Bundesforum Männer übernimmt maskulistische Position
Bundesforum Männer übernimmt maskulistische Position
„Das Bundesforum setzt sich für die Überwindung des Tabus des Mannes als Opfer von Gewalt ein. Geschlechterstereotype, die einseitige kollektive Rollenzuschreibungen bei Opfern und Tätern zementieren, werden aufgedeckt und verändert.“
Anspruchsdenken des Bundesforums Männer, Quelle: https://bundesforum-maenner.de/ueber-uns/plattform/, Abruf 22.3.2023
Manche brauchen etwas länger. Im SWR befand der Vorsitzende des Bundesforums Männer Thomas Altgeld: „Warum sollen Frauen da bessere Menschen sein als Männer?“, nur 22 Jahre nach Erscheinen von Arne Hoffmanns Buch „Sind Frauen bessere Menschen?“. Zum echten Einsatz für Männer fehlt allerdings noch einiges.
Am 8.3.2023 (Weltfrauentag) fand eine Diskussion zum Thema „Quoten, Sexismus und Gedöns – Frauen in der Politik“ im SWR2 Forum statt. Marion Theis diskutierte mit Thomas Altgeld, Dr. Dorothee Beck und Yvonne Magwas. Yvonne Magwas (CDU) ist Bundestagsvizepräsidentin. Dorothee Beck sieht sich als Spezialistin zum Thema „Antifeminismus“, ist u. a. auch als Autorin für die Heinrich-Böll-Stiftung tätig und veröffentlicht auch anderweitig Männerbashing-Literatur. Ihr Buch „Konkurrenz für das Alphamännchen“ veröffentlichte sie zusammen mit Prof. Anette Henninger, die eine Million Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung für das Projekt REVERSE erhalten hat. Und sie ist – in der hier betrachteten Runde – die Stichwortgeberin für Thomas Altgeld. Thomas Altgeld ist Vorsitzender des profeministischen Bundesforums Männer, das sich als offizielle Interessenvertretung von Männern ausgibt und vom Frauenministerium mit mittlerweile über 600.000 Euro Steuergeldern jährlich alimentiert wird.
Die SWR-Diskussion
Das Bundesforum Männer behauptet auf seiner Plattform, sich dafür einsetzen zu wollen, dass alle Geschlechter gleichberechtigt im Fokus der politischen und gesellschaftlichen Gestaltung stehen. Hören wir rein in die SWR-Diskussion, wo das Bundesforum Männer den gleichberechtigten Fokus von Männern sieht. Ab etwa 15:10 der Aufzeichnung meint Dorothee Beck zu wissen, dass sich sog. „Männerrechtler“ bei Online-Gewalthandlungen „ziemlich tummeln“, ohne jeglichen Beleg zu nennen. Stattdessen gibt sie den Ball an Thomas Altgeld weiter, der ein „bissl was dazu sagen“ kann. Und auf Stichwort legt Altgeld, wie von Dorothee Beck auferlegt, gegen die sogenannten „Männerrechtler“ los, schüttet zumindest einen Teil des üblichen Kübels verbalen Unrates ab, wenn es um Menschen geht, die sich wirklich für den Abbau von Männertäter-Frauenopfer-Stereotypen einsetzen. Dort gäbe „es einen richtigen Hass auf Frauen“, es seien Männer, „die sich als das diskriminierte, unterdrückte Geschlecht“ fühlen würden und sich in ihren „organisierten Blasen“ tummelten und sieht dies süffisant als Ergebnis einer „sehr verzerrten Wirklichkeitswahrnehmung“.
„Männerrechtler“
„Männerrechtler“ ist im feministischen Milieu ein Feindbild-Begriff, unter dem undifferenziert alle Männer (und zum Teil sogar Frauen) zusammengefasst werden, die die Anliegen männlicher Opfer von Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch in die geschlechterpolitische Diskussion einbringen möchten und somit Männertäter-Frauenopfer-Stereotypen wirklich abbauen wollen.
