Der Misogynie-Mythos

von Manndat

Arne Hoffmann hat auf seinem Blog Genderama einen Artikel aus dem City Journal übersetzt, den wir für sehr interessant halten: „The Misogyny Myth“ von John Tierney. Er beschreibt, dass im Amerika des 21. Jahrhunderts Frauen nicht diskriminiert werden, aber Männer zunehmend schon.

Die Informationen darin sind nichts Neues für uns, sind aber in sehr kompakter Form und schön flüssig formuliert dargestellt. Wir haben nur einige Auszüge aus der Übersetzung übernommen und dabei einige Textstellen etwas anders übersetzt. Die vollständige Übersetzung finden Sie auf Genderama. Danke an Arne dafür. Wir empfehlen, trotz der Länge des Artikels dabei zu bleiben. Interessanter Lesestoff für die anstehenden Feiertage

Die Links zu weiterführenden Belegen findet man im englischen Originaltext.

Frauenfeindlichkeit ist in der modernen Gesellschaft angeblich weit verbreitet, aber wo genau lauert sie? Seit Jahrzehnten sind Forscher auf der Suche nach Beweisen für die offene Diskriminierung von Frauen sowie nach subtileren Formen wie „systemischem Sexismus“ oder „impliziter Voreingenommenheit“. Doch anstatt Frauenfeindlichkeit zu entdecken, stoßen sie immer wieder auf etwas anderes.

Eine neue Studie ist einer der ausgefeiltesten Versuche, implizite Voreingenommenheit zu analysieren. (…) Für diese Studie hat ein Psychologenteam unter der Leitung von Paul Connor von der Columbia University eine landesweit repräsentative Stichprobe von Erwachsenen rekrutiert und ihnen mehr als nur Gesichter gezeigt. Die Teilnehmer sahen Ganzkörperfotos von Männern und Frauen verschiedener Hautfarben und Altersgruppen, gekleidet in Outfits, die von gut geschnittenen Anzügen und Blazern bis hin zu schmuddeligen Kapuzenpullis, T-Shirts und Tanktops reichten.

Wer war gegen wen voreingenommen? Die Forscher fanden keine einheitlichen Muster nach Hautfarbe oder Alter. Die Teilnehmer assoziierten eher negative Eigenschaften mit Menschen in ungepflegterer Kleidung, aber diese Voreingenommenheit war relativ gering. Nur eine starke und konsistente Voreingenommenheit trat auf. Teilnehmer aller Kategorien – Männer und Frauen aller Hautfarben, Altersgruppen und sozialen Schichten – assoziierten positive Eigenschaften eher mit Frauen und negative Eigenschaften eher mit Männern.

Die Teilnehmer machten sich nicht der Frauenfeindlichkeit schuldig, sondern des Gegenteils: Misandrie, eine Voreingenommenheit gegenüber Männern. (…) Es gibt überwältigende Beweise für eine bewusste, eklatante und weit verbreitete Diskriminierung von Jungen und Männern in modernen Gesellschaften.

Wenn Sie von diesen Beweisen noch nichts gehört haben, liegt das an der gut dokumentierten misandristischen Voreingenommenheit in der öffentlichen Diskussion über Geschlechterfragen. Wissenschaftler, Journalisten, Politiker und Aktivisten schenken einer kleinen, fehlerhaften Studie große Aufmerksamkeit, wenn sie angeblich eine Voreingenommenheit gegenüber Frauen feststellt, aber sie ignorieren – oder arbeiten daran, sie zu unterdrücken – die Fülle solider Forschungsergebnisse, die das Gegenteil beweisen. Vor drei Jahrzehnten entdeckten Psychologen den „Frauen-sind-wunderbar-Effekt“, basierend auf Untersuchungen, die zeigten, dass beide Geschlechter dazu neigen, Frauen positiver zu bewerten als Männer. Dieser Effekt wurde wiederholt bestätigt – Frauen werden sowohl in Bezug auf ihre Intelligenz als auch auf ihre Kompetenz besser bewertet als Männer – und ist in der Populärkultur offensichtlich.

