus anfangs eine elitäre Idee war, denn die gut versorgten Frauen der Oberschicht langweilten sich schließlich.
Wo sind denn jetzt die Femis, die die 18-60 jährigen Frauen an der Ausreise hindert, denn sie könnten doch alles, was ein Mann kann. Sollen die Frauen nicht auch gleichberechtigt wie die Männer das Land verteidigen?
„Solange es Hundefrisöre gibt, wissen wir, dass wir noch im Überfluss leben.“
Ja, aber selbst diese Männer würden in die Überfluss Gesellschaft schnell wieder zurück, wenn sie in anderen Ländern ohne Wohlstand für lange Jahre leben müssten und merken, dass sie noch weniger Rechte als Mann haben und keine Rücksicht auf ihr Leben genommen wird.
Ich denke auch, dass die Perspektivlosigkeit von Jungen durchaus politisch gewollt ist. Warum sonst wüden die Politiker, die dauernd wegen eines Fachkräftemangels jammern sonst seit Jahrzehnten das Bildungs- und damit das Fachkräftepotential von Jungen brach liegen lassen?
Falls dir ein Politiker in Deutschland bekannt sein sollte, der sich wirklich für die Anliegen von Jungen interessiert, kannst du uns diesen gerne nennen.