Zweifellos gibt es Männer, die Frauen hassen. Genauso wie es Frauen gibt, die Männer hassen. Im Feminismus tummeln sich beispielsweise sogar Vertreterinnen, die u. a. Männer-Selbstmordkammern einrichten wollen und sogar schon reale Mordversuche unternommen haben (Valerie Solanas), den Männeranteil in der Bevölkerung auf 10 Prozent reduzieren möchten (Sally Miller Gearhart) oder „einen Mann zu einer blutigen Masse geprügelt sehen” möchten (Andrea Dworkin) – und das sind nur die prominentesten mit solchen Einstellungen. Wer aber eine ganze Gruppe scheinargumentativ auf deren extremistische Ränder reduziert, will keine Brücken bauen, sondern Gräben vertiefen. Es sieht so aus, als wolle das Bundesforum Männer eine billige Ausrede liefern, mit der es seine Dialogverweigerung gegenüber Vereinen wie uns schönzureden versucht.
Es ist klar und völlig in Ordnung, dass am Frauentag die Leistung von Frauen besonders gewürdigt wird und Frauenthemen im Fokus stehen. Dass eine Dorothee Beck aber unbedingt darauf pocht, Männer beschämen zu müssen, um Frauen erhöhen zu können, sagt viel über ihr Frauenbild, ihr Männerbild und ihr Geschlechterkriegsdenken aus. Und ein dermaßen willfähriges, unreflektiertes Kleinreden männlicher Opfer von Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch ist insbesondere für eine angebliche Interessenvertretung von Jungen und Männern auch am Frauentag unpassend und überflüssig.
Von Blasen und Blasenmachern
Altgeld beklagt in dem SWR-Beitrag, dass sich die „Männerrechtler“ in einer „organisierten Blase“ tummeln würden. Das behauptet ausgerechnet das Bundesforum Männer, dessen auserwählte Vertreter sich in ihrem Elfenbeinturm einigeln und sich nur in politfeministischen Kreisen bewegen, in denen Männer nur als hochbezahlte Topmanager und Gewalttäter wahrgenommen werden. Und dass Jungen seltener Abitur als Mädchen, weniger Männer als Frauen einen Uni-Abschluss und dazu noch die schlechteren Abschlüsse machen, „ist noch kein Grund zum Wehklagen“, ließ Altgelds Vorgänger als Vorsitzender des Bundesforums Männer, Martin Rosowski verlauten. Schließlich landeten am Ende trotzdem mehr Männer in Führungspositionen. Und wenn es mal nicht klappt, dann sind Jungen und Männer halt einfach Versager, die der Gesellschaft nur unnötige Kosten verursachen, wie uns ein Männerkostenrechner Boris von Heesen vorrechnet. Boris von Heesen ist übrigens Anfang des Jahres Ehrenmitglied des Bundesforums Männer geworden.
Aber nicht nur das. Diese Blase „Bundesforum Männer“ grenzt seit seinem Bestehen Vereine wie MANNdat gezielt und systematisch aus der Teilhabe aus, verweigert sogar den Dialog mit diesen. Und dies, obwohl man laut seiner Plattform offen „für Akteure aus Politik, Wirtschaft, Sozialsystemen, Kirche, Religionsgemeinschaften, Rechtswesen, Wissenschaft und sonstigen gesellschaftlichen Bereichen“ wäre. Das Gegenteil ist der Fall. Unsere Einladungen und Gesprächs- und Dialogangebote auf unseren Gender-Kongressen hat das Bundesforum Männer missbraucht, um uns bei den Referenten in den Schmutz zu ziehen und diesen Austausch zu jungen-, väter- und männerpolitischen Anliegen zu verhindern.
Wenn also Altgeld ab Minute 10:20 behauptet, das Bundesforum Männer unterstütze auf jeden Fall eine andere Form von Debattenkultur, ist das sehr euphemistisch, ja fast sogar zynisch. Denn in der Geschlechterpolitik findet keine Debatte statt, sondern ein frauenpolitischer Monolog und das Bundesforum Männer ist willfähriger Helfer, dass es dabei bleibt. Es verhindert aktiv Debatten, in denen Männer ihre Anliegen vorbringen möchten.
Anstatt mit Männern in der realen Welt mit ihren realen Herausforderungen, Problemen und Wünschen zu reden, rennt das Bundesforum Männer immer noch falschen Propheten hinterher, die ihm einreden, dass man nur über, aber nicht mit „Männerrechtlern“ rede.