„Toxische Männlichkeit“ und „Testosteronvergiftung“ werden für viele Probleme verantwortlich gemacht, aber man hört nicht viel über „toxische Weiblichkeit“ oder „Östrogenvergiftung“. Wer kritisiert „Femsplaining“ oder tut so, als würde man „allen Männern glauben“? Wenn das Patriarchat unsere Gesellschaft wirklich beherrschen würde, wäre der Standardvater in Fernsehsitcoms kein „doofer Vater“ wie Homer Simpson, und in der Werbung würde nicht ständig gezeigt werden, wie Ehefrauen ihre Ehemänner überlisten. (Wann haben Sie das letzte Mal gesehen, dass ein TV-Ehemann etwas richtig gemacht hat?) Übertrieben aufgeblasene Frauenfeindlichkeit war ein Kassenschlager für Barbie, die sich daran erfreut, Männer als unglückliche romantische Partner, lüsterne Idioten, gewalttätige Possenreißer und dämliche Tyrannen abzuschreiben, die den Frauen die Welt überlassen sollten.

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass beide Geschlechter sich mehr um das Leid von Frauen kümmern als um das von Männern. Männer werden für dasselbe Verbrechen härter bestraft als Frauen, und Verbrechen gegen Frauen werden härter bestraft als Verbrechen gegen Männer. Institutionen diskriminieren Männer offen bei der Einstellung und Beförderung – und eine Mehrheit der Männer wie auch der Frauen befürwortet Förderprogramme für Frauen.

Das Bildungswesen ist seit Jahrzehnten fokussiert auf die geringe Frauenquote in einigen wissenschaftlichen und technischen Disziplinen, aber nur wenige machen sich Gedanken darüber, dass Jungen bei so gut wie allen anderen akademischen Abschlüssen vom Kindergarten bis zur Hochschule zurück bleiben. (…)

Geschlechtsspezifische Ungleichheiten sind im Allgemeinen nur dann von Bedeutung, wenn sie zu Lasten der Frauen gehen. Bei der Berechnung seines Global Gender Gap, des viel zitierten Jahresberichts, hat das Weltwirtschaftsforum männliche Benachteiligungen ausdrücklich ignoriert: Wenn Männer in einem bestimmten Bereich schlechter abschneiden, erhält ein Land in diesem Bereich immer noch eine perfekte Note für Gleichstellung. (…). Die Tatsache, dass auf zwei männliche Studenten drei weibliche kommen, ist für den Rat für Geschlechterpolitik des Weißen Hauses nicht von Belang. Die „Nationale Strategie zur Gleichstellung der Geschlechter“ erwähnt nicht einmal die Schwierigkeiten von Jungen in der Schule, sondern konzentriert sich ausschließlich auf neue Wege, um weiblichen Schülern zu helfen, weiterzukommen.

[Anm.: Das kennen wir aus unseren Gleichstellungsberichten in Deutschland, die ausschließlich reine Frauenförderberichte sind. In unserer Reihe „Was der Bildungsbericht verschweigt“ tragen wir wissenschaftliche Erkenntnisse über Nachteile und Benachteiligung von Jungen zusammen, weil der offizielle Bildungsbericht Bildungsnachteile von Jungen verschweigt und nur noch darauf aus ist, wie diese geschlechterspezifischen Disparitäten effektiver zur Frauenförderung genutzt werden kann.]

(…) Seit 1982 stellen Frauen die Mehrheit der Hochschulabsolventen und dominieren auch bei vielen anderen wichtigen Kennzahlen. Sie leben nicht nur länger als Männer, sondern kommen auch in den Genuss eines höheren Anteils an Bundesmitteln für die medizinische Forschung. Sie verletzen sich viel seltener tödlich am Arbeitsplatz oder begehen Selbstmord. Sie erhalten den Löwenanteil der Sozialversicherung und anderer Sozialleistungen (während Männer den Löwenanteil der Steuern zahlen). Sie entscheiden darüber, wie der größte Teil des Familieneinkommens ausgegeben wird. Frauen leiten die meisten Scheidungen ein und erhalten mit größerer Wahrscheinlichkeit das Sorgerecht für die Kinder. Zwar haben Männer in mancher Hinsicht die Nase vorn – Politiker prangern gerne das „geschlechtsspezifische Lohngefälle“ und die „gläserne Decke“ an, die Frauen angeblich einschränken -, aber es hat sich gezeigt, dass diese Ungleichheiten größtenteils, wenn nicht sogar vollständig, auf persönliche Vorlieben und Entscheidungen und nicht auf Diskriminierung zurückzuführen sind.

