Männergesundheit – (k)ein Thema?

von Dr. Bruno Köhler

Vorsorge und Früherkennungsverhalten von Männern

Das Vorsorgeverhalten von Männern bezüglich der generellen Vorsorgeuntersuchung ab 35 („Check­up-35“) ist entgegen der allgemeinen Meinung nicht sehr viel schlechter als die der Frauen. 10,7% der Männer im Gegensatz zu 12,7% der Frauen nutzen zu Beginn diese allgemeine Vorsorgeunter­suchung [5] . Dieses Verhältnis wird mit zunehmendem Alter sogar noch besser zugunsten der Männer. Relativ gesehen, sieht es hier also für Männer gar nicht so schlecht aus. Absolut gesehen ist die Nut­zung des Check-up nur von jedem 10. Mann jedoch schlecht. Noch schlechter sieht es allerdings bei der Krebsfrüherkennung aus. Hier ist der Anteil der Männer, die diese nutzen, signifikant geringer als der Anteil der Frauen. Nur etwa jede 2. Frau (über 20) und etwa jeder 5. Mann (über 45 Jahren) nutzt die Früherkennung. Woher kommt das? [6]

Einen erheblichen Anteil an der geringeren Bereitschaft, die Früherkennung in Anspruch zu nehmen, hat die unterschiedliche Vorsorgesozialisation von Frauen und Männern. Frauen gehen schon ab der Pubertät regelmäßig zu Frauenärzten. Ab 20 beginnt dann bei Frauen schon die gesetzliche Krebs­früherkennung. Bei Männern beginnt die gesetzliche Krebsfrüherkennung erst ab 45, also ein Viertel­jahrhundert später! Ausnahme ist mittlerweile das seit Juli 2008 gültige Hautscreening ab 35 für Frau­en UND Männer.

Auf Grund dieser Rahmenbedingungen ist es verständlich, dass sich bei Frauen und Männern eine unterschiedliche Vorsorgementalität entwickelt. Für Frauen ist der regelmäßige Gang zum Arzt ohne konkrete Beschwerden wesentlich selbstverständlicher als für Männer. Zudem gibt es keine Männer­ärzte als Pendant zum Frauenarzt. Zwar gibt es die Zusatzweiterbildung „Andrologie“. Einen „Män­nerarzt“ oder auch einen „Facharzt für Männerheilkunde“ kennt die Weiterbildungsordnung allerdings – bundesweit – nicht. So wurde die Bezeichnung „Männerarzt“ sogar schon gerichtlich untersagt. [7]

Mittlerweile werden Frauen regelmäßig per Brief zur Mammographie eingeladen. Männer warten auf eine Einladung zur Prostatakrebsuntersuchung vergeblich.

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