Die „Debattenkultur“ des Bundesforums Männer
Wenn Herr Altgeld meint, „diese Hassbotschaften, vielleicht auch nicht in dem Umfang, schlagen uns auch entgegen“, möchten wir hier einhaken und auf Hassbotschaften hinweisen, die dem Bundesforum Männer entgegenschlagen, online, ohne Anonymität der Täterinnen. Hassbotschaften, „die wirklich unter jede Gürtellinie, oder auch unter jeden menschlichen Anstand gehen.“ [Altgeld]
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„Einfach mal die Klappe halten“, Männer auch im Bundesforum sollen rollenkonform zu Geschlechterthemen schweigen, anstatt sich zu emanzipieren.
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MenAreTrash, auch die Männer im Bundesforum werden mit menschenverachtender Hetze Müll gleichgesetzt oder sollen bei killallmen gleich komplett eliminiert werden.
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Es sollen Terrorbanden gegründet werden, um auch die alten weißen Männer des Bundesforums aus dem Weg zu schaffen.
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Endlich! ist es soweit, Partnerinnen der Männer auch des Bundesforums werden aufgefordert, mit dem Küchenmesser blutige Rache zu verüben – etwa bei einer Ankündigung der Trennung.
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„Ruch- und ehrloses Geflenne“, Beschämungsartikel, persönlich gerichtet an Männer, die es wagen, Hassbotschaften zu thematisieren, damit sie weiterhin die Klappe halten.
Um Herrn Altgeld mit vertauschtem Geschlecht zu zitieren, wie es sich für eine tatsächliche „Lobby für Männer“ gehören würde: „Es ist wichtig, das zu skandalisieren und Öffentlichkeit herzustellen, wie mit Männern in der Geschlechterpolitik umgegangen wird. Es ist nicht tragbar, das ist Sexismus, den wir im öffentlichen Raum von unseren Medien schon gar nicht wollen.“
Wir fragen das Bundesforum Männer und Herrn Altgeld persönlich: Wie „wichtig“ war es Ihnen in oben genannten Fällen, tatsächlich zu „skandalisieren und Öffentlichkeit herzustellen“?
Bisher bekannt ist: Statt zu skandalisieren und Öffentlichkeit herzustellen hat das Bundesforum Männer das Dossier „Gleichstellungspolitik für Männer“ des BMFSFJ ausdrücklich begrüßt, in dem sie aufgefordert wurden, einfach mal die Klappe zu halten. Es hat sich von Teresa Bücker feiern lassen, die verantwortlich für den Terrorbanden-Aufruf war und sich an der MenAreTrash-Hasskampagne beteiligte. Der Zeitschrift Emma, Ort der Veröffentlichung des o.g. Küchenmesserrachefeldzuges, gab der ehemalige Vorsitzende gerne ein Interview.
Das ist also die „neue Debattenkultur“, die das Bundesforum Männer schätzt.
Auch auf seinem persönlichen Twitteraccount zeigt Herr Altgeld, was er unter „neuer Debattenkultur“ versteht, und teilt übrigens recht gleichstellend gegen männliche und weibliche Politiker aus – so lange sie in bestimmten Parteien sind:
Mal werden Politiker als „peinlich & borniert“ bezeichnet, Herr Altgeld sieht „Gagafotos“, er spricht von der „Ahnungslosigkeit einer ehemaligen #Frauenministerin„, oder von „Überforderte Familienministerin“ und „dilettierende Querdenkerin“ und „hassbotschaftet“ „alter weißer Mann von Gestern“.
Strohmannargumente
Zurück zum SWR2 Forum. Belege oder Beispiele für die mutmaßlichen Vergehen dieser „Männerrechtler“ liefert das Bundesforum Männer, das auf seiner Homepage von einer Solidarität mit allen Männern fabuliert, übrigens ebenso wenig wie Dorothee Beck. Als einzige „Beweise“ dieser angeblichen Gewalt gegen Frauen führt Altgeld Beiträge auf, in denen Frauen kritisiert würden. Dieser Seitenhieb gilt vermutlich unseren offenen Briefen an Ministerinnen zu ihrer Einführung feministischer Außenpolitiken, feministischen Entwicklungshilfepolitiken usw., in der wir deren einseitige Geschlechterpolitik kritisieren, weil sie männliche Opfer von Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung unsichtbar machen.