Dennoch glauben die meisten Menschen immer noch an den „Mythos der allgegenwärtigen Frauenfeindlichkeit“, wie die Sozialpsychologen Cory Clark und Bo Winegard in Quillette feststellten, nachdem sie die Forschungsliteratur über geschlechtsspezifische Vorurteile untersucht hatten. Sie stellen fest, dass eine Google-Scholar-Suche nach „Misogynie“ 114.000 Ergebnisse lieferte, während eine Suche nach „Misandrie“ nur 2.340 Ergebnisse ergab. Dazu schreiben sie: „Wir vermuten, dass dieser Unterschied im Interesse an Misogynie im Vergleich zu Misandrie nicht die relative Prävalenz der beiden Arten von Vorurteilen widerspiegelt, sondern eher die größere Sorge um das Wohlergehen von Frauen als von Männern. Alle Argumente, Anekdoten und Daten, die vorgebracht werden, um die Behauptung zu untermauern, dass wir in einer unerbittlich frauenfeindlichen Gesellschaft leben, könnten in Wirklichkeit genau das Gegenteil beweisen.“ (…)

2016 hat die australische Regierung ein drastisches Programm zur Bekämpfung ihrer eigenen Frauenfeindlichkeit gestartet. Im Rahmen ihrer „Strategie zur Gleichstellung der Geschlechter“ holte sie den Harvard-Ökonomen Michael J. Hiscox ins Boot, um ein Ungleichgewicht in der Belegschaft der Regierung zu beseitigen: Frauen besetzten 59 Prozent der Stellen, aber nur 49 Prozent der Führungspositionen.

Hiscox‘ Team von Verhaltenswissenschaftlern testete einen Ansatz, der durch eine berühmte Studie über Musiker inspiriert wurde, die in amerikanischen Symphonieorchestern vorspielen. Darin wurde berichtet, dass Frauen bei Blind Auditions, bei denen ein Bildschirm die Musiker vor den Juroren verbarg, viel erfolgreicher waren als bei offenen Auditions. Die Forscher von Hiscox adaptierten diese geschlechtsblinde Strategie für eine randomisierte, kontrollierte Studie mit mehr als 2100 Managern australischer Agenturen. Jeder Manager sah sich eine Gruppe von Lebensläufen an und wählte die vielversprechendsten Kandidaten für eine Führungsposition aus. Einige sahen Lebensläufe ohne Namen, andere sahen die gleichen Lebensläufe mit männlichen oder weiblichen Namen.

Das Experiment hatte eine „unbeabsichtigte Folge“, wie die Forscher in ihrem Bericht „Going Blind to See More Clearly“ enttäuscht feststellten. Wenn Manager einen Lebenslauf mit einem weiblichen Namen wie Wendy Richards bewerteten, setzten sie ihn eher in die engere Wahl, als wenn sie denselben Lebenslauf ohne Namen sahen. Bei einem Namen wie Gary Richards war die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie ihn in die engere Wahl nahmen. Australiens öffentliche Bedienstete haben sich eindeutig der Voreingenommenheit gegenüber Männern schuldig gemacht – und das war den Architekten der Gleichstellungsstrategie nur recht. Die entscheidende Lehre aus diesem Experiment, so die Schlussfolgerung des Hiscox-Teams, ist, dass die Regierung geschlechtsblinde Einstellungsverfahren vermeiden und gleichzeitig nach neuen Wegen suchen sollte, Männer zu diskriminieren (…)“.

Dieser Bericht über männerfeindliche Voreingenommenheit stieß bei Journalisten und Wissenschaftlern auf wenig Interesse. Laut Google Scholar wurde er in der akademischen Literatur durchschnittlich nur fünf Mal pro Jahr zitiert – kein Vergleich zu der Wirkung der Orchesterstudie, die seit ihrem Erscheinen im Jahr 2000 durchschnittlich mehr als 100 Mal pro Jahr zitiert wurde und sich zu einem Dauerbrenner in den Medien und auf Konferenzen zum Thema Vielfalt entwickelte. Die Schlussfolgerungen der Studie wurden so eifrig begrüßt, dass die Wissenschaftler die widersprüchlichen Daten in der Studie fast zwei Jahrzehnte lang ignorierten.

