Männergesundheit – (k)ein Thema?
Männergesundheitsbericht und Männergesundheitsdatenbank
Die Forderung nach einem Männergesundheitsbericht (in Ergänzung zum 2001 von der Regierung herausgegebenen Frauengesundheitsbericht)wird seit Jahren von allen politischen Entscheidungsträgern abgelehnt bzw. nicht unterstützt. Als Begründung hieß es u.a.:
Mit der Herausgabe des Frauengesundheitsberichtes im Jahr 2001 … sollte daher nicht nur eine Lücke im Hinblick auf die Defizite im Bereich Frauengesundheit geschlossen werden, sondern es war ganz wesentlich beabsichtigt, die Etablierung einer geschlechtersensiblen Gesundheitsberichterstattung im Sinne des Gender Mainstreaming zu initiieren und den Weg dorthin aufzuzeigen. [8]
Ähnliche Begründungen lieferten auch das Bundesgesundheitsministerium und diverse Ländergesundheitsministerien, die einen Frauengesundheitsbericht, jedoch keinen Männergesundheitsbericht herausgebracht haben. Die Ablehnung eines Männergesundheitsberichtes ist bis heute geblieben. Ein Frauengesundheitsbericht sei notwendig, um frauenspezifische Gesundheitsdefizite zu ergründen, ein Männergesundheitsbericht sei nicht erforderlich, da es im Umkehrschluss keine männerspezifischen Gesundheitsdefizite zu ergründen gäbe.
Diese Argumentation ist schon auf den ersten Blick nicht stichhaltig. Ob männerspezifische Gesundheitsdefizite bestehen, soll ja gerade durch einen Männergesundheitsbericht geklärt werden. So besteht z.B. ein erhebliches Defizit bei der Erkennung und der Diagnose von Depressionen bei Männern.
Auch der Gesundheitsbericht für Deutschland aus dem Jahr 2006 konzentriert sich im geschlechtersensiblen Teil wieder vorrangig auf Frauengesundheit. Hierzu ein Zitat von M. Stiehler:
In diesem Bericht ist in den Statistiken zwar die Geschlechterdifferenzierung umgesetzt, jedoch werden Widersprüche übergangen (bspw. beim Thema Depressionen) und spezifische Lebenslagen von Männern gar nicht genannt (z.B. alleinerziehende Väter). Es ist davon auszugehen, dass ein Teil gesundheitlicher Probleme von Männern und insbesondere deren gesellschaftliche Ursachen noch gar nicht erkannt sind. [9]
Die Ablehnung eines Männergesundheitsberichtes lässt sich deswegen nicht durch Sachargumente erklären, sondern eher auf Basis geschlechterpolitischer Voreingenommenheiten.
Aber auch in zukünftigen geschlechtersensiblen Gesundheitsberichten für beide Geschlechter wird der männerspezifische Gesundheitszustand kaum Berücksichtigung finden können, da es im Gegensatz zu einer Frauengesundheitsdatenbank in der BzgA (Bundesanstalt für gesundheitliche Aufklärung) keine Männergesundheitsdatenbank gibt.
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