Das, was das Bundesforum Männer hier also rabulistisch in die Frauenhass-Ecke schiebt oder gar als Gewalt gegen Frauen diskreditieren will, ist das „Petitionsrecht“ nach Art. 17 Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland. Danach hat jedermann das Recht, sich einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen schriftlich mit Bitten oder Beschwerden an die zuständigen Stellen und an die Volksvertretung zu wenden. Das Petitionsrecht ist ein Charakteristikum demokratischer Teilhabe.
Wir kritisieren mit unseren offenen Petitionen nicht die Frau (würden wir auch bei einem Mann tun), sondern deren polarisierende Tätigkeit in ihrem Amt, weil sie kraft ihres Amtes für alle Bürger zuständig ist und nicht nur für den weiblichen Teil dieser Bürger. Frauenfeindlich ist hierbei also lediglich das Bundesforum Männer, das das Amt einer Ministerin auf ihr Geschlecht reduziert und nicht als Trägerin des Amtes gesehen wird. Wir schreiben dabei nicht nur weibliche Minister an. Dass es oft Frauen sind, hängt damit zusammen, dass geschlechterpolitisch relevante Positionen immer noch frauendominiert sind. Es ist ein Bereich, der bei der Paritätsdiskussion immer unter dem Teppich gekehrt wird. Parität wird nur dort gefordert, wo Frauen in attraktiven Positionen schlechtere Quoten aufweisen. Die übliche Rosinenpickerei eben.
Einerseits tummeln wir uns also laut Bundesforum Männer in einer „organisierten Blase“ und andererseits wird uns die Teilhabe am politischen Dialog auf Basis des Petitionsrechtes als „Frauengewalt“ unterstellt und die Durchführung von Gender-Kongressen durch uns bekämpft.
Immerhin zeigt uns dieser Seitenhieb Altgelds, dass wir mit diesen Nadelstichen durchaus einen wunden Punkt in der penetranten Einseitigkeit der Geschlechterpolitik mit ihrem einhelligen Narrativ des Männertäter-Frauenopfer-Stereotyps treffen. Und immerhin haben wir erreicht, dass 2021 erstmals ein Budget für Gewaltopferhilfe für männliche Gewaltopfer eingerichtet wurde. Im Vergleich zu ihrem Gewaltopferanteil ist das zwar noch extrem wenig, aber immerhin. Im Jahr 2022 wurde dieses kleine Budget unter grüner Führung des Familienministeriums leider wieder gekürzt. Eine Kritik des Bundesforums Männer blieb aus. Stattdessen wurden zeitgleich die Pfründe des Bundesforums Männer um über 50 Prozent erhöht.
Thomas Altgeld verkündet Halbwahrheiten
Stattdessen inszeniert Altgeld das Bundesforum Männer als Opfer von Beschimpfungen „als lila Pudel oder tatsächlich als Interessenvertreter von Frauen“, weil das Bundesforum Männer die Initiative Parität unterstützen würde. Tatsächlich äußerte MANNdat Kritik an dem Engagement des Bundesforums Männer. Was Altgeld allerdings vertuscht, ist, dass MANNdat nicht die Unterstützung kritisiert, sondern weil das Bundesforum Männer als angebliche Interessenvertretung von Jungen, Vätern und Männer bei dieser Gelegenheit nicht auch Parität für Männer und Jungen einforderte, Parität für Männer in Gleichstellungsgremien und auf Gleichstellungsposten oder zumindest einmal dort ein Wahlrecht für Männer, eine Parität für Jungen im internationalen Engagement beim Kampf für Kinderrechte, eine Parität in wichtigen, zukunftsweisenden Berufsbereichen für Männer im Bildungs- oder Erzieherwesen oder Parität im Sorgerecht. Das kann man in unserem Beitrag „Bundesforum Männer macht wieder nur Frauenpolitik“ zweifelsfrei nachlesen. Kann es also sein, dass die angebliche „Beschimpfung“ des Bundesforums Männer „als Interessenvertreter von Frauen“ gar keine ist, sondern eine unübersehbare Tatsache darstellt?