Erst 2019 stellten zwei Analysten außerhalb der Diversitätsbranche – ein Datenwissenschaftler und ein Statistiker der Columbia University – ein Problem fest: Insgesamt schnitten die Musikerinnen bei den Blind Auditions vergleichsweise schlechter ab als bei den offenen Auditions. Nur wenn man sich auf eine Untergruppe von Musikern konzentrierte, konnten die Forscher einen Vorteil für Frauen feststellen, aber dieser Effekt war nicht konsistent, und die Ergebnisse waren statistisch nicht signifikant. Diese Einschränkungen wurden von den Autoren eingeräumt und 2019 von Christina Hoff Sommers im Wall Street Journal beschrieben. Seitdem hat die Orchesterstudie jedoch noch mehr Zitate erhalten – mehr als 200 allein im letzten Jahr.

Für Lee Jussim, Sozialpsychologe an der Rutgers University, der die Forschungsliteratur gesichtet hat, ist die anhaltende Popularität des Themas keine Überraschung. Seine Analyse zeigt, dass Studien, in denen eine Voreingenommenheit gegenüber weiblichen Wissenschaftlern festgestellt wird, in der Regel viel kleinere Stichproben haben (in der Regel weniger als 200 Probanden) als die Studien, die entweder keine Voreingenommenheit oder eine Voreingenommenheit gegenüber männlichen Wissenschaftlern feststellen (in der Regel mehr als 2.000 Probanden). Größere Studien haben normalerweise mehr Gewicht, aber nicht bei diesem Thema: Die kleineren Studien werden in der Regel mehr als fünfmal so oft in der Forschungsliteratur zitiert. „Die einzige Erklärung, die mir einfällt, ist, dass die Feststellung einer Voreingenommenheit gegenüber weiblichen Wissenschaftlern eine nützliche aktivistische Rhetorik ist, um mehr Ressourcen und Publicity zu erhalten“, sagt er. „Ein Großteil der Sozialwissenschaft ist Propaganda, die sich als Wissenschaft ausgibt.“

[Anm.: Beispiele, in denen wissenschaftliche Studien manipuliert wurden oder die Ergebnisse trotz anderer Faktenlage einfach politisch korrekt umgedeutet wurden, so dass man am Ende zu der Forderung nach noch mehr Frauenförderung kommt, haben wir hier schon häufig dokumentiert. Siehe auch unsere Artikel zu Gewalt in Partnerschaften, zum Frauentag, zur DIW Haushaltsstudie, zu Gender Pricing und Petra Light.

(…) Die Behauptung der Voreingenommenheit wurde zum Dogma, und die Diversitätsindustrie floriert seither dank der Unterstützung von Unternehmen, privaten Stiftungen und öffentlichen Einrichtungen wie der National Science Foundation. Die NSF hat im Rahmen eines Programms zur „Verbesserung der Geschlechtergerechtigkeit“ in der Wissenschaft 270 Millionen Dollar an Institutionen und Aktivisten verteilt – und das Geld ist weiter geflossen, obwohl Hunderte von Studien, an denen Hunderte von Universitäten beteiligt waren, und Hunderttausende von Förderanträgen das Gegenteil beweisen.

„Das wissenschaftliche Establishment war unverantwortlich, als es all diese Erklärungen über die Voreingenommenheit gegenüber Frauen abgab, ohne jemals das Bedürfnis zu verspüren, die empirische Literatur zu überprüfen“, sagt der Forscher Stephen Ceci. Er und Wendy Williams – beide Psychologen an der Cornell University und miteinander verheiratet – haben herausgefunden, dass es Wissenschaftlerinnen genauso gut und oft sogar besser geht als vergleichbaren männlichen Wissenschaftlern. Um das klarzustellen, begannen Ceci und Williams vor fünf Jahren eine „kontradiktorische Zusammenarbeit“ mit einer anderen prominenten Forscherin, die eine andere Sichtweise vertrat, nämlich mit Shulamit Kahn, einer Wirtschaftswissenschaftlerin an der Universität Boston, die die Voreingenommenheit gegenüber Frauen in ihrem Fachgebiet erkannt und kritisiert hatte.

