Männergesundheit – (k)ein Thema?

von Dr. Bruno Köhler

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

Zum Selbstverständnis der BzgA ein Auszug aus der Internetpräsenz dieser Einrichtung:

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist eine Behörde im Ge­schäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit. Bei ihrer Gründung 1967 wurden ihr folgende Aufgaben übertragen:

  • Erarbeitung von Grundsätzen und Richtlinien für den Inhalt und die Methoden einer praktischen Gesundheitserziehung
  • die Aus-und Fortbildung der auf dem Gebiet der Gesundheitserziehung und ­-aufklärung tätigen Personen
  • die Koordinierung und Verstärkung der gesundheitlichen Aufklärung und Gesundheits­erziehung im Bundesgebiet
  • die Zusammenarbeit mit dem Ausland.

Die Informationsangebote der BZgA über gesundheitliche Risiken, über Möglichkeiten zu einer gesunden Lebensführung sowie über die präventiven Angebote des Gesundheits­systems sollen den Bürgerinnen und Bürgern helfen, Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen und das Gesundheitssystem sachgerecht zu nutzen.

Massenmediale Angebote der BZgA machen auf gesundheitsrelevante Themen und Probleme aufmerksam und vermitteln grundlegende Informationen darüber, personal­kommunikative Aktivitäten zielen vor allem ab auf eine vertiefende Auseinandersetzung mit diesen Themen.

Die Vermittlung und Stärkung von Kommunikations-und Handlungskompetenzen als Vor­aussetzung für die Fähigkeit, den Lebensalltag zu gestalten, Problemsituationen zu meis­tern und einen gesundheitsförderlichen Lebensstil zu entwickeln, ist ein wichtiger Ansatz­punkt der Präventionsarbeit der BZgA. [37]

Die Analyse
Eine einfache Analyse der Angebote und Maßnahmen (Stand 08.06.09) zeigt, dass die Tätigkeit der BZgA ihrem Selbstverständnis nicht in allen Belangen nachkommt.

Ein flüchtiger Besucher könnte die Startseite der BzgA  leicht für eine Frauenge­sundheitsseite halten. Als Blickfang findet man dort links oben eine Bildmontage, mit einer jungen Frau, einer AIDS-Schleife, einem Organspendeausweis und drei Fußballerinnen.

Betrachtet man das Menü eingehender, stellt man fest, dass es einen Themenschwerpunkt Frauen­gesundheit gibt, einen Themenschwerpunkt Männergesundheit hingegen nicht. Weiterhin führt die BZgA eine Frauengesundheitsdatenbank . Diese von der BZgA erarbeitete Datenbank liefert Informationen für alle, die im Bereich Frauenge­sundheit arbeiten, forschen oder beraten. Mit dem Frauengesundheitsportal stellt die BZgA einen Informationspool zu wichtigen Themen der Frauengesundheit zur Verfügung. Zentrales Element ist die Frauengesundheitsdatenbank, die thema­tisch strukturierte und fachlich geprüfte Informationen mit zahlreichen direkten Links anbietet. Aktuelle Meldungen und Terminhinweise ergänzen das Internetangebot.

Entsprechende Einrichtungen für Männergesundheit gibt es nicht. Hier zeigt sich schon die alleinige Ausrichtung auf Frauengesundheit. Macht man sich allerdings noch die Mühe und betätigt die Such­maschine, ergeben sich folgende Ergebnisse (Stand 08.06.09):

  • Frauengesundheit: 26 Treffer
  • Mädchengesundheit: 3 Treffer
  • Männergesundheit: 0 Treffer
  • Jungengesundheit: 0 Treffer

Letztendlich lässt sich zwar doch etwas zum Thema Männergesundheit finden, dazu muss man sich allerdings erst ins Frauengesundheitsportal begeben und dort im Suchfeld „Männergesundheit“ ein­geben. Welcher Mann kommt aber schon auf die Idee, im Bereich „Frauengesundheit“ nach „Männer­gesundheit“ zu suchen? Dies zeigt, wie empathielos das Thema von den Verantwortlichen der BZgA abgehandelt wird.

Fazit
Die vorgefundene Ignoranz bezüglich Männergesundheit auf der Internetpräsenz der BZgA ist unge­rechtfertigt und skandalös. Die BZgA ist damit ein Paradebeispiel für die Doppelmoral deutscher Ge­schlechterpolitik, die geprägt ist von einer völligen Gleichgültigkeit gegenüber den Anliegen von Jun­gen und Männern. Hier zeigt sich das wahre Gesicht von Gender Mainstreaming, das seinem be­haupteten Anspruch, auch die Anliegen von Jungen und Männern berücksichtigen zu wollen, in der Praxis nicht einmal ansatzweise gerecht wird. Mit dieser einseitig ausgeprägten geschlechtersensib­len Gesundheitspolitik kommt die BZgA ihrem vom Steuerzahler finanzierten Auftrag nicht nach. Sie fördert stattdessen durch Vernachlässigung des Themas Männergesundheit die Nachlässigkeit der männlichen Gesundheitsvorsorge, weil sie schon männlichen Jugendlichen und jungen Männern suggeriert, Männergesundheit sei unwichtig. Die BZgA ist damit DAS Negativbeispiel in Sachen Männergesundheit im Rahmen unserer Untersu­chungen.

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