Im Klappentext zu Nicola Gess‘ Buch „Halbwahrheiten“ heißt es: „Halbwahrheiten gehören zu den auffälligsten und wirkmächtigsten Instrumenten des sogenannten postfaktischen politischen Diskurses – eines Diskurses, der zwischen Relativismus und Zynismus schwankt und für den die Verwandlung von Fakten in bloße Meinungen ebenso typisch ist wie das Streben nach Aufmerksamkeit und die Demonstration autoritärer Setzungsmacht. Ob Fake News, Verschwörungstheorien oder populistische Propaganda: Sie alle kommen nicht ohne Halbwahrheiten und ihre Manipulation von Wirklichkeit aus.“
Die Fakten sind eindeutig
Sowohl WHO-Gewaltbericht, als auch die deutsche Kriminalstatistik und der RKI-Männergesundheitsbericht aus 2014 belegen eindeutig, dass Jungen und Männer häufiger Opfer von Gewalt sind als Frauen. Thomas Altgeld weiß das. Immerhin hat er sich Jahrzehnte lang für Männergesundheit eingesetzt und diese auch in zahlreichen Büchern und Beiträgen thematisiert, von „Männergesundheit – Neue Herausforderungen für Gesundheitsförderung und Prävention“ (2004), bis zu seinem Beitrag „Männerfreundliche Gesundheitspolitik – noch ein weiter Weg“ (2021) im SuchtMgazin 2021.
Er weiß, dass männliche Opfer von Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung zu marginalisieren oder sie gar ins Lächerliche zu ziehen, die Ohnmacht der Opfer fördert. Der RKI-Männergesundheitsbericht legt dar, dass bestimmte Gewaltereignisse außerhalb der männlichen Normalitätsvorstellung liegen (Schambesetztheit »unmännlicher« Gewalterlebnisse, z.B. Männer als Opfer von Gewalt durch weibliche Täter, sexuelle Gewalterfahrungen). So hatte beispielsweise kein einziger Mann, der angegeben hatte, häusliche Gewalt durch die Partnerin erfahren zu haben, die Polizei gerufen, auch dann nicht, wenn er der Meinung war, die Partnerin müsse bestraft werden. (RKI-Männergesundheitsbericht, S. 143)
Das Bundesforum Männer ist deshalb nicht authentisch und verstößt gegen seine Grundsätze, wenn es Männer als Opfer von Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung als sehr verzerrte Wirklichkeitswahrnehmung marginalisiert oder sogar als Form von Gewalt gegen Frauen diskreditiert und Männern suggeriert, sie seien nur verkappte Frauenhasser, wenn sie sich als Opfer von Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung zu erkennen geben.
Problematisch ist dabei, – so der RKI-Männergesundheitsbericht weiter – dass in der öffentlichen ebenso wie in der wissenschaftlichen Diskussion Gewalt gegen Männer kaum verortet ist. Die fehlende Diskussion hat zur Folge, dass Opfererfahrung in männlichen Selbstkonzepten nicht repräsentiert ist. Daher ist erlebte Gewalt für Männer – wie auch für Frauen – schwer zu artikulieren. Es fehlen nicht nur Einrichtungen zum Schutz männlicher Opfer, sondern Männer mit Opfererfahrungen laufen Gefahr, retraumatisiert zu werden, wenn sie in ihrer Opferrolle als unmännlich stigmatisiert werden.“ (RKI-Männergesundheitsbericht, S.144)
Und es ist nicht das erste Mal, dass das Bundesforum Männer sein Bekenntnis, sich für die Überwindung des Tabus des Mannes als Opfer von Gewalt einsetzen zu wollen und Geschlechterstereotype, die einseitige kollektive Rollenzuschreibungen bei Opfern und Tätern zementieren, aufdecken und verändern zu wollen, missachtet. Schon im „Survival-Kit für Männer unter Druck“, dem Präventionsbeitrag der Dachorganisationen für Jungen-, Männer- und Väterarbeit in der Schweiz (www.maenner.ch), Österreich (www.dmoe-info.at) und Deutschland (www.bundesforum-maenner.de), wurden die Männertäter-Frauenopfer-Stereotype kolportiert und männliche Opfer von Gewalt marginalisiert. Die Tatsache, dass bei uns jeder vierte Mann selbst Opfer häuslicher Gewalt wird, wurde in der Broschüre politisch korrekt totgeschwiegen. Nur ganz am Schluss gab es noch dazu zwei Alibisätze: „Nimm eigene Verletzungen und Verwundungen ernst. Such dir auch Unterstützung, wenn du selbst Opfer von psychischer oder physischer Gewalt bist.”