Das Ergebnis, das in diesem Jahr veröffentlicht wurde, ist die bei weitem gründlichste und ausgewogenste Bewertung der geschlechtsspezifischen Voreingenommenheit in der akademischen Wissenschaft. Nachdem sie Tausende von Studien gesichtet haben, kommen die Autoren zu dem Schluss, dass Wissenschaftlerinnen zwar in der Vergangenheit diskriminiert wurden, dass sie aber seit dem Jahr 2000 beim Erhalt von Bundeszuschüssen oder bei der Annahme eines Artikels in einer Zeitschrift genauso gut abschneiden wie vergleichbare Männer. Und wenn es darum geht, an Universitäten eingestellt zu werden, haben die Autoren festgestellt, dass Frauen gegenüber Männern mit ähnlichen Qualifikationen im Vorteil sind.“ (…)

Selbst wenn Sie immer noch glauben, dass einige männliche Akademiker insgeheim voreingenommen gegenüber Frauen sind, ist ihr Sexismus eindeutig kein Gegengewicht zu dem enormen sozialen Druck, Frauen einzustellen – und dieser Druck ist auch außerhalb der akademischen Welt offensichtlich. Studien über die Einstellungspraxis für qualifizierte und ungelernte Tätigkeiten haben gezeigt, dass es entweder keine Voreingenommenheit gegenüber Frauen gibt oder eine Voreingenommenheit zu ihren Gunsten, insbesondere in frauendominierten Berufen wie Krankenpflege und Vorschulerziehung. Wie üblich haben all diese Beweise so gut wie keine Beachtung gefunden. Das „weibliche Privileg“ mag real sein, aber es ist nicht berichtenswert. (…)

Für einen Gleichstellungsfanatiker ist es nichts Schlimmes, wenn die australische Regierung oder Besetzungsausschüsse Männer absichtlich diskriminieren oder wenn Gesetze in einigen Staaten und europäischen Ländern Unternehmen dazu zwingen, eine Quote von weiblichen Vorstandsmitgliedern zu ernennen. (…)

In der Realität verdient eine vollzeitbeschäftigte Frau über 25 Jahren in Amerika 84 Cent für jeden Dollar, den ein Mann verdient, aber selbst Gleichstellungsforscher räumen ein, dass dieser Unterschied nicht auf offenkundige sexuelle Diskriminierung zurückzuführen ist (die seit dem Equal Pay Act von 1963 illegal ist). Er ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass Männer sich für besser bezahlte Berufe entscheiden, z. B. Programmierer statt Lehrer, und auf die „Mutterschaftsstrafe“. Zwischen kinderlosen Singles in ihren Zwanzigern gibt es keine nennenswerten geschlechtsspezifischen Unterschiede, aber sobald sie Eltern werden, neigen Mütter dazu, ihre Arbeitszeit zu reduzieren, in einen schlechter bezahlten Job mit mehr Flexibilität zu wechseln oder aus dem Berufsleben auszusteigen. (…)

Aber was würde passieren, wenn alle „systemischen Barrieren“ verschwinden würden? Wirtschaftswissenschaftler haben eine Annäherung an dieses Gleichheitsideal untersucht, indem sie die Daten von Millionen von Uber-Trips in Amerika analysiert haben. Weiblichen Fahrern werden von einem geschlechtsneutralen Computeralgorithmus Fahrten zugewiesen und Entgelte bezahlt. Sie profitieren von dem einen eindeutigen Beispiel für Sexismus, das in den Studien der Ökonomen festgestellt wurde: Während Fahrer beider Geschlechter männlichen und weiblichen Fahrern im Durchschnitt die gleiche Bewertung geben, geben beide Geschlechter den weiblichen Fahrern mehr Trinkgeld.

Dennoch verdienen die männlichen Fahrer am Ende mehr pro Stunde als die weiblichen – etwa 7 Prozent mehr, so die Forscher aus Stanford und von der University of Chicago. Ein Grund dafür ist, dass die Männer mehr Erfahrung am Arbeitsplatz gesammelt haben. Sie fahren in der Regel mehr Stunden pro Woche und bleiben länger in der Firma, so dass sie mehr Zeit hatten zu lernen, wie man den Stundenlohn maximiert. Aber der Hauptgrund – der Faktor, der etwa die Hälfte des Lohngefälles ausmacht – liegt in einem grundlegenden Unterschied zwischen den Geschlechtern. Männer fahren in der Regel schneller als Frauen, und Uber-Fahrer sind da keine Ausnahme. Ihre Durchschnittsgeschwindigkeit ist nur 2 Prozent höher, aber dieser kleine Unterschied bedeutet mehr Fahrten pro Stunde.

Dies ist die Art von Geschlechtsunterschied, den Gleichstellungsbeauftragte lieber ignorieren. Sie schieben die geschlechtsspezifische Diskrepanz bei den Verkehrstoten auf die Tendenz der Männer, aufgrund einer „Testosteronvergiftung“ schneller und rücksichtsloser zu fahren, aber sie wollen nicht zugeben, dass die größere Aggressivität und Risikobereitschaft der Männer auch von Vorteil sein kann. (…)

Gleichstellungsbeauftragte beklagen, dass selbst in Bereichen, die überwiegend von Frauen besetzt sind, zu viele Männer in den Spitzenpositionen sitzen. Aber diese Positionen stellen extreme Anforderungen, und Männer neigen dazu, extremer zu sein – in beide Richtungen. Auch in Obdachlosenheimen und Gefängnissen sind sie in der Überzahl. Ein Grund für die geschlechtsspezifischen Unterschiede zwischen Studenten ist, dass es mehr Jungen mit niedrigem IQ und Lernschwächen gibt. Die IQ-Werte von Frauen weichen nicht so stark vom Durchschnitt ab wie die von Männern, so dass es mehr Männer sowohl an den unteren als auch an den oberen Extremen gibt, und diese größere männliche Variabilität zeigt sich auch bei vielen anderen Merkmalen.

Lawrence Summers verlor seinen Posten als Präsident von Harvard, nachdem er es gewagt hatte, diesen geschlechtsspezifischen Unterschied als Teilerklärung für das Übergewicht von Männern an der Spitze wissenschaftlicher Fachgebiete anzuführen. Doch der gleichmacherische Mob, der ihn absetzte, konnte weder seine Fakten noch seine Logik widerlegen: Welche Eigenschaften auch immer nötig sind, um an die Spitze zu gelangen – Intelligenz, Kreativität, Fleiß, Besessenheit, Ehrgeiz -, es finden sich mehr Männer als Frauen. Dieses Muster erklärt weitgehend die geschlechtsspezifische Diskrepanz bei der Produktivität von Forschern, die vor allem auf die unverhältnismäßig hohe Anzahl von Männern am oberen Ende der Rangliste zurückzuführen ist.

[Anm: Und das Beispiel Lawrence Summers erklärt, warum der Mythos der Frauenfeindlichkeit so hartnäckig Bestand hat, nämlich weil Menschen, die die Wahrheit dazu sagen, zensiert und radikal unterdrückt werden.]

(…) Frauen bevorzugen immer noch Gewinner. Sie sind das wählerischere Geschlecht – auf Tinder wischen sie viel eher nach links – und sie sind besonders wählerisch, wenn es um das Einkommen, die Bildung und die beruflichen Leistungen eines Partners geht, wie Forscher in Analysen von Partnerschaftspräferenzen, Aktivitäten auf Dating-Websites und Heirats- und Scheidungsmustern herausgefunden haben. Die meisten amerikanischen Frauen wünschen sich nach wie vor einen Mann, der mindestens so viel verdient wie sie selbst – und wohlhabendere Frauen sind entschlossener als weniger wohlhabende Frauen, einen Mann mit einer erfolgreichen Karriere zu finden.

Zwar haben sich einige traditionelle Ansichten über die Rolle der Ehefrau geändert, doch wird von den Ehemännern in der Regel immer noch erwartet, dass sie für den Lebensunterhalt sorgen. Ein amerikanisches Paar lässt sich eher scheiden, wenn der Ehemann keine Vollzeitbeschäftigung hat, aber der Beschäftigungsstatus der Ehefrau hat keinen Einfluss auf die Scheidungswahrscheinlichkeit. Studien über die Scheidungsraten in Dutzenden von anderen Ländern haben diese Gefahr für arbeitslose Männer bestätigt, was auch der Komiker Chris Rock beobachtet hat: „Leute, wenn ihr euren Job verliert, verliert ihr auch eure Frau. (…) Sie geht vielleicht nicht an dem Tag, an dem du ihn verlierst, aber der Countdown hat begonnen.“ (…)