Ein solcher Satz ist genau das, was auf der Pressekonferenz vom 24. April 2013 zur Vorstellung des zweiten Männergesundheitsberichts der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit und der Stiftung Männergesundheit kritisiert wurde: „Männer werden selbst dann noch als handlungsmächtig angesehen, wenn sie in Not sind. Selbst die Geschlechterdebatte, also eine vermeintlich fortschrittliche Diskussion über Rollenbilder und das Verhältnis von Männern und Frauen, geht selbstverständlich davon aus, dass Männer ihr Leben beherrschen können und kein Opfer ihrer Situation sind. Das ist ja der Grund, warum eine um mehr als fünf Jahre geringere Lebenserwartung, eine dreifach höhere Suizidrate oder auch eine 4,4mal höhere ADHS-Diagnose bei Jungen (ca. 8 % gegenüber 1,8 %) kaum einmal geschlechtsspezifisch skandaliert werden.“ (Quelle: https://www.dieg.org/wissenschaft/maennergesundheitsberichte/zweiter-maennergesundheitsbericht/; Abruf 20.3.2023)
Fazit
Geschlechterpolitik reduziert sich bis heute ausschließlich auf die „Frauenfrage“ und sonst nichts. Der Erfolg dieser Geschlechterpolitik wird ausschließlich an Frauenquoten gemessen. Und pragmatisch gesehen ist jeder Junge, der im Bildungssystem scheitert und arbeitslos auf der Straße oder zumindest in einem prekären Arbeitsverhältnis landet, oder sich vielleicht sogar gleich umbringt, ein Gewinn für die Frauenquote.
Der frauenpolitische Monolog beim SWR macht wieder deutlich, dass eine Interessenvertretung von frauenpolitischen Gnaden nicht funktionieren kann. Wenn das Bundesforum Männer wirklich etwas für Männer tun und nachhaltig ändern will, muss es aufhören, seinen männerpolitischen „Erfolg“ am Lob und der Anerkennung der Frauenpolitik zu messen und statt dessen selbstbewusst die legitimen Anliegen und Belange von Jungen, Vätern und Männern in die geschlechterpolitische Diskussion einbringen und nicht einfach immer nur das tun, was die Frauenpolitik möchte. Es muss die Teilhabe von Jungen, Vätern und Männern, also die, deren Interessen das Bundesforum Männer angeblich vertreten will, fördern und einfordern, anstatt sie zu bekämpfen und auszugrenzen. Auch Jungen, Väter und Männer haben berechtigte Wünsche und diese sind in der politischen Diskussion gleichwertig zu berücksichtigen.
Quelle Beitragsbild: adobestock_120908334_user_denisismagilov_blond_woman_angel-200×200-1.jpg
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Herr Altgeld bleibt auch weiterhin seiner „Debattenkultur“ treu, und bezeichnete kürzlich einen Minister (w, CDU) als „unfähig“ https://twitter.com/TAltgeld/status/1648739444646608907
Zum Ex-Frauenminister (w, CDU) von der Leyen finden sich keine so qualifizierten Debattenbeiträge.
Und zum aktuellen Außenminister Baerbock (w, Grüne), prominentes Opfer Precht’scher „Hetze“, findet sich eher Kommentargold wie „irre, wie erfolgreich bezahlte Rufmordkampagnen […] sein können“
Nun, da kann man nur beipflichten, wenn man dabei an andere Rufmordkampagnen denkt.