Je mehr reale Fortschritte die Frauen machen, desto mehr sorgen sich beide Geschlechter um imaginäre Frauenfeindlichkeit. In Gallup-Umfragen war vor zehn Jahren eine Mehrheit der Amerikaner der Meinung, dass Frauen gleiche berufliche Chancen haben; heute ist eine Mehrheit anderer Meinung. Auch die Unterstützung für Förderprogramme für Frauen hat zugenommen, sie werden von zwei Dritteln der Amerikaner befürwortet und sind besonders bei jüngeren Erwachsenen beliebt. Opposition wird als „Backlash“ gegen Frauen abgetan, und diejenigen, die sich für die Gleichbehandlung der Geschlechter einsetzen, werden (absurderweise) als „männliche Vorherrscher“ [Anm.: in Deutschland als „Frauenfeinde“, „Frauenhasser“ und natürlich als „Nazis“] abgestempelt. In der Wissenschaft und in Unternehmen wie Google (das einen Ingenieur entlassen hat, der ein Memo geschrieben hatte, in dem die Geschlechterforschung genau beschrieben wurde) ist es ein größeres Karriererisiko als je zuvor, eine geschlechtsspezifische Diskrepanz auf sexuelle Unterschiede zu schieben – es sei denn, die Diskrepanz wirft ein schlechtes Licht auf Männer.

„Männerfeindlichkeit wird nicht nur toleriert, sondern aktiv gefördert“, sagt Winegard. „Sie ist zum allgemeinen Gewäsch geworden: Wenn man bei Oprah auftritt und Männer für irgendein Problem verantwortlich macht, klatscht das Publikum automatisch. Es herrscht eine offene Feindseligkeit gegenüber normalem männlichem Verhalten. (…)“.

Er und Clark, seine Koautorin (und Ehefrau), hatten bisher noch nicht viel Erfolg dabei, Forscherkollegen oder die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, die weit verbreitete männerfeindliche Voreingenommenheit anzuerkennen, aber sie hoffen, dass die Beweise irgendwann Wirkung zeigen werden, und sei es nur, weil Misandrie letztlich auch den Frauen schadet. Es gäbe mehr heiratsfähige Männer mit Hochschulabschluss und erfolgreicher Karriere, wenn die Schulen nicht so männerfeindlich wären – von den Grundschulen, die „Girl Power“ fördern, bis hin zu den Colleges, die die Unschuldsvermutung für Männer, die sexueller Übergriffe beschuldigt werden, abgeschafft haben. (…)“

Mit wenigen Ausnahmen – wie der Schauspielerin Amber Heard, die von ihrem Ehemann Johnny Depp erfolgreich verklagt wurde – müssen Frauen, die den Ruf und die Karriere von Männern durch falsche Anschuldigungen ruinieren, in den Medien oder vor Gericht kaum mit Konsequenzen rechnen. Wie Bettina Arndt dokumentiert hat, weigerten sich Polizei und Staatsanwaltschaft routinemäßig, selbst in eindeutigen Fällen von Meineid zu handeln. (…) Die meisten Frauen möchten immer noch, dass Männer den ersten Schritt beim Werben machen, aber wer möchte schon riskieren, bei der Personalabteilung angezeigt zu werden, weil sie eine Kollegin „unerwünschter Aufmerksamkeit“ ausgesetzt haben? Sogar ein rein berufliches Treffen unter vier Augen ist riskant, wenn etwas Unschuldiges missverstanden wird – oder von einer feindseligen Kollegin falsch beschrieben wird, der die Voreingenommenheit „Glaube allen Frauen“ ausnutzt.

Viele männliche Führungskräfte und Arbeitnehmer sind misstrauisch geworden, wenn sie sich allein mit einer Frau treffen, ein Trend nach #MeToo, der in Umfragen bestätigt und von berufstätigen Frauen und Diversity-Beratern allgemein beklagt wird. (Natürlich gibt die Diversity-Industrie den Männern die Schuld daran und erwartet, dass sie die neuen Risiken, denen sie ausgesetzt sind, ignorieren). (…)

Die neue männliche Scheu hat ein heikles Thema für die Diversity-Branche aufgeworfen: den Wert männlicher Mentoren. In der Branche wird seit langem argumentiert, dass Frauen bei Beförderungen bevorzugt behandelt werden sollten, weil sie als Führungspersönlichkeiten den jüngeren Frauen, die gegen die Frauenfeindlichkeit des Patriarchats ankämpfen, mehr helfen können. Aber ist das wirklich so? Im Jahr 2020 veröffentlichte Nature Communications eine Studie über mehr als 3 Millionen Mentor-Protégé-Beziehungen zwischen den Autoren wissenschaftlicher Arbeiten. Dabei zeigte sich, dass weder die weiblichen Nachwuchswissenschaftlerinnen noch ihre weiblichen Mentoren besondere Vorteile aus der Zusammenarbeit zogen: Ihre anschließende Forschung hatte weniger Einfluss (gemessen an den Zitaten) als die der weiblichen Nachwuchswissenschaftlerinnen und älteren Wissenschaftler, die mit Männern zusammenarbeiteten.

Der Artikel, dessen Hauptautorin eine Nachwuchswissenschaftlerin war, löste bei älteren Wissenschaftlerinnen so viel Empörung aus, dass sich die Zeitschrift für seine Veröffentlichung entschuldigte und einen offensichtlich zynischen Vorwand (methodische Spitzfindigkeiten, die bei ähnlichen Forschungsarbeiten mit politisch akzeptablen Schlussfolgerungen nicht angewandt worden waren) nutzte, um die Autoren unter Druck zu setzen, den Artikel zurückzuziehen. In ihrer Erklärung zum Rückzug des Artikels erklärten die Autoren, dass sie ihre wichtigsten Ergebnisse zwar nach wie vor für gültig hielten, aber „tiefes Bedauern“ darüber empfänden, dass sie Wissenschaftlerinnen „auf individueller Ebene Schmerz bereitet“ hätten.

Sie verkündeten auch pflichtbewusst ihr eigenes „unerschütterliches Engagement für die Gleichstellung der Geschlechter“ und schlossen: „Wir hoffen, dass die akademische Debatte darüber, wie echte Gleichstellung in der Wissenschaft erreicht werden kann, weitergeht – eine Debatte, die von einem robusten und lebhaften wissenschaftlichen Austausch lebt.“ Aber wie konnten sie das nur glauben? Die Zensur ihres Papiers hat das Gegenteil bewiesen: Die Kampagne für „Geschlechtergerechtigkeit“ gedeiht durch Unterdrückung der Debatte. Die Herausgeber von Fachzeitschriften sind so ängstlich geworden, dass selbst Forscher mit einer hervorragenden Publikationsbilanz nur noch schwer eine Zeitschrift finden, die das Gender-Dogma in Frage stellt. Das Überleben der Diversity-Industrie hängt davon ab, Wissenschaftler und die Öffentlichkeit dazu zu bringen, an den Mythos der Frauenfeindlichkeit zu glauben – oder zumindest so zu tun, als ob sie daran glauben.

(…) Die Diversity-Industrie [verleumdet] das eine Geschlecht, während sie das andere unverdientermaßen belohnt. Sie fördert (…) Mittelmäßigkeit und Stagnation, erniedrigt und demoralisiert beide Geschlechter, indem sie hart arbeitende Männer bestraft und Frauen ermutigt, sich in einer eingebildeten Opferrolle zu suhlen.

Die Diversity-Industrie hat die Wissenschaft und so viele andere Institutionen korrumpiert, (…) Egal, wie viel Schaden sie der Gesellschaft zufügt, egal, wie sehr sie die Beziehungen zwischen den Geschlechtern vergiftet, die Diversity-Industrie wird an ihrem Privileg festhalten, bis wir erkennen, dass (…) sie mit einer Lüge hausieren geht.

Interessanter Aspekt am Rande: Ist Ihnen aufgefallen, dass der Autor kein einziges Mal von „Feminismus“ schreibt, sondern immer nur von Diversity-Industrie u.ä.? Ob er den Beitrag nicht hätte veröffentlichen dürfen, wenn er von „Feminismus“ geschrieben hätte?

Bildquelle AdobeStock_562074646

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Lesermeinungen

  1. By Boche

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  2. By Benjamin Silbernagel

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  3. By Mathematiker

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